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In Leuba entsteht vorläufig keine Biogasanlage

Die Stadt Ostritz hat den Bebauungsplan für eine energieökologische Investition abgelehnt. Unklar bleibt ihre Eile dabei.

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Von Gesine Schröter

Zwar hat ihn die Grippe gerade fest im Griff, aber sie ist nicht der Grund, warum Thomas Homilius so ernst in die Gegend schaut. Vielmehr ärgert ihn, dass die große, leere Halle, vor der er steht, auch in Zukunft leer bleiben soll. Sie befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Kraftwerksgeländes zwischen Leuba und Hagenwerder, Homilius ist ihr Besitzer. Große Pläne hatte er mit ihr, denn hier sollte eine etwa zwei Hektar große Biogasanlage der neuesten Generation entstehen. Das Besondere an ihr: Sie erzeugt Energie aus Pflanzenfasern und nicht aus „Lebensmitteln wie Mais oder Getreide“, wie Homilius sie bezeichnet. Diese Pläne sind nun am Ostritzer Stadtrat gescheitert, der einen Bebauungsplan für die Anlage abgelehnt hat.

Für diese Entscheidung hat Homilius wenig Verständnis. „Seit Jahren versuche ich, dieses Gebiet energieökologisch sinnvoll zu nutzen und dafür einen geeigneten Investor zu finden“, sagt der 65-Jährige. Sogar die Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange habe ihn vor einigen Jahren zum Bau einer Biogasanlage ermutigt. Der nun gefundene Investor aus Regensburg mit seinen Geldgebern, einem britischen Bankenkonsortium, habe ihn mit seinem Projekt schließlich überzeugt. Obendrein würde eine solche Biogasanlage mindestens sechs Arbeitsplätze schaffen und der Stadt Ostritz Gewerbesteuer-Einnahmen in Höhe einer fünfstelligen Summe einbringen. Angesichts dieser Aussichten empfinde er die abwehrende Haltung der Stadträte als völlig unverständlich, so Homilius.

In der Stadtratssitzung in Ostritz war man hingegen nicht restlos überzeugt von Homilius’ Plänen. Die Stadträte hatten Bauchschmerzen wegen des Investors und des Ausmaßes an Geruchsbelästigung für die Leubaer Anwohner. Daher stimmten drei Stadträte für den vom Investor gewünschten Bebauungsplan, drei stimmten dagegen, weitere drei Stadträte enthielten sich. Das Projekt wurde somit abgelehnt und darf erst in frühestens sechs Monaten neu beraten werden.

Anders als die Ostritzer und Leubaer Bürger hatten die Stadträte bereits ausführlichere Kenntnis über das Projekt, denn es wurde im Dezember 2012 in zwei nicht-öffentlichen Ausschuss-Sitzungen präsentiert. Einmal war auch der Investor zu Besuch in Ostritz. Anders erging es den anderen Betroffenen, sogar dem Leubaer Ortsvorsteher Norbert Kern. Wie immer, wenn es um Themen über Leuba geht, besuchte er als normaler Zuhörer die Stadtratssitzung. Dort erfuhr er erstmals von dem Projekt und wurde sogleich Zeuge von dessen Ablehnung. „Ich bin ziemlich perplex“, sagte er im Anschluss. „Außer von ein paar Gerüchten aus dem Buschfunk und der Diskussion im Stadtrat weiß ich nichts.“

Auf den entstandenen Klärungsbedarf hat nun auch die Ostritzer Bürgermeisterin reagiert und eine Woche später den Leubaer Ortschaftsrat über den Beschluss informiert.