Von Sandro Rahrisch
Kommende Woche starten mehr als 1 200 ABC-Schützen im Landkreis ins erste Schuljahr. 54 Knirpse betreten zur Schuleinführung am Wochenende die Schwelle zur Afra-Grundschule in Meißen, ebenso viele sind es in der Questenberg-Grundschule. Für 60 Steppkes beginnt in der Johannesschule der Ernst des Lebens. Um den Beginn zu versüßen, locken traditionell bunt gefüllte Zuckertüten. Die SZ fragte nach, welche Motive dieses Jahr hoch im Kurs der Kinder stehen und womit die spitzen Tüten am Sonnabend gefüllt sind.
Trend: Tüten selbst gestalten
Den großen Ansturm hat Gitta Mütterlein vom Schreibwarengeschäft „Brück & Sohn“ bereits überstanden. „Viele Eltern haben sich schon mit Schultüten und jeder Menge Füllmaterial eingedeckt“, sagt die Verkäuferin. Nicht Filmmotive wie „Nemo“ seien der Renner. „Klassische Bilder wie Rennfahrer und Feuerwehrautos sind diesmal echte Überflieger.“ Der Trend gehe dahin, die Tüten selbst zu gestalten, beobachtet Gitta Mütterlein. „Auf Rohlingen kann jeder kreativ tätig werden – ganz nach Lust und Laune. Solche Bastelarbeiten sind viel origineller als vorgesetzte Produkte.“ Erstmals in diesem Jahr bietet der Laden auf der Burgstraße einen Meter große Zuckertüten an. Diese seien bereits kurz nach Verkaufsstart vergriffen gewesen. Rund 20 Euro mussten Eltern für ein Exemplar berappen.
Zwölf Ecken stabilisieren
„Hoffentlich sind die Schulanfänger auch kräftig genug. Sonst knickt die Spitze ja beizeiten ab“, sagt die Mitarbeiterin schmunzelnd. Verkaufsschlager seien noch immer Zuckertüten mit einer Größe von 85 Zentimetern. Auch Miniversionen von knapp 30 Zentimetern Höhe gingen gut über den Ladentisch. Neu ist eine zwölfeckige Tüte: Sie verspricht mehr Stabilität.
Erstaunt ist Gitta Mütterlein über die Füllung der Überraschungspakete: Nicht Schokolade und Bonbons wie in den vergangenen Jahren, sondern Schulmaterialien wie Holzbuntstifte stünden groß auf der Einkaufsliste. „Das Motto lautet offensichtlich weg vom Ungesunden und hin zum Nützlichen.“ Für alle, die Platz in den Schultüten haben, hat die Meißnerin noch zwei kleine Tipps: Besonders Kleidung eignet sich als Füllmaterial für die Spitze. „Zur Abrundung könnte oben ein Plüschtier aus der Tüte gucken, dekoriert mit einer dicken Schleife.“
Voll im Gange ist das Zuckertütengeschäft bei Rosel Burkhardt vom gleichnamigen Spielwarenladen in der Martinstraße. „Bis auf den letzten Drücker warten einige Eltern mit dem Kauf“, sagt die Verkäuferin mit verständnisvoller Miene. „Anderen fällt auf, dass die Füllung bei weitem nicht reicht.“ Eine Zuckertüte, 85 Zentimeter groß, kostet rund zehn Euro – nicht mehr als in den vergangenen Jahren, sagt sie. Das Herz der Kinder schlage vor allem für Dinosauriermotive. Spürbar sei, dass Eltern mehr auf Gesundheit achten und weniger Naschereien in den Tüten platzierten. „Trinkflaschen und Brotbüchsen, Plüschtiere und Stifte werden stattdessen gekauft.“
Jürgen Pawlik vom Gesundheitsamt in Meißen begrüßt diese Einstellung: „Kinder sollten nicht mit Süßigkeiten übersättigt werden“, sagt der Medizinaloberrat.
Idee stammt aus Jena
„Oft wollen sich Oma und Opa bei den Bonbons übertreffen – zum Schaden des Kindes.“ Dies solle nicht bedeuten, dass Knirpse ganz auf Schokolade verzichten müssen. Als Ersatzgeschenk würden sich Gutscheine für sportliche Veranstaltungen anbieten. Kinder seien auch heute noch für körperliche Mobilität zu begeistern, so Pawlik. Ein kurzer Wochenendausflug sei ebenso eine gute Idee. Finger sollten Eltern jedoch von Videospielen lassen. Sie würden die körperliche Fitness der Kinder einschränken.
Die Idee einer bunt gefüllten Zuckertüte kommt übrigens aus Jena. Schulanfänger haben dort 1817 erstmals eine Tüte Konfekt erhalten. Nach und nach hat sich dieser Brauch auch im übrigen Bundesgebiet durchgesetzt.