Einen Zoo zu betreiben, heißt, in Generationen zu denken“, hat mir ein geschätzter und verdienter Kollege aus unserem Zoo vor vier Jahren zu meinem Dienstantritt mit auf den Weg gegeben. Insofern ist jedes gute Jahr für den Zoo auch ein gutes für mich.
Ich kann aus tiefstem Herzen sagen: 2007 war eins. Allein wenn ich daran denke, dass der Dresdner Stadtrat fraktionsübergreifend sich im vergangenen Frühjahr zum Zoo bekannte und mit überwältigender Mehrheit für seine langfristige Sanierung und Modernisierung stimmte – dass die NPD dagegen war, kann ich verkraften. Damit stand nichts mehr im Wege, ganz im Sinne des anfänglichen Zitats, damit zu beginnen, unseren Zoo auch für zukünftige Generationen modern und attraktiv zu gestalten.
Tierpaten weiter gesucht
Ich bin wie die Zoobesucher sehr glücklich über den Neubau der Löwen- und Karakalanlage sowie die Sanierung des Felsens am Robbenteich. Jago und Layla, unsere beiden neuen Löwen, haben sich inzwischen sehr gut eingelebt. Mit etwas Glück können wir auf einen Wurf junger Löwen hoffen.
Im Oktober haben wir dann eine Baumaßnahme in Angriff genommen, die schon Prof. Dr. Ullrich vorgeplant und durchdacht hat: den Neubau einer Futtermeisterei. Bei der Planung und Gestaltung dieser Anlage haben wir glücklicherweise auf die Erfahrungen anderer Zoos, wie z.B. des Zoologischen Gartens Leipzig, zurückgreifen können. Die Fertigstellung soll jetzt im Frühjahr erfolgen und die Logistik innerhalb des Zoos deutlich verbessern.
Richtig schön ist auch, dass endlich die Vorbereitungen für den Neubau unserer Giraffen- und Zebraanlage laufen. Die Anlage für unsere neuen Langhälse soll im August/September 2008 eröffnet werden. Erstmals seit 1984 werden dann wieder Giraffen im Dresdner Zoo zu sehen sein.
Und dann gibt es noch einige Zahlen, die mich stolz machen und ein positives Resümee für 2007 zulassen: Mit nahezu 600000 Besuchern und über 11000 verkauften Jahreskarten haben die Dresdner dem Zoo trotz der vielfältigen Baumaßnahmen auch in diesem Jahr die Treue gehalten. Sicher tragen die zahlreichen Berichte in der Sächsischen Zeitung über uns ebenso dazu bei, das Interesse zu erhalten, wie die über 50 Folgen der „Dresdner Schnauzen“ im ZDF. Die Serie sahen täglich rund 1,3 Mio. Zuschauer. Sie erfuhren dabei einiges über die Eingewöhnung der Brazza-Meerkatzen, die Entwicklung unseres Zebrafohlens und vor allem über die Handaufzucht von Manolo, dem kleinen Kaiserschnurrbarttamerin.
Neben der Arterhaltung – wir arbeiten derzeit in 34 Erhaltungszuchtprogrammen aktiv mit – ist die Vermittlung von Wissen die zweite große Aufgabe des Dresdner Zoos. Mit fast 20000 Schulkindern gehört die unter Prof. Dr. Ullrich gegründete Zooschule zu den erfolgreichsten der Republik. Die Besonderheiten und Zusammenhänge in Natur und Tierwelt werden hier unseren jungen Zoobesuchern aktiv und anschaulich vermittelt. Mit dem Regionalschulamt Dresden haben wir dankenswerter Weise den Erhalt und Fortbestand dieser wichtigen Einrichtung auch weiterhin absichern können.
Diese Verbundenheit der Dresdner zu „ihrem“ Zoo zeigt sich auch eindrucksvoll in der Entwicklung unseres Fördervereins, der inzwischen 350 Mitglieder zählt, viel ehrenamtliches Engagement zeigt und einen Zuschuss von 400000 Euro zum Neubau der Giraffen- und Zebraanlage einbringt. Ich würde mich freuen, wenn ich auch in Zukunft viele Dresdner und Dresdnerinnen als Tierpaten und Fördermitglieder bei uns im Zoo begrüßen könnte. Tierpaten haben wir übrigens bisher an die 200.
In diesem Zusammenhang gab es 2007 auch ein sehr schmerzliches Ereignis: den Tod von Ibis-Hoteldirektor Dominique Gernand. Ich habe Herrn Gernand als engagierten Freund und Partner des Dresdner Zoos und Tierpaten für die heiligen Ibisse kennenlernen dürfen. Sein Tod hat mich sehr betroffen gemacht.
Fast so beglückend wie die Entwicklung der eigenen Kinder ist die unseres Zoo-Nachwuchses. Der kleine Elefantenbulle Thabo-Umasai konnte seinen ersten Geburtstag feiern. Mit nun fast 900 Kilo entwickelt er sich langsam aber sicher zu einem richtigen Elefanten. Die Neugestaltung der Pinguinanlage mit Unterwassereinblick hat vermutlich dazu beigetragen, dass wir in diesem Jahr erstmals wieder fünf junge Pinguine aufziehen konnten. Die Nachzuchten bei den Grünflügelaras und den Nimmersattstörchen waren für unsere Tierpfleger besondere zoologische Glanzpunkte im jetzt abgelaufenen Jahr.
Vertrag verlängert
Übrigens unternehmen die Tierpfleger auch in der Freizeit viel, um fit zu bleiben. Die Zoofußballmannschaft hat nach Jahrzehnten mal wieder einen Riesenpokal bei Eintracht Dobritz gewonnen. Wir trainieren auch weiterhin kräftig.
Überdenkt man das vergangene Jahr, so kommt man unweigerlich auch zu ein paar ganz persönlichen Erfolgen. Für mich zählt dazu, dass ich mein Gewicht nicht signifikant verändert habe. Doch Spaß beiseite. Es gibt schon Dinge, auf die ich stolz bin: Ich habe mein nebenberufliches und selbstfinanziertes MBA (Master of Business Administration) -Studium mit dem Schwerpunkt Kulturmarketing mit der Note „sehr gut“ abgeschlossen. Und ich habe meinen Vertrag in Dresden im Dezember um fünf Jahre verlängert und freue mich, weiter mit dieser tollen Mannschaft arbeiten zu dürfen.
Da fällt mir gleich ein Ziel für 2008 ein: Ich möchte im Zoo endlich mehr Besucher vermelden können als die Dampfschifffahrt, deren Kapitän, Herrn Lohnherr, ich in den vergangenen Jahren sehr schätzen gelernt habe.