Von Iris Schmidt
Hier kann man was? Snoezelen? Dieses Wort muss man sich buchstabieren lassen. Gesprochen wird es „Snuuseln“ und man denkt an etwas Gemütliches. Das Wort hat dennoch einen fremdartigen Klang und gibt seine Bedeutung auch nicht mit Hilfe von Assoziationen preis.
„Snoezelen“ übersetzt Schulleiter Klaus Zeibe aus dem Holländischen, „das ist eine Mischung aus Entspannen, Dösen, Schnüffeln, Hören, Tasten und Erholen“. Deshalb gibt es hier auch ein Warmwasserbett mit eingebauten Lautsprechern. Die übertragen die Schallwellen auf den Körper des Kindes, das dort gerade ruht. Auch eine Blubbersäule sendet Reize aus, der Wolkenhimmel aus Tüll vermittelt Geborgenheit. Johannes Pydde ist 17 Jahre alt, Schüler der Förderschule. Er leidet unter Autismus und war gestern von einem leuchtenden Vorhang total begeistert. Er wollte die einzelnen Schnüre gar nicht mehr aus der Hand lassen. Peggy Jakob sitzt im Rollstuhl und reagiert besonders auf Musik. Sie hebt den Kopf und lauscht. Lehrerin Marlis Zscheischler ist mit ihren Schützlingen die Erste, die in den Genuss des neuen Raumes kommt. Sie freut sich mit ihnen und kommentiert: „Einfach toll“.
Der Snoezelen-Raum befindet sich im Erdgeschoss der Förderschule, wird hier Sinnesraum genannt. Sphärische Musik erklingt. Zuerst die verfremdete „Kleine Nachtmusik“, die sich dann förmlich in ihre Bestandteile auflöst.
Faszinierend: Schillernde Kreise an der Wand
Die Klänge führen den Blick der behinderten jungen Leute durch den Raum. Sie entdecken die Projektionen an der Wand: tanzende, in den Regenbogenfarben schillernde Kreise.
Die Gäste bei der Eröffnung sind von der Gestaltung, den Farben und dem ganzheitlichen Entspannungsangebot sehr angetan. Gerade für die Epileptiker und die mehrfach behinderten Schüler der Förderschule ist es überlebenswichtig, sich richtig zu entspannen, weiß der Fachmann, Schulleiter Zeibe. Er kennt diese Methode aus dem Nachbarland: „Dort geht fast jeder in einen solchen Raum, sind sie Bestandteile von Sportzentren und Freizeiteinrichtungen. Solche Räume haben sich in Holland für jedermann bewährt, einfach weil die Atmosphäre gut tut“.
Nur mit Hilfe der Spendenaktion des Bayrischen Rundfunks „Sternstunden - wir helfen Kindern“ war die Einrichtung dieses Spezialzimmers möglich. Der eingetragene Verein engagiert sich seit gut einem Jahr hier in Kleinwachau in der Schule und hat für den Sinnesraum 8 000 Euro zur Verfügung gestellt.
72 Jungen und Mädchen sind in der modernen Förderschule gut aufgehoben. Sie wohnen zum Teil im Epilepsiezentrum, viele kommen aber auch aus rund 20 verschiedenen Städten und Dörfern der Umgebung mit dem Schulbus. Die Gesamtkosten für diese Einrichtung liegen bei rund 4 Millionen Euro. Darin war der Snoezelen-Raum nicht enthalten. An der Finanzierung haben sich das Sächsische Kultusministerium, der Landkreis Kamenz und das Epilepsiezentrum als Schulträger beteiligt. Auch das Stollengeld einiger Jahre ging an die Einrichtung der Diakonie. Von den Lions-Clubs aus Radeberg und Kamenz gab es je einen Scheck. Außerdem engagierten sich dankenswerterweise viele Radeberger über die ganz private Schiene mit Spenden.