Von Jörg Mosch
Im Kamin frisst sich die Glut in grobe Holzscheite. Die Strahlungswärme ist selbst in drei Meter Entfernung deutlich zu spüren. Aber noch ist es kühl im Kaminzimmer des Vereinshauses Oberau. „Bis zum Abend kriegen wir das hin“, sagt Peter Wojach und legt Holz nach. „Heute haben die Winzer hier ihre Arbeitsberatung.“
Die Winzer, das sind die Mitglieder der Weinbaugemeinschaft „Otto Pfützner e.V.“, die den nahe gelegenen Gellertberg bewirtschaften. Neben der Dorfgemeinschaft Obere Aue e.V., deren Vorsitzender Peter Wojach ist, sind sie die eifrigsten Nutzer des im Oktober 2004 eingeweihten Hauses.
Für die bis jetzt noch etwas zögerliche Annahme durch die Vereine hat Wojach eine Erklärung: „Solche Dinge müssen ganz natürlich wachsen. Man kann nicht erwarten, dass dort, wo bis vor kurzem noch gar nichts war, plötzlich 100 Prozent sind.“ Deshalb ist sein Optimismus ungebrochen. Auch, weil das Haus von privaten Mietern inzwischen eifrig genutzt wird. Für Hochzeiten und runde Geburtstagsfeiern ist es nicht nur bestens geeignet, es bietet auch eine ganz besondere Atmosphäre. Am stimmungsvollsten ist das Kaminzimmer mit seinen 30 Plätzen. Und das ist gegenwärtig schon für 50 Euro pro Tag zu haben.
„Die Miete ist so kalkuliert, dass sich die Leute das leisten können“, sagt Peter Wojach. „Lediglich die Ausgaben für Heizung, Strom, Wasser und Abwasser sollten damit gedeckt werden.“ Ob die Rechnung aufgeht, will man im Juni überprüfen. Gewinn machen dürfe der Verein ohnehin nicht.
Wohl aber die Gemeinde. Und für die wäre es gut, ein paar Euro Einnahmen zu haben, die später für nötige Reparaturen am Haus verwendet werden können. „Ich denke, mit dieser niedrigen Miete wird es nicht weitergehen können“, sagt Bürgermeister Manfred Schmidt. Er wünscht sich ohnehin mehr Vereinsarbeit im Haus als private Festivitäten. Deshalb freut er sich, dass die Jäger gegenwärtig ihr eigenes Zimmer ausbauen und die Feuerwehr in der ehemaligen Wagenremise ein kleines Museum einrichtet. Auch der Männerchor Jessen und der Frauenchor Niederau haben Interesse signalisiert, sich künftig im Vereinshaus zu treffen. Einen weiteren Partner habe man mit dem Gewerbeverein Niederau gefunden.
Eine dritte Schiene könnten Kulturveranstaltungen im Haus sein. Erste Absprachen mit Steffen Mendrok vom Zentralgasthof Weinböhla hat es bereits gegeben. „Das Kaminzimmer bietet sich für Lesungen und andere Veranstaltungen mit Clubcharakter an“, so Mendrok. „Ab Herbst werden wir sicher etwas zusammen machen.“
„Wer einmal hier war, ist begeistert“, sagt Peter Wojach. „Unsere Senioren zum Beispiel wollen bald wiederkommen.“ Ein richtig großer Termin soll jedoch im September das Dorffest werden, dass rund um das Vereinshaus gefeiert wird. Auch dann wird sicher Feuer im Kamin gemacht – allerdings nur wegen der anheimelnden Atmosphäre.