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In den Bergen zu Hause

Die ersten Kletterversuche unternahm der 15-jährige Erich Schramm in den Sandsteinbrüchen in Posta. Bereits ein Jahr später stand er auf dem Gipfel vom Falkenstein bei Ostrau, und mit 18 Jahren gelang ihm der damals gefürchtete Überfall an der Lokomotive über dem Amselsee.

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Von Heinz Gliniorz

Die ersten Kletterversuche unternahm der 15-jährige Erich Schramm in den Sandsteinbrüchen in Posta. Bereits ein Jahr später stand er auf dem Gipfel vom Falkenstein bei Ostrau, und mit 18 Jahren gelang ihm der damals gefürchtete Überfall an der Lokomotive über dem Amselsee. Von nun an konnte man den verwegenen Bergsteiger mit seinen Freunden vom Klub „Mönchsteiner Pirna 1898“ an Sonntagen, wenn kein Schulbesuch in Dresden angesagt war, in der Sächsischen Schweiz beim Klettern beobachten. Es war aus finanziellen Gründen eine Selbstverständlichkeit, dass der Weg von Pirna zum Falkenstein per Fuß absolviert wurde. Als Versuchstechniker in der Schweiz, wo er vier Jahre arbeitete, wurde er Mitglied im dortigen Alpenverein und bestieg mehrere Alpengipfel. Nach längerer Krankheit begann er in seiner Heimat im Jahre 1925 wieder mit Wanderungen und probte leichte Wege auf seine bekannten Kletterfelsen. Allein im Gipfelbuch Höllenhundspitze hat er sich zum Beispiel im Mai 1943 zwei Mal mit seinen Seilgefährten eingetragen. In dieser Zeit arbeitete Erich Schramm, der nun auf den Namen „Erpl“ hörte, im Vorstand beim Sächsischen Bergsteigerbund und war zugleich auch Mentor und Kletterlehrer zahlreicher junger und später promovierter Pirnaer Gymnasiasten.

Wenige Tage nach Kriegsende beauftragte der Sekretär der KPD Pirna den Bergsteiger Erich Schramm, das durch die Bombardierung beschädigte Kunstseidenkraftwerk wieder betriebsfähig zu machen. Nach drei Tagen konnte das Wasserwerk und das Krankenhaus wieder mit Strom versorgt werden. Ein bürgerlicher Ingenieur entwickelte sich zum Aktivisten der ersten Stunde. Auch in dieser schweren Zeit fand „Erpl“ Gelegenheit, seine Kletterfelsen in der Sächsischen Schweiz zu besuchen. Mit 66 Jahren wird er für zwei Jahre als Hauptreferent in das Ministerium für Kohle und Energie berufen, und ab 1955 verbringt Erich Schramm seinen verdienten Lebensabend im bekannten „Erpl-Häuschen“ in Postelwitz. Mit 75 Jahren wandert er im Balkangebirge, und mit 76 kann er sich nach 60 Kletterjahren noch einmal in das Gipfelbuch auf dem Falkenstein eintragen. Sein Wahlspruch „Bergsteiger werden nicht alt, sondern nur grau“ ist in Erfüllung gegangen. Neben zahlreichen hohen staatlichen Auszeichnungen wurde „Erpl“ für seine Aktivitäten zum Wohle des Bergsports mit der Ehrennadel des Deutschen Wander- und Bergsteigerverbandes in Gold geehrt.