Im Taxi durch schwere Zeiten

Hoyerswerda. Arnold Prüfer ist Chef von 34 Mitarbeitern und Herr über 24 Fahrzeuge. Die Firma Taxiruf Hoyerswerda ist das größte Taxi-Unternehmen der Stadtregion Hoyerswerda. Und sie hat bessere Zeiten erlebt. Arnold Prüfer hat die Hälfte seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und 13 Fahrzeuge versicherungstechnisch abgemeldet. Er braucht sie momentan nicht. Denn wenn Bundes- und Landesregierung so weitreichende Beschränkungen erlassen wie in den letzten Wochen, dann bricht vermeintlich normaler Alltag zusammen. Schulen und Einrichtungen schließen, Menschen bleiben daheim. Die Taxiunternehmen haben kaum noch jemanden zu transportieren. Dabei steht die Firma im Hoyerswerdaer Industriegelände auf mehreren Säulen. Neben dem klassischen Taxi-Geschäft sorgen Fahrten im Bereich des Schülerverkehrs, der Transport des Schüleressens von der Cateringfirma zu den Schulen und die tägliche Personenbeförderung zu den Lausitzer Werkstätten und zurück für beständige Einnahmen. Jedenfalls bis zur Coronakrise. Jetzt sind kaum Schüler in den Schulen und schon gar nicht die, die auch an der Schulspeisung teilnehmen. In den Lausitzer Werkstätten darf wie in den anderen Behinderteneinrichtungen kaum jemand arbeiten. „Von einst 14 Touren sind aktuell drei kleine geblieben“, sagt Arnold Prüfer.
Und der Mann kennt das Geschäft. Die Firma Taxi Prüfer wurde zu Wendezeiten in Wittichenau gegründet. 1998 schlossen sich drei Taxi-Unternehmen zur Taxiruf GbR zusammen, hatten ihren Sitz im Bahnhofsgebäude. Heute sitzt die Zentrale in der Straße E im Industriegelände. Und Arnold Prüfer, der die Geschäfte 2013 vom Vater übernahm, übernahm 2018 auch den letzten verbliebenen Mitgesellschafter der GbR. Jetzt erlebt der 41-Jährige die größte Krise: „Es ist alles nicht so einfach. Ich gucke von einem Tag auf den anderen.“ Er spricht von derzeit 75 Prozent Umsatzeinbußen im Monat. Wie viel Personal muss er jetzt wann vorhalten, was ist absehbar, was nicht? Das Anruf-Sammel-Taxi im Auftrag der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda läuft. Immerhin nehmen die Patientenfahrten zu Fachärzten wieder zu. Verlass war in den letzten Wochen auch auf Fahrten zu Bestrahlungen und der Dialyse. Kunststoffabtrennungen hat er in seinen Autos nicht einbauen lassen. Aber nach jeder Fahrgastbeförderung werden Griffe und andere Bereiche des Autos desinfiziert. Fahrgäste sollen hinten sitzen. Sind mehrere an Bord, muss Mundschutz getragen werden. Auch die Fahrer sind dazu verpflichtet. Wenn Sie eine Leerfahrt machen, muss der Schutz aber wieder ab. Wie alle anderen Kraftfahrer auch darf man am Steuer nicht vermummt sein …
Arnold Prüfer würde es freuen, wenn die Schulen regulär öffnen und in der Gastronomie ein wie auch immer gearteter Betrieb startet. Denn das würde wieder Fahrten am Wochenende mit sich bringen. (US)