In der Diakonie macht Not erfinderisch

Mundschutz ist längst Pflicht für die Beschäftigten in den acht Altenpflegeheimen der Diakonie St. Martin. Doch mit dieser Festlegung war der Versorgungsnotstand vorprogrammiert. Sehr schnell haben die Verantwortlichen darauf reagiert und lassen die begehrten Masken nun im eigenen Haus herstellen.
Die Kritik lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: „Die Versorgung mit Schutzmaterialien im nicht-klinischen Bereich ist derzeit nahezu unmöglich.“ Laut Diakonie-Sprecherin Doreen Lorenz wären vor allem Atemschutzmasken bei der Versorgung der Senioren wichtig, um die Übertragung des Coronavirus möglichst zu verhindern. Auch bei Desinfektionsmitteln herrscht in allen Betreuungseinrichtungen von St. Martin große Nachfrage – in den Lagern aber fast Leere. „Wir haben noch einen kleinen Restbestand, der aber nicht mehr lange reicht“, so Lorenz. Die Abfrage in allen Arbeitsbereichen habe einen Bedarf von rund 400 Litern ergeben. Besonders stark seien Desinfektionsmittel im Medizinischen Versorgungszentrum, in der Altenpflege sowie in den Einrichtungen der Behindertenhilfe gefragt.
Um für Nachschub zu sorgen, lässt die Diakonie jetzt die benötigten Desinfektionslösungen von Apotheken in der Region herstellen. Bei den Atemschutzmasken wird sogar selbst Hand angelegt. „Wir haben mehrere Standorte ausgewählt. Dort laufen seit ein paar Tagen die Nähmaschinen“, berichtet Volkhard Schmidt. Die Werkstatt für Behinderte, die er sonst leitet, ist für den Normalbetrieb geschlossen. Hier, in der Nieskyer Bahnhofstraße, werden auf Stanzmaschinen jetzt die Zuschnitte für die Schutzmasken hergestellt. Komplettiert werden die Teile in der Textilwerkstatt der Diakonie, ebenfalls in Niesky. Aber auch in der Rothenburger Handwerkerhalle sowie in Einrichtungen in Görlitz und Krauschwitz wird genäht.
Neben drei Menschen mit Handicap arbeiten an dem Projekt vor allem die Betreuer, aber auch Physiotherapeutinnen, Erzieherinnen und andere Angestellte, die wegen der Corona-Krise in ihren angestammten Dienstbereichen aktuell kürzer treten müssen. „Als Material verwenden wir unbenutzte Bettwäsche. Damit erfüllen die Masken zwar nicht den medizinischen Anspruch, bieten aber trotzdem einen gewissen Schutz“, erklärt Schmidt.
Gefertigt werde nach einer selbst entworfenen Anleitung. „Damit wir wissen, wie groß die Masken sein müssen. Wie lang die Einzelteile, damit der übliche Tragekomfort entsteht.“ Nach anfangs täglich 100 Stück soll die Anzahl allmählich nach oben gehen. „Wir denken, dass wir 300 Masken jeden Tag schaffen können.“ Geliefert werden sie dann hauptsächlich in die Pflegebereiche der Diakonie.