Von Daniela Pfeiffer
„Dreimal die Woche feiern sie nachts lautstark an der Bushaltestelle. Ich habe schon versucht, mit ihnen zu reden – ohne Erfolg.“ Ein Bürger aus Löbau-Ost beschwerte sich beim Stadtrat am Donnerstagabend über jugendliche Aussiedler in seiner Nachbarschaft.
Die jugendlichen Spätaussiedler würden in ein schlechtes Licht gestellt, beklagte Stadtrat Eberhard Golbs. Jüngste Vorfälle wie die Massenschlägerei am 29. Mai würden in der Öffentlichkeit einseitig dargestellt. Den Ereignissen zu Himmelfahrt waren Golbs zufolge schon mehrere Zusammenstöße vorangegangen. Der Druck rechtsextremer Jugendlicher wachse. „Der Überfall der Aussiedler war Vergeltung. Eine halbe Stunde vorher hatten rechtsextreme deutsche Jugendliche einen jungen Spätaussiedler nämlich krankenhausreif geprügelt“, sagte Golbs. Nun haben nicht nur die Spätaussiedler in Löbau-Ost Angst, sondern auch die Einheimischen. Als es am Wochenende in einem Keller der Händelstraße brannte, kam sofort das Gerücht auf: „Das war ein Racheakt.“
Dass es unter den Aussiedlerju-gendlichen aber tatsächlich schwarze Schafe gibt, ist kein Geheimnis. Ursprung der Probleme mit den jun gen Aussiedlern sei, dass sie nicht wüssten, wo sie hin sollen, sagte ein weiterer Bürger. „Stadt und Stadtrat sind in der Verantwortung. Verbote bringen nur Trotz, wir brauchen Alternativen.“
Daran arbeite die Stadt bereits, berichtete Bürgermeister Guido Storch. So baue die Wobau einen neuen Bolzplatz in Ost. „Das allein löst die Probleme natürlich nicht“, räumte der Bürgermeister ein.
Der Verein „Oberlausitz – Neue Heimat“ macht sich ebenfalls Gedanken. „In Ost leben 300 Aussiedlerkinder und -jugendliche. Sie alle brauchen Sport- und Freizeitmöglichkeiten“, sagt Valerias Steinhauer, Vorsitzender des Vereins. „Wenn wir alle unterbringen können, haben wir auch wieder mehr Einfluss auf sie.“
Steinhauer will den Löbauer Oberbürgermeister jetzt bitten, sich um Freizeitmöglichkeiten zu kümmern. Für Freitag hat Oberbürgermeister Dietmar Buchholz den Verein gemeinsam mit dem Ausländerbeauftragten des Landkreises Michael Webers und Vertretern der Awo ins Rathaus eingeladen, um die Probleme zu besprechen.
Bürgermeister Storch will sich um Ruhe und Ordnung in Löbau-Ost kümmern. Er habe mit dem Polizeichef „gemeinsame Maßnahmen“ besprochen. Außerdem sagte Storch, dass das Ordnungsamt im Sommer bis 22 Uhr arbeitet und Jugendtreffs auch am Abend in seine Kontrollen einbeziehen kann.