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In Betonklotz zieht Leben ein

Heidenau. Das „Brunneneck“ ist endlich nicht mehr nur, was es lange Zeit war: eine leere Hülle.

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Von Gabriele Schrul

Das Hämmern der Bauleute direkt am „Brunneneck“ ist seit dem Sommer vorigen Jahres weithin hörbar im Mügelner Wohngebiet. Die Anwohner beäugten zunächst skeptisch, dann aber zunehmend immer neugieriger das Geschehen rund um den Plattenbau. Er wandelt sich immer mehr zu dem, was er einmal sein soll – ein Anziehungspunkt.

Ein erster Schritt ist bereits getan. Seit Montag zieht die Heidenauer Stadtbibliothek hierher um. Die Mitarbeiter haben es nicht weit, denn ihr bisheriges Domizil lag seit 15 Jahren gleich nebenan. Viel ist jetzt zu tun. Alle Utensilien darunter allein gut 31 500 Bücher – müssen verpackt, transportiert und am neuen Standort platziert werden. Muskelkater angesichts der ungewohnt körperlichen Arbeit bleibt da sicher nicht aus.

Die Bibliotheksleiterin Petra Hähnel nimmt’s gelassen. Sie und ihre Mitarbeiter freuen sich auf die neuen Räume im Erdgeschoss des „Brunnenecks“. Auf 440 Quadratmetern können sie sich ab dem 27. Mai, dem Eröffnungstag, ausbreiten. Wer die bisherigen Räume kennt, der weiß, was das für das Bibliotheksteam bedeutet. Allein das Büro maß nicht mal zehn Quadratmeter. Damit ist jetzt Schluss. „Schöne Arbeitsplätze für die Leser, eine große Kinderbibliothek, eine Veranstaltungsecke, die bis zu 40 Leuten Platz bietet – all das findet sich im neuen „Brunneneck“. Von Anfang an ungenutzt, bot der Betonklotz immer wieder Anlass zur Kritik. Seit dem Sommer 2004 haben hier Bauleute im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft „Elbtal“ (WGE) Heidenau das Sagen. Der Bauherr nahm nach langjährigen Berg- und Talfahrten in der Planung und Finanzierung damals endlich die Hürden. Jeweils ein Drittel der Summe steuern der Bund, das Land Sachsen sowie die Stadt Heidenau bei. Für den WGE-Vorstand Frank Oelke stand von Anfang an fest: „Wir kommen nicht umhin, für das Wohngebiet etwas zu machen. Es ist wichtig, dass sich die Leute hier wohlfühlen.“ Die Genossenschaft verfügt über 600 Wohnungen in Mügeln. Gerade ist unmittelbar neben dem „Brunneneck“ auch der Baustart zu „Mügeln wird City“ erfolgt. Das Motto ist Programm. Das gut 20-jährige Wohngebiet soll für die Zukunft fit gemacht werden. An den ersten 70 WGE-Wohnungen wird gearbeitet.

Der Bau am „Brunneneck“ geht mittlerweile in die Endphase. Für den 6. August kündigt Oelke die Eröffnung an. Für das Obergeschoss mussten die Pläne geändert werden. Angedacht war hier eine Gaststätte. Doch die WGE stieß damit auf undurchdringlichen Behördendschungel. So wird die gesamte Etage jetzt Bürobereich, wo die WGE, Versicherungs- und Dienstleistungsunternehmen Platz finden. Parterre werden ein Bistro, Bäcker, Fleischer, ein Reisebüro, ein großes Blumengeschäft sowie ein Baby- und Kinderausstatter eingerichtet. Für einen weiteren Laden gibt es noch keine Nutzung. Eine öffentliche Toilette, auch für Behinderte, rundet den Komplex ab. Der Brunnen, der ihm seinen Namen gibt, bekommt einen neuen Platz.