Innenstadt besser als das EKZ?

Vor dem Radeberger Einkaufszentrum EKZ parken Baufahrzeuge, innen lärmen die Handwerker. Für Kunden ist kein Reinkommen mehr. Der Umbau ist in vollem Gange, im November soll er abgeschlossen sein. Und die Geschäfte? Einige haben ihre Filialen schon vor der Sanierung geschlossen, andere betreiben ihr Geschäft an anderer Stelle als Online-Shop weiter, einige sind aber auch in die Innenstadt gezogen und haben teils lange leer stehende Läden wieder eröffnet. Ist das für sie eher ein Notnagel oder doch echte Chance für einen Neuanfang?
Das Modegeschäft: Kunden halten auch nach dem Umzug die Treue
In bester Lage hat das Modegeschäft Fashion In geöffnet. Wenn Verkäuferin Carolin Lippmann aus dem Schaufenster blickt, liegt rechts das Rathaus, geradeaus schaut sie auf den Marktplatz. „Das Geschäft ist von der Lage her ideal. Mehr Innenstadt ist nicht möglich. Außerdem haben wir viele Parkplätze vor der Tür. Das ist wichtig, denn schließlich kommen viele mit dem Auto.“
Bis vor wenigen Tagen hatte das „Fashion In“ noch im EKZ geöffnet. „Wir waren mit dem Discounter Aldi die Letzten. Alle anderen hatten schon vorher ausgeräumt.“ Als klar war, dass der Umbau feststeht, haben sich die Inhaber des Modegeschäftes nach einem neuen Laden umgesehen. In den Räumen am Markt war zuvor ein Handarbeitsgeschäft untergebracht. „Wir haben jetzt deutlich weniger Fläche als zuvor zur Verfügung. Im EKZ waren es mehr als 200 Quadratmeter, jetzt sind es rund 60.“
In den vergangenen Tagen seien vor allem Stammkunden in die neuen Räume gekommen. „Sie halten uns die Treue. Viele weitere Radeberger werden hoffentlich noch auf uns aufmerksam“, sagt sie. Trotz der geringen Verkaufsfläche hat das Geschäft zusätzliche Modemarken ins Sortiment aufgenommen. „Das ist das Positive an einem Umzug, da konnten wir uns neu aufstellen. Jeans bieten wir weiterhin in großer Auswahl an, da sind wir jetzt so ziemlich die Einzigen in der Innenstadt.“
Geöffnet ist das Geschäft wochentags von 9 bis 18, am Sonnabend bis 13 Uhr. Fest steht: Auch nach den Umbauarbeiten wird Fashion In nicht wieder ins EKZ ziehen. „Wir wollen uns in der Innenstadt etablieren. Hier am Markt und an der Hauptstraße gibt es einen guten Mix an Geschäften. Es sind viele Kunden in der Stadt unterwegs. Wir sind sehr zuversichtlich.“
Das Uhrengeschäft: Ladenräume an der Hauptstraße auf Zeit

An der Hauptstraße, schräg gegenüber der Gaststätte Pilsfass, hat Konstanze Rostock ihr Uhren- und Schmuckgeschäft Wodner neu eröffnet. Zahllose Uhren hängen an den Wänden, die Vitrinen sind voll mit Armbanduhren und Schmuck. Die Inhaberin bietet hier ihr gesamtes Programm an – vom Verkauf über Reparaturen bis hin zu persönliche Gravuren. „Das ist das gleiche Angebot, das wir schon im EKZ hatten. Dennoch ist es ein Laden auf Zeit“, sagt sie. „Wir werden nur während der Umbauphase des EKZ hier bleiben. Ab November öffnen wir dann ein Geschäft im neuen Center. Das wird dann auch etwas größer sein, als dieses hier“, sagt die Inhaberin.
Für sie überwiegen die Vorteile im Einkaufscenter. „Dort gibt es nach meinem Eindruck mehr Laufkundschaft. Viele kommen wegen der Supermärkte ins Center und machen dann öfter auch einen Einkauf bei uns“, sagt sie. Am jetzigen Standort an der Hauptstraße gibt es nach ihrer Einschätzung zu wenige Parkplätze. „Es sind zwar einige auf dem Seitenstreifen vorhanden, doch die sind immer belegt.“ Sie ist aber froh, dass sie das Geschäft für die Umbauzeit gefunden hat. „Die Stadtverwaltung hatte ja die Liste mit leer stehenden Läden an uns geschickt, das hat uns sehr geholfen. Aber wir sind im Center besser aufgehoben.“
Das Reisebüro: Neueröffnung in traditionsreicher Lage

Doren Thämelt schwört auf die Innenstadt. Sie und ihr Mann eröffnen ein TUI-Reisebüro an der Ecke Hauptstraße/Marktplatz. Bis Ende 2018 hatte Beate Zilinski hier ihr s.Oliver-Modegeschäft. Dann standen die Räume leer. „Wir haben gezielt nach einem Geschäft in der Innenstadt gesucht. Schnell sind wir auf dieses aufmerksam geworden“, sagt sie.
Derzeit werden noch ein paar Umbauarbeiten erledigt: neue Beleuchtung, neue Fenster. Der Fußboden ist schon erneuert worden. „Jetzt kommen noch die Möbel, dann richten wir das Geschäft ein. Am 2. März findet die Eröffnung statt.“ Doreen Thämelt kennt sich in der Reisebranche aus. 13 Jahre hat sie im Radeberger Reisebüro Schmolling gearbeitet. Jetzt macht sie sich selbstständig. „Das ist schon ein großer Schritt. Ich bin aber optimistisch, dass es klappt. Bei uns können Interessenten alles buchen, von der Ferienwohnung über den Wochenendausflug bis zur Kreuzfahrt.“ Radeberger seien ja reiselustig, und an dem Geschäft in der Innenstadt kämen ja a auch viele vorbei.
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