Königstein im Aufwind?

Mehr Kulturangebote für Einheimische und Touristen, mehr Leben in der Innenstadt: Das hat sich das Innenstadt- und Kulturmanagement in Königstein zum Ziel gesetzt. Seit Juli letzten Jahres hat diesen Job die Firma Neuland Zeitreisen übernommen. Unternehmer Sven-Erik Hitzer und sein Team, allen voran Innenstadtmanagerin Andrea Hoppe, wollen zwei Jahre lang neue Kultur-, Kunst- und Aktivangebote in Königstein etablieren. Jetzt - sieben Monate nach dem Start - wurde eine erste Bilanz gezogen. Was ist geworden, was noch nicht? Sächsische.de stellt die wichtigsten Baustellen vor:
Kultur kann mit neuen Höhepunkten punkten
Es war der Höhepunkt im vergangenen Sommer: Das Stadtfest zum 640. Geburtstag der Festungsstadt. Drei Tage lang wurde in Königsteins Innenstadt gefeiert, mit Hunderten Mitwirkenden. Die Organisation hatte Neuland Zeitreisen übernommen und damit Eindruck gemacht - bei den Einheimischen und Gästen. Parallel dazu ging es weiter: Der Stadtplatz verwandelte sich im Sommer mithilfe von Wasserspielen und Loungemöbeln in einen Klassikgarten. Hier stieg an mehreren Wochenenden ein Sommerfilmfest mit Open-Air-Kino. In der Vorweihnachtszeit wurde erstmals ein Adventsfest gefeiert und die Eisbahn wurde als Besonderheit in das Zentrum geholt. Schon jetzt steht fest, dass viele dieser Veranstaltungen zur Tradition werden sollen. Dazu gehört der Königsteiner Klassikgarten. Er soll in der schönen Jahreszeit erneut den Stadtplatz beleben - mit wechselnden Themen. "Ein Stadtfest war ursprünglich auch geplant. Dafür gibt es 2020 jedoch kein Budget", sagt Hitzer. Die Kommune hätte im Haushalt kein Geld eingeplant.
Leer stehende Läden bleiben Problem
Es ist ein unübersehbarer Makel, den Königstein hat: Viele Läden in der Innenstadt stehen leer. Ein Zustand, den das Innenstadtmanagement ändern will. Der Anfang ist auch gemacht. Der tatsächliche Leerstand wurde bereits erfasst und dokumentiert. Mehr sei aber nicht möglich gewesen. "Denn viele Eigentümer wollen ihre Geschäfte gar nicht vermieten", sagt Hitzer. Das sei das ernüchternde Ergebnis der Gespräche gewesen. Ein Grund, der oft genannt wurde: "Man will keine Fremden im Haus", wie Sven-Erik Hitzer wiedergibt. Nur wenige Hauseigentümer seien kooperativer gewesen. Dort konnte Neuland Zeitreisen für die leeren Gewerbeeinheiten Grundrisse anfertigen, Medienanschlüsse einzeichnen und Konditionen benennen. Das sei die Grundlage, um Interessenten für die Geschäfte zu suchen. Nur, wenn die Hauseigentümer mitspielen würden, könnte man aktiv etwas gegen den hohen Ladenleerstand unternehmen, betonte Hitzer.
Neues Parkkonzept für die Innenstadt kommt
Ein anderes Phänomen, das typisch für Königstein ist: Es gibt etliche Baulücken in der Stadt. Diese sind das Ergebnis eines Abrissprogramms. "Die Baulücken haben wir erfasst und die jeweiligen Eigentümer aufgelistet", zählt Sven-Erik Hitzer auf. Einige Flächen würden sich als Parkplatz eignen. Welche das sind, soll in einem Parkplatzkonzept festgehalten werden. Bis Ende März soll die Studie stehen und vorgestellt werden.
Zusätzliche Parkplätze werden in Königstein dringend gebraucht. Die vorhandenen Stellflächen reichen nicht aus. Laut Hitzer könnten kurzfristig an der Bienermühle 20 Parkplätze geschaffen werden. Auch das Grundstück an der Pirnaer Straße 21 und 23, die verwilderte Brache neben dem Hostel, könnte als kostenpflichtiger Parkplatz genutzt werden. "Das spült Geld in die Stadtkasse", sagt Hitzer.
Für einheitliches Leitsystem fehlt bislang das Geld
Königstein ganz einheitlich, das soll sich auch bei der Beschilderung zeigen. Im Moment herrscht ein Wirrwarr an unterschiedlichen Wegweisern und Schildern. Sie sollen in einem einheitlichen Stadtleitsystem gebündelt werden. Bis 2021 wollte das Innenstadtmanagement diesen Plan umsetzen. Jetzt ist jedoch das ganz Projekt in Gefahr. "Die Stadtverwaltung hatte bei Leader Fördermittel beantragt, das Schreiben wurde jedoch zu spät eingereicht", sagt Hitzer und lässt damit kein gutes Haar an den Mitarbeitern im Rathaus. Eine Finanzspritze sei dadurch erst einmal futsch. Um doch noch öffentliche Gelder abgreifen zu können, wird nun bis 14. Februar ein neuer Förderantrag gestellt.
Königsteins Internetseite braucht neues Gesicht
Generalüberholt werden soll und muss die Internetseite der Stadt Königstein. Laut Innenstadtmanagement fehlt es an aktuellen Informationen, online können zudem keine Anträge eingereicht werden. Das soll geändert werden. Als Vorbild wird das Internetportal von Heidenau genannt. Königstein können sich dort viel abgucken, wie Hitzer sagt. Eine Firma, die die Internetpräsenz entsprechend umgestaltet, gäbe es bereits. Dafür müssten ebenfalls Gelder locker gemacht werden.
Bielapromenade soll umgestaltet werden
Neben der Festungsbahn und der Sanierung der Bienermühle will das Innenstadtmanagement entlang der Biela ein weiteres Großprojekt umsetzen. Der Fluss soll zwischen dem Bahnhofsvorplatz und der Bienermühle zum neuen Blickpunkt werden - mithilfe von zusätzlichen Fußgängerbrücken. Der Stadtplatz soll zudem in Richtung Biela geöffnet werden. Angedacht ist eine Art Treppe, die zum Wasser hinunter führt. Auf dem Stadtplatz soll zudem ein Biergarten entstehen. Skizzen dazu hat Sven-Erik Hitzer bereits angefertigt. "Die Gelder dafür sollen in den nächsten Doppelhaushalt", schlägt er vor.
Rathaus fehlt Personal, um Ideen umzusetzen
Das Innenstadt- und Kulturmanagement hat viele Ideen, um Königstein weiterzuentwickeln. Diese scheitern laut Hitzer aber nicht immer nur am Geld. "Die Stadtverwaltung kann im Moment die Dynamik nicht leisten, die wir brauchen. Es fehlt zum Beispiel ein direkter Ansprechpartner für uns", kritisiert der Unternehmer. Sein Team fühlt sich deshalb oft ausgebremst. Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) kann dagegen jedoch nur wenig ausrichten. "Dafür müsste eine neue Stelle geschaffen werden", macht er deutlich. Das sei finanziell nicht gewollt und nicht realisierbar.
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