Von Thomas Christmann
Die attraktive Umgebung hat beide überzeugt. Das rund 2 750 Quadratmeter große Grundstück liegt direkt an der Hauptstraße mit einer Bushaltestelle davor, Bäcker und Frisör sind in der Nachbarschaft und bis nach Zittau ist es auch nicht weit. Deshalb haben Sylvia und Thomas Lange die ehemalige Grundschule in Hörnitz kürzlich von der Gemeinde gekauft. Der Preis: 23 900 Euro. Der Rat hat dem Verkauf in einer Sondersitzung zugestimmt, schließlich hofft er schon seit Jahren auf einen Investor für das Gebäude. Interessenten hat es immer wieder mal gegeben.
Nun soll aus dem Haus eine Seniorenwohnanlage entstehen. Thomas Lange wundert sich, dass noch niemand anderes auf den Gedanken gekommen ist. Schließlich ist Bertsdorf-Hörnitz die letzte Gemeinde im Altkreis Zittau, die noch keine Pflegeeinrichtung hat. Erfahrungen bringt der Unternehmer genügend mit: In Mittelherwigsdorf betreibt der 39-Jährige eine Sozialstation und Seniorenwohnanlage, in Oybin das Pflegeheim „Haus Waldfrieden“. Zum Angebot zählt auch ein ambulanter Pflegedienst und Fahrdienst sowie das Essen auf Rädern. Erst voriges Jahr hat Thomas Lange die Seniorentagespflege „Sonnenblume“ in Pethau eröffnet, als erster in Zittau. Seine Frau arbeitet als Qualitätsbeauftragte in der Firma. „Wir wollen uns weiterentwickeln“, sagt der Geschäftsführer mit Blick auf den demografischen Wandel. Statt nur darüber zu reden, müsse auch gehandelt werden. Wenn er sich nämlich über eines keine Gedanken mache, dann die Auslastung einer Pflegeeinrichtung.
So planen Sylvia und Thomas Lange in der alten Schule eine ambulante betreute Wohngruppe für Senioren einzurichten. Jeder hat ein Zimmer und eine Pflegekraft steht ihnen rund um die Uhr zur Verfügung. Das Dachgeschoss hat die Gemeinde schon vor Jahren zu einer Ein- und Zwei-Raumwohnung umbauen lassen, sogar schwellenfrei. Dort entsteht betreutes Wohnen. Schwerpunkt ist aber ein Anbau mit Terrasse. Der dient als Kurzzeitpflegestation mit zwölf Betten. Dadurch können Pflege-Angehörige für bis zu 28 Tage von der Betreuung entlastet werden. Bis jetzt gebe es das in der Umgebung nur eingestreut in Heimen, um einen Leerstand zu überbrücken, sagt der Unternehmer. Damit schließen Langes eine weitere Angebotslücke. Zudem entsteht in der alten Schule eine Außenstelle des Pflegedienstes. Schon jetzt gebe es Kundschaft aus dem Ort, sagt Thomas Lange.
Die grundsätzliche Bausubstanz der alten Schule hält er für sehr gut. Die Ölheizung bleibt drin, der Grundriss der zwei Dachgeschosswohnungen soll sich nicht ändern. Alles andere wird grundlegend saniert und umgestaltet. So hat das Dach beispielsweise einige undichte Stellen. Die ehemaligen Klassenräume werden geteilt, kleinere Fenster eingebaut. Ein Fahrstuhl ist vorgesehen. Zum Schluss entsteht eine kleine Parkanlage. Dafür investieren Langes mit Hilfe der Bank einen höheren sechsstelligen Betrag. Für die gebe es im Moment nichts sichereres als so etwas zu finanzieren, sagt der Geschäftsführer. Mit dem Umbau entstehen nicht nur 23 Plätze für Senioren, sondern auch zwölf Arbeitsstellen in Pflege und Verwaltung.
Derzeit nutzen noch verschiedene Vereine einige Schulräume als Lager. Die müssen aber bis Ende April raus sein. Im Sommer soll dann die Sanierung der alten Schule beginnen, die bis nächstes Jahr dauert. Das werde ihm wieder so manche schlaflose Nacht bringen, sagt Thomas Lange. „Man muss schon etwas verrückt sein.“