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„In jeder Gefahr steckt eine Chance“

Als Gerd Sräga Mitte 1997 von der Zwick-Gruppe in Bad Füssing nach Altenberg eingeflogen wurde, beäugten ihn die Erzgebirgler skeptisch. Er war so etwas wie der Krisenmanager, sollte das Raupennest flott kriegen.

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Von Mandy Schaks

Als Gerd Sräga Mitte 1997 von der Zwick-Gruppe in Bad Füssing nach Altenberg eingeflogen wurde, beäugten ihn die Erzgebirgler skeptisch. Er war so etwas wie der Krisenmanager, sollte das Raupennest flott kriegen. Was damals keiner offen aussprach, später aber mehr und mehr deutlich wurde: Das war eine Existenzfrage für die Reha-Klinik, es ging ums Überleben.

Das Raupennest genoss zwar unter Fachleuten und Patienten einen exzellenten Ruf bei der orthopädischen Rehabilitation und der Behandlung von Sportverletzungen, den sich die Mitarbeiter in Jahrzehnten hart erarbeitet hatten. Doch die Zeiten waren andere geworden. Der Klinik-Neubau am Großen Galgenteich schleppte sich dahin, andere neue Einrichtungen in der Region waren schon wie Pilze aus dem Boden geschossen. Der Markt wurde hart umkämpft. Dazu kam der Kostendruck, ausgelöst durch Gesundheitsreformen.

In diesen unruhigen, schwierigen Zeiten trat nun auch noch ein Neuer an, ein Rheinländer, der nicht groß fragte, sondern machte. Manches auch anders, als bislang gewohnt. Doch Gerd Sräga ließ sich nicht beirren, zog den Umzug in den neuen, bedeutend größeren Klinik-Komplex mit 300 Betten trotz mancher Wehwehchen noch im Sommer 1997 durch, strukturierte zum Teil Abteilungen um, traf Personalentscheidungen. Für den Einzelnen auch schmerzhafte. Beliebt machte er sich damit nicht.

Doch er war nicht nach Altenberg gekommen, um sich Blumen abzuholen. Er wusste um seine schwere Aufgabe und ließ sich nicht anmerken, was in ihm manchmal vorging. „Es gab 1997 Momente, in denen ich dachte, der Standort gibt das nicht her“, gesteht er heute. Doch er gab es her, trotz mancher Zitterpartie auch in den folgenden Jahren. „Ich gehöre zu denen, die Chancen ergreifen. Und in jeder Gefahr steckt auch eine Chance“, ist seine Devise. Angeeignet hat er sich dieses Herangehen in verschiedenen Bereichen. Der Mittvierziger war kaufmännischer Angestellter bei der Bayer AG, dann Gewerkschaftssekretär bei der IG Chemie. 1990 ging er nach Thüringen, baute dort die Gewerkschaftsarbeit auf und war zugleich Vorsitzender bei der Landesversicherungsanstalt. Dann wechselte er die Seiten und stieg bei der Johannesbad AG ein. Bevor er nach Altenberg kam, war er Personalleiter der neuen Zwick-Klinik an der Saarschleife.

Zwicksche Philosophie plus Gewerkschafts-Erfahrung wiesen Sräga den Weg. „Dass wir es heute geschafft haben, bei einer Auslastung von 90 Prozent zu liegen, ist den sehr motivierten Mitarbeitern zu verdanken. Und wir sind ganz neue Wege gegangen“, fasst er zusammen. Als die ersten Hausdamen zum Beispiel im Raupennest engagiert wurden, grinste mancher in Altenberg. Heute ist das Usus: Der Patient kommt nicht nur zur Behandlung in die Klinik, er will sich auch rundum wohl fühlen. „Der Patient ist unser Gast“, sagt Sräga.

Für die Patienten haben die mittlerweile 171 Mitarbeiter auch das Angebot erweitert und rückten damit zugleich immer mehr vom Image einer Reha-Klinik ab. Leistungen für Jung und Alt, für Sportler und Nichtsportler, in der klassischen und traditionellen chinesischen Medizin sind heute vereint im integrierten Zentrum für Gesundheitsförderung.