Im Sommer purzeln die Dorfjubiläen

Im Jahr 1220 wurde die Lampertswalder Kirche an das Kreuzkloster in Meißen übertragen, beurkundet im Beisein einer stattlichen Zeugenschar aus der näheren Umgebung. So kam es, dass die Namen der Dörfer Linz, Blochwitz, Oelsnitz, Mühlbach und Schönborn erstmals in einem historischen Dokument auftauchten. „Die Urkunde liegt in Dresden im Staatsarchiv“, erklärt der Linzer Ortschronist Frank Schneider. Sicher seien die Dörfer älter, aber aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert gebe es keine schriftlichen Überlieferungen.
Im Umfeld von Schneiders Heimatort etwa weisen Bodenfunde darauf hin, dass die Gegend schon mindestens seit der Jungbronzezeit besiedelt war, also seit etwa 3000 Jahren. Aber für Jubiläumsfeiern braucht man einen konkreten Zeitpunkt, und deshalb wird von Mai bis September gleich fünfmal gefeiert. Den Anfang macht Blochwitz vom 21. bis 24. Mai. Danach folgen Schönborn (5. bis 7. Juni), Oelsnitz (26. bis 28. Juni), Linz (17. bis 19. Juli) und Quersa/Brockwitz/Mühlbach (10. bis 13. September).
Das Dörfchen Linz, heute Ortsteil der Gemeinde Schönfeld, bereitet sich schon seit Monaten auf das Jubiläum vor. „An der Festschrift arbeite ich seit Oktober 2018“, erklärt Frank Schneider. Sie wird es auf stattliche 60 Seiten bringen und als Broschüre erhältlich sein. Der Hobby-Historiker hat im Vorfeld der 800-Jahrfeier eine Vortragsreihe ins Leben gerufen. Unter der Überschrift „Linzer Leben, Linzer Leute – früher, gestern und heute“ gibt es eine ganze Reihe von Themenabenden.
Am Freitag, 21. Februar, etwa wird es um 19 Uhr im Dorflokal „Palmbaum“ um die Landwirtschaft gehen. Frank Schneider hat auch eine Tassen-Kollektion mit historischen Ortsmotiven und einem Jubiläums-Logo fertigen lassen, die bereits zum Verkauf angeboten wird. Älteste Ansicht ist die alte Dorfmühle, zu der die Linzer einen besonderen Bezug haben. Stammt doch der Ortsname „Linz“ aus dem Slawischen, wo er soviel wie „Mühlchen“ bedeutet.
„Die Idee war, den Leuten ein Erinnerungsstück anzubieten, das nicht im Regal verstaubt, sondern einen Gebrauchswert hat“, erklärt Frank Schneider. „Und es funktioniert – vor Weihnachten wurden uns die Tassen förmlich aus der Hand gerissen.“ Der Verkaufserlös soll komplett für die Finanzierung der 800-Jahrfeier eingesetzt werden.
Momentan ist das Linzer Festkomitee dabei, den Veranstaltungsplan für das Jubiläums-Wochenende festzuzurren. Klar ist schon, dass der Sonnabend ein Tag der offenen Höfe werden wird. Etliche Einwohner haben sich bereiterklärt, ihre Grundstücke für Interessierte zugänglich zu machen. Im Jugendklub wird eine Ausstellung an den Linzer Maler Curt Frohberg erinnern. Zwar nicht mit den Originalbildern, aber etliche davon konnten aufgespürt und abgelichtet werden.
Die Fotokopien stammen vom Australier Nick Haggarty, der mit einer Linzerin verheiratet ist und mit seiner Porträtserie von den Dorfbewohnern den Ort überregional bekannt gemacht hat. Natürlich wird es zum Jubiläum auch einen Festakt geben, bei dem ein Gedenkstein enthüllt wird. Und auf dem Gutsgelände eine Festmeile zum Thema Landwirtschaft. Ein Jubiläumsumzug hingegen ist nicht geplant. „Die Linzer sollen das Festwochenende richtig miterleben und genug Zeit zum Feiern haben“, sagt Frank Schneider.
Eine Idee will der Ortschronist zum Schluss noch loswerden. Er könne sich vorstellen, mit Vertretern aus den anderen Jubiläumsdörfern nach Dresden ins Staatsarchiv zu fahren, um die Urkunde in Augenschein zu nehmen, in der alle erstmals erwähnt wurden. „Wer wäre nicht begeistert“, sagt er, „wenn er so ein 800 Jahre altes Dokument im Original vor sich sieht?“