Freital startet große Internet-Offensive

Im Internet surfen ohne Wartezeiten, Bilder hochladen in Sekundenschnelle und Filme streamen in höchster Qualität – das soll spätestens 2023 für jeden Freitaler möglich sein. Unter Führung der städtischen Wirtschaftsbetriebe Freital (WBF) hat jetzt ein Projekt begonnen, mit dem die Lücken beim schnellen Internet geschlossen werden sollen. Rund vier Millionen Euro, so die jetzige Prognose, wird das Vorhaben kosten – komplett finanziert von Fördermitteln vom Land und Bund.
Die Planung: Konkreter Bedarf wird ermittelt
Freital ist, was schnelle Internetverbindungen angeht, in den vergangenen Jahren schon gut vorangekommen. Wie aus dem Breitbandatlas des Bundes hervorgeht, ist die Versorgung der Freitaler viel besser als in weiten Teilen Deutschlands – zum Beispiel auch besser als in Dresden. Das liegt vor allem an der städtischen Freitaler Strom und Gas (FSG), die den Ausbau zum Teil selbst in die Hand genommen hat. Außerdem hat die Telekom ihr Netz modernisiert. Die Folge ist, dass die meisten Haushalte in Freital mittlerweile den von vielen Behörden anerkannten Mindeststandard von 30 Megabit pro Sekunde zum Surfen zur Verfügung haben.
Es gibt allerdings noch Lücken. Saalhausen ist solch ein weißer Fleck, ebenso wie einzelne Straßenzüge in Kleinnaundorf und Somsdorf sowie in der Kernstadt nahe der Südstraße, im Poisental und sogar unmittelbar an der Dresdner Straße in Potschappel. Um herauszufinden, welche Gebiete konkret unterversorgt sind, hat die WBF alle Netzbetreiber – also die Telekom, die FSG, Pyur und Vodafone – angeschrieben und gefragt, welche Internetgeschwindigkeiten an welchen Anschlüssen erreicht werden. Das Ergebnis: Für rund 600 Gebäude gäbe es mittelfristig keine Aussicht auf schnelles Internet. Das ist etwa jedes zwölfte Haus in Freital.
Doch mit den Fördermillionen sollen nicht nur Privathaushalte ans schnelle Internet angebunden werden, sondern auch Schulen, Krankenhäuser und Firmen. Die meisten dieser Einrichtungen können mithilfe des Förderprogramms Glasfaseranschlüsse, die ein Surfen im Gigabit-Tempo erlauben, erhalten. Denn anders als bei Privathaushalten, wo die 30 Megabit als Grenze für die Förderung gelten, sehen die Förderrichtlinien hier anders aus.
Bei Schulen kann der Anschluss dann gefördert werden, wenn nicht in jedem Klassenzimmer 30 Megabit pro Sekunde möglich sind. Bei Unternehmen gilt diese Grenze pro Arbeitsplatz mit Internetanschluss. WBF-Chef Matthias Leuschner geht davon aus, dass etwa die Hälfte der rund 400 Freitaler Unternehmen von der Förderung profitieren könnte. Um das genau herauszufinden, hat er jetzt einen Fragebogen an die Freitaler Unternehmen verschickt.
Der Bau: Im Herbst könnten erste Glasfaserleitungen verlegt werden
Die jetzt laufenden Vorbereitungen sind nötig für den Fördermittelantrag. Dieser soll voraussichtlich Ende Mai beim Bund eingereicht werden. Vier Wochen später, so die Prognose, soll schon die Rückmeldung da sein, ob die Fördermittel nach Freital fließen. Bekommt die WBF das Okay, kann sie mit der Grobplanung der Bauarbeiten beginnen. Parallel dazu muss auch das Land Sachsen über das Vorhaben und die Vergabe von Fördermitteln entscheiden. Klappt das, würden Bund und Land jeweils 50 Prozent der Gesamtkosten tragen. WBF-Chef Matthias Leuschner rechnet damit, dass die Finanzierung im September geklärt, sodass noch im Herbst der Bau erster Teilstrecken beginnen könnte.
Gebaut werden soll zunächst dort, wo viele Gebäude auf einmal angeschlossen werden können. Leuschner rechnet damit, dass 2022 oder 2023 alle Lücken beim schnellen Internet geschlossen sind sowie alle Schulen und Unternehmen über extraschnelle Internetverbindungen verfügen.
Die Nutzung: Betreiber für Glasfasernetz wird gesucht
Mithilfe der Fördermittel baut die WBF ein modernes Glasfasernetz, das Surf-Geschwindigkeiten von einem Gigabit zulässt. Das städtische Unternehmen wird das Netz jedoch nicht selbst betreiben, sondern einen Betreiber suchen. Die FSG, die Enso, die Telekom oder Vodafone kommen dafür nach jetzigem Stand infrage. Das Unternehmen, das den Zuschlag bekommt, muss dann ein Nutzungsentgelt an die WBF bezahlen. Dadurch macht die WBF aber kein Plus, sondern die Einnahmen werden voraussichtlich mit den erhaltenen Fördermitteln gegengerechnet.
Das heißt aber nicht, dass nur die Kunden des Betreibers, der den Zuschlag erhält, schnelles Internet bekommen. Auch andere Anbieter können das Glasfasernetz nutzen, müssen dafür aber Gebühren an den Netzbetreiber zahlen.
Das Ausbau-Projekt wird dafür sorgen, dass einige Teile von Freital mit einem supermodernen Glasfasernetz, die Gigabit-Geschwindigkeiten erlauben, ausgestattet sind und andere Teile der Stadt, wo die Daten noch per Kupferkabeln übertragen werden. Maximal 100 Megabit pro Sekunde sind hier möglich. Das heißt aber nicht, dass diese Teile der Stadt über Jahre vom superschnellen Internet abgehängt sind. Erstens reichen heute etwa 30 Megabit pro Sekunde für die meisten Tätigkeiten im Internet. Zweitens geht der Ausbau des Glasfasernetzes auch abseits des Förderprogramms weiter. So will die FSG ihr Kuperkabel-Netz in den kommenden Jahren sukzessive durch Glasfaser-Kabel ersetzen.
Fest steht: Freital festigt mit dem Förderprogramm seine Vorreiterrolle in Sachen Internetversorgung. Ende des vergangenen Jahres waren bundesweit nur 8,5 Prozent der Haushalte mit einem Glasfaserkabel angeschlossen.
Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/freital vorbei.
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