Von Iris Schmidt
Carsten müht sich und er gibt nicht auf. Der Junge aus der fünften Klasse der Weixdorfer Mittelschule ist auf dem Sportplatz und dreht mit seinem Vater ein paar Runden. Ein lockerer Trab ist zwar anstrengend, aber so verbrennt man manche Kalorie. Leider habe sein Sohn das nötig, so Wieland Große ganz leise. Er dämpft die Stimme, denn er will „den Jungen ja motivieren und nicht entmutigen“. Zehn Kilo könnten bei seinem Filius runter, aber das bedeutet harte Arbeit. Auch der Vater ist nicht spindeldünn. „Wir müssen einfach gemeinsam etwas tun“, haben sich die beiden Männer vorgenommen.
Hier im Rödertal sieht man Kinder wieder Rad fahren, Fußball spielen und durch die Gegend stromern. Bei denen, die rennen und toben, Sport treiben und sich aktiv betätigen, besteht nicht die akute Gefahr als Pummelchen durch die Gegend zu laufen. Aber laut wissenschaftlichen Studien sind bereits mehrere hundert Kinder in Deutschland am so genannten „Altersdiabetes“ erkrankt, der früher nur bei über 50-Jährigen festgestellt wurde. Er wird eng in Zusammenhang mit Fettleibigkeit (Adipositas) gebracht. Dass unsere Kinder zu dick sind, ist also nicht nur ein optischer Eindruck.
Jugend-Diabetes hat um 50 Prozent zugenommen
Leider bestätigt sich dieser Trend bei einer Nachfrage im Landratsamt Kamenz. Schuluntersuchungen der letzten Jahre haben ergeben: Waren noch 1994 in der fünften Klasse rund drei Prozent der Schüler fettsüchtig, waren es im Jahr 2000 schon gut zehn Prozent. Sachsenweit sogar zwölf. Daraus resultiert, dass auch der typische Jugend-Diabetes in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent zugenommen - so wiederum die Statistik. Mittlerweile leiden in Deutschland 20 000 Menschen unter 15 Jahren an dieser Krankheit. Und es steht fest: Diabetes tritt bei Menschen mit Fettleibigkeit bis zu 90 Mal häufiger auf, als bei Schlanken. Nur Prävention, also Vorbeugung, kann die Devise sei.
Eltern über Ernährung aufklären
Informationen sind das A und O, das betont auch Ulrike Menzel vom Kamenzer Gesundheitsamt. Nach jeder Schuluntersuchung bekommen die Eltern eine Information. „Da steht dann schon einmal drauf: Bitte Gewicht kontrollieren“, so die Medizinerin. Ein gesundes Mittagessen ist nach ihrem Verständnis viel mehr wert, als ständige Nascherei. Sie spricht jedoch vom Familienproblem und nicht vom Problem der Kinder. Das sehen auch die Lehrer an der Pestalozzi-Schule in Radeberg so. Zur Mittagszeit liefert die Firma Eiring aus Neustadt in Sachsen rund 90 Portionen Mittagessen an diese Schule, in die rund 400 Kinder gehen... In dieser Woche stand ein gesunder Bohneneintopf auf dem Speiseplan, auch gefüllte Paprikaschoten und ein Salat. Nicht schlecht, findet Schulleiter Bernd Brückmann. Auch mit dem Zuspruch ist er zufrieden. „Allerdings sind die höheren Klassen schlechter vertreten“, weiß er. „Das Ernährungsverhalten wird bereits im frühen Kindesalter geprägt und häufig ein Leben lang beibehalten“, so der erfahrene Pädagoge.
Wenn kleine Esser groß werden, dann nehmen Sie in der Länge und natürlich auch in der Breite zu. Ernährungswissenschaftler weisen darauf hin, dass das nicht immer gleichmäßig, sondern in Schüben passiert. Deshalb ist es im Einzelfall nicht leicht, zu beurteilen, ob ein Kind zu dick oder zu dünn ist. Das Geschlecht ist in diesem Zusammenhang unbedeutend.
Hier einige Angaben für Durchschnittsgröße und -gewicht von Kindern im Alter bis zu 14 Jahren:
Alter, Größe, Gewicht
2 Monate: 57 cm, 5 Kilo;
8 Monate: 70 cm, 8 Kilo;
2,5 Jahre: 91 cm, 13 Kilo;
5,5 Jahre: 112 cm, 19 Kilo;
8,5 Jahre: 129 cm, 27 Kilo
11,5 Jahre: 147 cm, 38 Kilo
14 Jahre: 163 cm, 51 Kilo. (Quelle: NDR)