Von Steffen Neumann
Die Umgebung ist malerisch. Aus dem Tal der Kamenice (Kamnitz) in der Böhmischen Schweiz führt die Straße von Hrensko (Herrnskretschen) steil in den kleinen Urlaubsort Janov (Jonsdorf) hinauf. Doch wer sich hier am kommenden Sonnabend mit dem Rad hochquält, hat keine Zeit zum Erholen. Fast drei Kilometer geht es immer nur bergan. Durchschnittlich sieben Prozent Steigung müssen überwunden werden, bis die Fahrer am höchsten Punkt im Ort den Bogen mit einem stilisierten Prebischtor durchfahren. Das Bergzeitfahren Janovský trhák (Jonsdorfer Reißer) erlebt in diesem Jahr schon seine vierte Auflage. Für Bürgermeister Frantisek Zachula, der zugleich Rennleiter ist, war das nicht abzusehen. Als die Idee für das Radrennen in seiner Pension Pastis geboren wurde, ging es eigentlich nur um einen Kasten Sekt unter den Männern des Dorfes. „Doch ich habe angeboten, dass wir ein richtiges Rennen für alle veranstalten. Und jetzt staune ich selbst, was daraus geworden ist“, erzählt Zachula.
Im letzten Jahr wurde mit 261 Fahrerinnen und Fahrern ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt. „Diesmal könnten es wegen des langen Winters etwas weniger werden“, vermutet Zachula. Doch 187 sind schon jetzt gemeldet und 40 bis 50 dürften am Renntag selbst noch einmal dazukommen. Sie reisen aus der näheren Umgebung an, aber auch aus Prag und Dresden. Mindestens ein Drittel sind inzwischen Deutsche. „Das liegt an der guten Kooperation mit dem Sebnitzer Radfahrerverein“, lobt Zachula. Letztes Jahr gewann sogar mit dem Pulsnitzer Thomas Haupt erstmals kein Tscheche das Rennen. Vielleicht auch, weil der zweimalige Sieger und Streckenrekordhalter Jan Matousek aus Ceska Lipa (Böhmisch Leipa) nicht dabei war. Doch für dieses Mal hat er sich wieder angemeldet. Es verspricht also spannend zu werden, zumal der Jonsdorfer Reißer auch in diesem Jahr wieder Wertungsrennen für den Elbe-Labe-Cup ist.
Doch das Zeitfahren hat vor allem Volksfestcharakter. Jeder kann mitmachen, egal, wie das Fahrrad aussieht. Sogar Tandems, Handbikes und ein Einradfahrer waren schon dabei. Die einzige Beschränkung ist das Mindestalter von 14 Jahren. Die Popularität des Rennens zeigt sich daran, dass es inzwischen Teil der offiziellen Eröffnung der neuen Tourismussaison in der Böhmischen Schweiz ist. „An diesem Tag wird unsere 300-Seelen-Gemeinde von 700 Besuchern bevölkert, das ist eine schöne Werbung für unser Dorf“, schwärmt Zachula. Und es ist noch viel Luft nach oben, wie er versichert: „Bis zu 500 Teilnehmer können wir problemlos starten lassen.“ Dann würden die Radler eben alle 20 Sekunden auf die Strecke geschickt, und nicht wie bisher jede halbe Minute.
Den Siegern winken Pokale, Kränze und Sachpreise. Jeder Teilnehmer erhält überdies eine Urkunde mit der Fahrtzeit.
Wer sich noch anmelden will, hat dazu am Sonnabend noch bis 8.30 Uhr in der Pension Pastis in Janov Gelegenheit. Kostenpunkt: 300 Kronen. Selbst wer schon gemeldet ist, sollte aber spätestens bis halb zehn anreisen, denn dann wird die Straße von Hrensko nach Janov gesperrt. Parkmöglichkeiten sind in Janov in ausreichender Zahl vorhanden. 10.01 Uhr heißt es: Start für den ersten Fahrer.
www.janovskytrhak.cz