Von Carmen Schumann
Manche Dinge sind einfach nicht totzukriegen. Obwohl das Gebäude am Kirchweg 15 schon seit der Wende kein „Landambulatorium“ mehr ist, heißt es im Cunewalder Volksmund immer noch so. Auch Eva Gleisberg kann sich noch lebhaft erinnern: „Wenn ich meine Oma väterlicherseits in Cunewalde besuchte, habe ich sie manchmal dorthin zum Doktor begleitet.“ Und sie fügt hinzu: „Ich weiß noch ganz genau, wie es damals hier aussah.“ Dass sie einmal selbst hier wohnen würde, hat sie sich allerdings nicht träumen lassen.
„Mein verrückter Schwiegersohn kann gar nicht genug bauen“, begründet sie ihren Wohnungswechsel. Vor einem Jahr begann Michael Grosche zusammen mit Eva Gleisbergs Tochter Maika mit der Sanierung des ehemaligen „Ländlichen medizinischen Versorgungszentrums“. Das einstöckige Gebäude ließ er um eine Etage erhöhen. Die so entstandenen Wohnungen waren ruckzuck vermietet. Kein Wunder, bestechen sie doch durch einen wundervollen Panoramablick hinüber zum Bieleboh.
„Für mich stand von Anfang an fest, dass ich hierher ziehe“, sagt die gebürtige Löbauerin. „Das bot sich ja an, wenn meine Tochter hier baut.“ Doch bevor es ans Einziehen gehen konnte, hat sie selbst beim Umbau mit zugepackt. „Meine Kinder haben viel selbst gemacht und ich habe ihnen nach Kräften unter die Arme gegriffen.“ – Am 1. Juli konnte Eva Gleisberg ihre neue Wohnung in Besitz nehmen. Nicht nur sie ist total begeistert von ihrem neuen Domizil. „Wenn Leute zu mir zu Besuch kommen, sagen sie, das ist ja wie in einer Ferienwohnung“, berichtet Eva Gleisberg. Den ganzen Sommer über hat sie ihren Balkon genutzt: „Er ist mein liebstes Zimmer“, schwärmt sie. „Wenn ich abends beim Rotwein da sitze und der Mond steht überm Bieleboh – das ist einfach wunderschön und die ganze Mühe wert.“
Im Gegensatz zu ihrer letzten Wohnung in Löbau, wo Eva Gleisberg mitten im Stadtzentrum lebte, ist es hier sehr ruhig. „Nur ein paar ortskundige Autofahrer kommen hier vorbei, wenn sie die Ampel auf der Hauptstraße umgehen wollen“, berichtet die Mittvierzigerin. „Aber irgendwann sind die Straßenbauarbeiten ja auch mal zu Ende.“
Der einzige Wermutstropfen für Eva Gleisberg ist, dass ihre Freunde in Löbau sind. „Aber ich denke, ich finde auch hier neue Bekannte – durch die Gesundheitseinrichtungen im Haus ist ja immer was los.“ Bis auf das Sonnenstudio ihrer Tochter nutzt Eva Gleisberg die medizinischen Angebote jedoch nicht – noch nicht. „So lange ich mich noch halbwegs fit fühle, brauche ich weder Massage noch Fußpflege und meinen Zahnarzt würde ich nur ungern wechseln“, meint sie. Aber sie möchte schon ganz gerne hier wohnen bleiben. „Ich bin in meinem Leben achtmal umgezogen – da sollte man schon endlich mal sesshaft werden.“