Von Ingolf Seifert
Großbaustelle Bundesstraße 170 am Morgen. Eine endlose Autokolonne kriecht die Bergstraße hoch. Ich trommle mit den Fingern auf mein Lenkrad, auf dem Beifahrersitz neben mir hat Michael Stritzke vom Autobahnamt Sachsen Platz genommen. Er wird mir heute früh erklären, wie der Ausbau der B 170 zum vierspurigen Autobahnzubringer vorangeht.
Hinter der Technischen Universität Dresden macht die Bergstraße einen Schlenker nach rechts. Geradeaus schaufeln sich Bagger in die Erde. „Die graben eine Rinne, in der die B 170 die Südhöhe überqueren wird“, erklärt mir Michael Stritzke. „Wozu eine Rinne?“, frage ich. „Weil sich auf der Südhöhe B 170 und Kohlenstraße treffen“, antwortet Stritzke. „In Zukunft soll sich der Verkehr auf beiden Straßen ohne Ampel kreuzen. Deshalb verlegen wir sie in verschiedene Stockwerke: die Bergstraße (B 170) ins Untergeschoss - in die Rinne, die wir baggern; die Kohlenstraße ins Obergeschoss: Sie wird die B 170 über eine Brücke queren.“
Wir fahren rechts an der Kreuzungsbaustelle vorbei. Die Verkehrsschilder leiten uns über die „Nordwestrampe“ – eine von vier künftigen Ausfahrten zwischen B 170 und Kohlenstraße. Dann stehen wir an der Kreuzung. Links entsteht die neue Brücke. „Die werden wir im August für den Verkehr über die Kohlenstraße freigegeben, sagt Stritzke.
Hinter der Kreuzung säumt ein Erdwall mit einer Schallschutzwand die B 170. Er soll das Plattenbauviertel Dresden-Südhöhe vor dem Verkehrslärm schützen.
Wo die Meeraner Straße in die Bundesstraße einmündet, werde eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer die Trasse überqueren, sagt Stritzke. Zu sehen ist von dem Bauwerk noch nichts.
Hinter der Südhöhe beschreibt die B 170 einen weiten Halbkreis um das Kaitzer Loch nach Bannewitz. Unterwegs schlägt die halbfertige Straße immer wieder „Haken“: In Schlängellinie gehts mal nach links, mal nach rechts. „Das liegt daran, dass wir bauen müssen, während der Verkehr rollt“, sagtStritzke. „Wir können die Straße immer nur abschnittsweise in einer Fahrtrichtung ausbauen, nicht in beide Richtungen gleichzeitig. Deshalb müssen wir die Autofahrer ständig umleiten – vorbei an den Abschnitten, die im Bau sind, über die schon fertigen Teile.“
Im Kaitzgrund stoppt uns die nächste Ampel. Hier zweigt die Stuttgarter Straße nach rechts ab Richtung Coschütz. „Wir verlegen die Straße um einige Meter nach Süden“, sagt Stritzke. Sinn der Aktion ist folgende künftige Verkehrsführung: „Wer in Zukunft nach Altkaitz will, fährt von der B 170 auf die neue, umverlegte Stuttgarter Straße, biegt dann gleich wieder nach rechts ab und fährt unter der B 170 hindurch nach Altkaitz.“
Zschauke-Brücke ist größtes Bauwerk
Nach dieser Erklärung schaltet unsere Ampel auf grün. Über ein provisorisches Straßenstück geht’s weiter. Ich sehe nach rechts: Dort entsteht die künftige B-170-Brücke über den Kaitzbach. Links taucht die Brücke über die Zschauke auf – ein Gebirgsbach, der hier in den Kaitzgrund fließt. „Mit 90 Metern Spannweite ist die Zschauke-Brücke das größte Bauwerk entlang des Zubringers“, sagt Stritzke. Ein Teil der Fahrbahnplatte steht schon auf den Pfeilern. Wir fahren über die „alte“ B 170 rechts an der Brücke vorbei. Die Straße führt hier über einen Damm, der die Zschauke aufstaut, wenn sie Hochwasser führt. Über einen Schieber wird das Wasser dosiert in den Kaitzgrund abgelassen. „Den Damm lassen wir natürlich unversehrt“, sagt Stritzke.
Die Zschaukebrücke liegt gerade hinter uns, da zweigt von der B 170 eine breite Piste aus Sand und Beton nach rechts ab. Wir sind am Ziel. „Das ist die künftige A-17-Auffahrt“, sagt Stritzke. Die B-170-Brücke über die A 17 ist schon fertig. Die Erdarbeiten für die Autobahnzufahrt seien abgeschlossen. Die Straßenbauer liegen gut im Zeitplan. Die nervige Zick-Zack-Rallye nach Bannewitz habe bald ein Ende. „Termin der Verkehrsfreigabe für die vierspurige B 170 ist Dezember 2003“, sagt Stritzke.