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In Gohlis beginnt der Brückenbau

Hochwasser. In der S 88 klafft bald das Loch, das sich die Anwohner so sehr wünschten. Ab heute sind die Bauarbeiten im Gange.

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Von Claudia Parton

Die Erleichterung in ihrem Gesicht ist nicht zu übersehen: Mehr als vier Jahre lang hat Ingrid Winkler aus Gohlis für eine Brücke in dem Straßendamm an der S 88 hinter ihrem Heimatdorf gekämpft. Unzählige Briefe hat sie geschrieben, an den Freistaat, an den Bund und sogar an die Uno. Nun kann sie bald wieder ruhig schlafen: Die Bauarbeiter haben ihr Containerlager aufgeschlagen. Heute fangen sie damit an, den Fehler der Bauplaner zu korrigieren, der den Gohlisern so viel Angst bereitet hat.

Am Ende ging alles schneller

Weil die vier mannsgroßen Abflussrohre zu klein sind, war die Straße während der Elbehochwasser 2002 und 2006 ungeplant zum Damm geworden. Die Trasse verläuft etwa 200 Meter hinter dem Dorf – auf einem Erdwall inmitten des alten Elbearmes. Vier bis sechs Wochen soll es dauern, dann ist die Straße auf einer Länge von 120 Metern geöffnet. Zunächst fräsen die Bauarbeiter den Asphalt herunter. Dann kommen die Bagger.

Dem Baugeschehen wird allerdings kaum anzusehen sein, wie viel Aufregung ihm voraus ging. Maximal acht Arbeiter gleichzeitig werden in den Spitzenzeiten zu tun haben, sagte Matthias Kestel, der Geschäftsführer der ausführenden Firma Swietelsky aus Meißen. Das Risiko sei gering: Der Baugrund ist untersucht, der Brückenbau nichts Außergewöhnliches. Außerdem kennt das Unternehmen die Staatsstraße bereits: Swietelsky hatte im April bereits den provisorischen Durchbruch geschaffen. „Die Arbeiten werden jetzt eine reine Fleißarbeit sein“, so Kestel.

Eine Feier zum Baubeginn ist aber nicht geplant. Dem Straßenbauamt Dresden-Meißen wird danach nicht zumute sein. Allein für die Brücke werden weitere 1,2 Millionen Euro fällig. Inklusive der Umgehungsstraße rechnet der Amtsleiter Holger Wohsmann Mehrkosten in Höhe von anderthalb Millionen Euro ein – das ist noch einmal fast die Hälfte dessen, was der Bau der Staatsstraße eigentlich kosten sollte.

Dafür konnte das Amt nach dem Hochwasser vom April schneller loslegen als üblich: Auf das Planfeststellungsverfahren durfte Wohsmann verzichten. Auch mit den knapp 20 Eigentümern der benötigten Flächen, vorrangig Felder, hat er sich in Windeseile geeinigt. „Das hat uns einen Zeitvorteil von etwa einem halben Jahr gebracht“, so Wohsmann.

Bislang keine Konsequenzen

Konsequenzen aus der Panne mit der Straße hat es bisher nicht gegeben. Wohsmann verweist darauf, dass die Planer in den neunziger Jahren nicht mit einem extremen Hochwasser rechnen hätten können. Welches Szenario die Behörde damals zu Grunde gelegt hatte, will er, der damals noch nicht Amtsleiter in Meißen war, allerdings auch nicht sagen. „Ich weiß es nicht.“

So ist Ingrid Winkler bewusst, dass letztlich die Gohliser erreicht haben, dass nun viel eher als geplant das Schlusskapitel dieser Geschichte geschrieben wird. Als das Dorf von der Außenwelt abgeschnitten war, ertrugen die Einwohner das Interesse der Medien, gaben Stunden lang Interviews. Die Berichte erschienen in ganz Deutschland.

Am Ende gab Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) persönlich die Zusage: Gohlis bekommt die Brücke – und zwar so schnell wie möglich. Ingrid Winkler: „Ich bin schon ein bisschen stolz auf das Dorf.“