Von Katja Mielcarek
Dass jeder Vorname seine Bedeutung hat, gehört heute zur Allgemeinbildung. Aber auch Familiennamen haben ihren Inhalt, verweisen auf typische Merkmale der ersten Namensträger. In der SZ-Serie „Nomen est Omen“ analysiert Daniela Ohrmann, Wissenschaftlerin in der Abteilung Namensforschung am Institut für Slavistik der Universität Leipzig, jeden Sonnabend den Namen eines unserer Leser.
Glaubt man dem elektronischen Telefonbuch, ist die Familie Lemke in Sachsen eher ein Exot. Fast 9 000 Mal ist dieser Familienname bundesweit verzeichnet – allerdings vor allem in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. In Sachsen dagegen ist der Name kaum verbreitet. Gleiches gilt für die Schreibvarianten „Lemcke“, „Lembke“ und „Lembcke“.
Für die Analyse des Namens gibt es zwei Möglichkeiten, sagt unsere Namens-Expertin Daniela Ohrmann: „Am wahrscheinlichsten ist, dass sich ,Lemke‘ auf den altdeutschen Rufnamen ,Lambrecht‘ zurückzuführen ist.“ Dabei handelt es sich um einen zweigliedrigen Namen, der sich aus ,lant‘ = Land, Gegend, Gebiet, Erde, Feld, Ufer und ,beraht‘ = hell, strahlend, glänzend zusammensetzt.
„Entstanden ist der Familienname ,Lemke‘ aus einer niederdeutschen Koseform von Lambrecht“, erklärt Ohrmann.
Zur Verbreitung des Namens habe die Verehrung des Heiligen Lambert(us) beigetragen, so die Namensforscherin. Dieser war um 670 Bischof von Maastricht und wurde gut dreißig Jahre später bei Lüttich ermordet. Im Zuge der Umwälzungen im sozialen und politischen Gefüge im hohen Mittelalter schrieb man Heiligen viele Hilfs- und Schutzfunktionen zu. Mit der Namensgebung wurde der Namensträger dem Vorbild und dem Schutz des Heiligen anvertraut.
Je nach Zeit, Raum und Bevölkerungsgruppe bevorzugte man unterschiedliche Heilige, so dass Namen, die auf Heilige zurückgehen, oft in einem relativ kleinen Gebiet sehr häufig auftreten. So wurde der Rufname „Lambrecht“ oder „Lambert“ im Rheinland, in Westfalen, um Freising und in der Steiermark besonders häufig vergeben.
„Ich hatte überhaupt keine Idee, woher mein Name kommen könnte“, meint Thoralf Lemke aus Weißkeißel. „Aber ich war schon sehr erstaunt, dass er aus dieser Ecke kommen soll. Meine Eltern kommen jedenfalls aus Pommern. Schön ist aber, einen Familiennamen zu haben, der hier relativ selten ist.“
Darauf gibt dieser Familienname allerdings keinen Hinweis, meint Daniela Ohrmann. „In einigen Fällen ist ,Lemke‘ allerdings auch ein Herkunftsname zu den Orten Lemke im Landkreis Nienburg/Weser, in der Grafschaft Bentheim in West-Niedersachsen oder zur Wüstung Lemke südlich von Braunschweig.“
Wer seinen Namen analysieren lassen möchte, melde sich bei der Sächsischen Zeitung, Lokalredaktion Niesky, Zinzendorfplatz 16, 02906 Niesky, oder unter 03588-25 36 55 59. Wichtig: Telefonnummer für eventuelle Rückfragen nicht vergessen!