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Immer Bauverzug bei Dresdens Brücken

In den letzten Jahren wurde keine Elbebrücke pünktlich fertig. Das setzt sich bei aktuellen Projekten fort.

Von Peter Hilbert
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Auf 355 Metern überspannt die Augustusbrücke die Elbe. Die Sanierung der alten Brücke dauert länger. Bei Dresdner Elbebrücken ist das eher die Regel.
Auf 355 Metern überspannt die Augustusbrücke die Elbe. Die Sanierung der alten Brücke dauert länger. Bei Dresdner Elbebrücken ist das eher die Regel. ©  Rene Meinig

Dresdner lieben ihre Elbebrücken Schließlich prägen diese Bauwerke ganz entscheidend das Bild im Elbtal. Wie sehr sie ihre Stadt lieben, zeigte sich auch am erbitterten Streit um die Waldschlößchenbrücke. Eigentlich sollten die Autos nach dreieinhalbjähriger Bauzeit ab 1. Juni 2011 über die Waldschlößchenbrücke rollen. So sah es zumindest der ursprüngliche Zeitplan vor. Doch daraus wurde nichts. Der geplante Endtermin platzte in regelmäßigem Rhythmus. Der Bau dauerte fast sechs Jahre. Durch die neue Brücke wurde es aber möglich, die Brückennachbarn zu sanieren, ohne dass es zum Verkehrskollaps kommt. Eine Konstante gibt es seitdem bei Elbebrücken immer: Bauverzug.

Die Augustusbrücke: Straßenbahnen rollen zwei Jahre später

Die Augustusbrücke muss dringend saniert werden. Zumindest darin waren sich die Dresdner einig. Die Arbeiten begannen im April 2017. Damals war noch geplant, dass sie bis März 2019 abgeschlossen werden. Doch daraus wurde nichts. Zuerst musste die Fertigstellung auf Ende 2019 und dann auf Sommer 2020 verschoben werden. Jetzt geht es so weiter. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) kündigte diese Woche an, dass auch dieser Zeitplan nicht mehr zu halten ist. Er rechnet damit, dass die Sanierung nicht vor dem Sommer 2021 fertig wird, sodass erst dann wieder Straßenbahnen rollen können.

Begründet werden die Verzögerungen mit den zahlreichen Überraschungen an dem alten Bauwerk.

Die Albertbrücke: Letzte Arbeiten erst ab 2021 möglich

Dreimal verschoben werden musste die geplante Freigabe der Albertbrücke. Im Mai 2014 hatten die Arbeiten begonnen. Schon im Juni 2015 sollten die Autos zumindest wieder in eine Richtung darüber rollen. Doch erst über ein Jahr später wurde sie im September 2016 freigegeben. Ein wesentlicher Grund dafür war die verzögerte Montage der Doppelgeländer, die deutschlandweit für Kopfschütteln gesorgt hatten.

Seit vergangenem Jahr wird noch die Brückenunterseite saniert, die erst austrocknen musste. Die letzten drei Bögen über der Elbe kommen aber erst später an die Reihe. Wegen der Hängegerüste wird es eng, sodass eine Fahrspur wegfällt. Deshalb kommt erst der elbaufwärts liegende Teil der Carolabrücke an die Reihe. So können die Bogen-Unterseiten über der Elbe erst ab 2021 saniert werden.

Die Carolabrücke: Geplanter Baubeginn wegen fehlendem Zuschuss geplatzt

Die Carolabrücke muss aufgrund der starken Schäden dringend saniert werden. Geplant war, dass die Arbeiten am elbaufwärts liegenden Teil Ende August beginnen. Doch der Zeitplan ist nicht zu halten. Die Stadt hatte beim Freistaat einen Zuschuss von 3,9 Millionen Euro beantragt. Doch der wird dieses Jahr nicht bewilligt. Der Baubürgermeister will dennoch eine Lösung für einen schnellen Baubeginn an der Carolabrücke finden. Jetzt soll das Geld von anderen Bauprojekten abgezwackt werden. Wird es vom Stadtrat bestätigt, könne die 14-monatige Sanierung im November beginnen.

Das Blaue Wunder: Hauptaktion wird immer weiter verschoben

Das Blaue Wunder ist bereits 126 Jahre alt. Doch seine Sanierung verzögert sich immer weiter. Vor fünf Jahren war noch geplant, dass die Loschwitzer Brücke bis 2017 mit einem neuen Anstrich frischen Rostschutz bekommt. Aber bisher ist gerade mal der elbaufwärts liegende Fußweg saniert, am elbabwärts liegenden Pendant wird derzeit gearbeitet. Diese Woche kündigte der Baubürgermeister an, dass die kombinierten Stahlbau- und Korrosionsschutzarbeiten erst 2021 beginnen können. Als Grund führte er die Finanzierung des bis zu 27 Millionen Euro teuren Großprojektes an, die noch unklar ist. Kommen wie beim derzeitigen Fußwegbau keine Zuschüsse, müsste die Stadt alles selbst bezahlen. Klappt alles, dauert diese Hauptaktion fünf Jahre. Doch auch nach dem neuen Anstrich sind viele Arbeiten nötig, so an den Ankerkammern, den Pfeilern und Lagern sowie der Straße. Bisher war geplant, die komplette Instandsetzung bis 2030 abzuschließen. Bereits bei den bisherigen Verzögerungen ist das kaum noch zu schaffen.

Das Vorbild: Flügelwegbrücke in drei Jahren termingerecht neu gebaut

Gut geklappt hatte hingegen der Neubau der Flügelwegbrücke. Das alte Bauwerk von 1930 wurde von 2001 bis 2004 durch eine moderne Stahlverbundbrücke ersetzt. Die Stadt und das Bauteam hatten Hand in Hand gearbeitet. Für alle Probleme wurde eine Lösung gefunden. Doch das ist 15 Jahre her. Auch andere Brücken wurden pünktlich fertiggestellt, argumentiert der Baubürgermeister und führt die Bauwerke am Frauensteiner Platz, an der Prießnitz-aue und die Radwegbrücke über den Niedersedlitzer Flutgraben an. Immerhin gebe es 310 Brücken in Dresden. Die SZ hakte nach, ob denn durch gute Vorbereitung Bauverzug künftig ausgeschlossen werden kann. „Diese Garantie kann niemand geben“, räumt er ein. Viele Brücken seien denkmalgeschützt. Bei ihnen könne es immer wieder Überraschungen geben, wenn sie geöffnet werden. „Im Zweifel gehen Sorgfalt und Qualität vor Schnelligkeit“, erklärt er. Die Brücken würden schließlich für viele Jahrzehnte saniert.