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In Gröbern gibt es die ersten Kündigungen

Wirtschaft. Weil der Vertrag zur Entsorgung von Hausmüll ausläuft, kostet das bei der Firma Nehlsen wohl 30 der 130 Arbeitsplätze.

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Von Jürgen Müller

Was schon lange befürchtet wurde, ist eingetreten: Die Firma Nehlsen in Gröbern muss Personal entlassen. Weil der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) die Müllentsorgung im Verbandsgebiet neu vergab und Nehlsen diesmal nicht den Zuschlag erhielt, kostet das Arbeitsplätze in Gröbern. Die betroffenen Mitarbeiter traf es dennoch wie ein Keulenschlag. Denn der Entsorgungsvertrag läuft noch zumindest bis zum Jahresende. So lange sollten ihre Arbeitsplätze also sicher sein.

Vertrag läuft bis Jahresende

Dass sie dennoch jetzt schon gehen sollen, verstehen viele von ihnen nicht. Zumal noch gar nicht klar ist, ob der neue Entsorger den Zuschlag tatsächlich erhält. Denn alle bisherigen Versorger im Bereich des Zweckverbandes haben nämlich gegen die Entscheidung geklagt. Voraussichtlich im Juli wird ein Gericht entscheiden.

Vermutet wird deshalb, dass die Firma Nehlsen den verloren gegangenen Auftrag als Vorwand nimmt, um sich von Mitarbeitern zu trennen und diese durch billigere Leiharbeiter zu ersetzen. Das Unternehmen ist für die Müllabfuhr zwischen Radebeul und Lommatzsch zuständig. „Bis jetzt gab es zwölf Kündigungen, vor allem im verwaltungstechnischen Bereich. Sie hängen zum überwiegenden Teil mit der verlorenen Ausschreibung zusammen“, bestätigt Steffen Sang, der Vorsitzende des siebenköpfigen Betriebsrates. Die Entlassungen erfolgten generell unter dem wirtschaftlichen Aspekt, auch wegen des Betriebsergebnisses. Sang rechnet mit mindestens weiteren 15 Kündigungen bis zum Jahresende. Vor allem Fahrer seien dann betroffen. Die Kündigungen müssten bereits jetzt ausgesprochen werden, weil die gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfristen teilweise sechs Monate betrügen. „Bei Führungskräften ist es üblich, sie vorher zu beurlauben“, so der Betriebsratsvorsitzende. Betroffen von der vorläufigen Beurlaubung und fristgemäßen Kündigung sind auch langjährige Mitarbeiter in Führungspositionen. In einem Zwei-Minuten-Gespräch habe die Geschäftsleitung diesen langen Abschnitt in lapidarer Art und Weise beendet, beklagen sich einige.

Fischer: Internes Problem

In der Geschäftsführung wollte man zu den Entlassungen nichts sagen. Geschäftsführer Karl Fischer sprach von einem „betriebsinternen Problem“. Erst Anfang Juni hatte er in der SZ geäußert, über die Folgen für Nehlsen werde er erst sprechen, wenn die Vergabe des Zweckverbandes bestandskräftig sei. Auch Personalmanagerin Andrea Holzmann mochte sich wegen laufender Kündigungsschutzverhandlungen nicht äußern. In einem Brief wurde den Mitarbeitern mitgeteilt, dass aufgrund der wirtschaftlichen Ergebnisse und der Zuschlagserteilung an die Firma Forberger organisatorische und personelle Veränderungen unabdingbar seien. Der Gesellschafter habe deshalb am 19. Juni den Beschluss gefasst, einige Bereiche zu schließen, andere Bereiche neu zu ordnen. Auf Grundlage des Beschlusses seien die ersten betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen und die Mitarbeiter teilweise beurlaubt worden.

„Diese Entlassungen sind für jeden Einzelnen eine menschliche Tragödie. Wir werden alle Betroffenen nach Kräften unterstützen“, verspricht Betriebsratschef Sang.