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Insel muss in der Mulde bleiben

Die Sedimentablagerungen verärgern noch immer einige Fischendorfer. Doch der Heger ist ein wertvoller Lebensraum.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Leisnig/Fischendorf. Beim Niedrigwasser ist sie wieder deutlich zu sehen gewesen – die Schotterbank in der Freiberger Mulde unterhalb des Wehres. Dieser sogenannte Heger ist buchstäblich der Stein des Anstoßes für einige Einwohner von Fischendorf. Das ist bei der jüngsten Ortsteilbegehung wieder einmal deutlich geworden. Über die aufgetürmten Geröll- und Kiesablagerungen ist im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen. Über das Thema aber noch nicht.

Die Anwohner glauben: Wenn die Sedimente nicht wären, sei in der Mulde mehr Platz für Wasser. Regnet es viel, würde es länger dauern, bis das Wasser über die Ufer tritt. „Das höre ich immer wieder, das ist aber ein Irrglaube“, erklärte Heinz Kaiser, Betriebsleiter für die Mulde bei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV).

Anfang des Jahres war ein Teil der Sedimente ausgebaggert worden. Trotzdem ist eine Art kleine Insel geblieben, die in den vergangenen Monaten wieder größer geworden ist. Das sei jedoch kaum zu vermeiden, so Kaiser: „In diesem Bereich ist der Fluss breit, das Wasser fließt langsamer, deshalb kommt es bei Hochwasser zu Sedimentablagerungen. So können sich kleine Steine und andere Sedimente leichter absetzen.“ Aus wasserbaufachlicher Sicht mache es somit keinen Sinn, alles rauszuräumen.

Ein Teil der Ablagerungen ist dennoch entfernt worden. Denn nach dem Juni-Hochwasser 2013 hatte sich zum Teil belastetes Material abgelagert. Die Frauenrath Recycling GmbH hatte auf einer Länge von zirka 200 Metern gebaggert. Das hat rund 200 000 Euro gekostet.

Bachforelle laicht im Kies

„Am Fluss geht es aber nicht nur um wasserwirtschaftliche Belange“, sagte Heinz Kaiser. Außerdem gibt es dabei noch einen weiteren Aspekt zu bedenken – den ökologischen Zweck. Neben zahlreichen weiteren Aspekten, darf der Naturschutz nicht vernachlässigt werden. Bei diesem inselartigen Gebilde handelt es sich um einen sogenannten Heger. „Der Heger ist ökologisch sehr wertvoll, da sich dort laut Naturschützern wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere befindet“, erklärte er.

So bevorzugen zum Beispiel Äschen und Bachforellen Kies am Flussboden. Beide Süßwasserfischarten schlagen mit ihrer Schwanzflosse eine tiefe Laichgrube aus. Sobald die Männchen die Eier besamt haben, bedecken sie diese mit Kies. Die Larven der Äsche leben zunächst im Kies.

Als weiteres Problem hatte Dieter Friedrich bei der Ortsteilbegehung den 2007 errichteten Leitdamm unterhalb der Dr.-Rüdiger-Thiele-Brücke angesprochen. „Die Kritik einiger Anwohner ist, dass der Leitdeich insgesamt zurückgebaut werden sollte und er sich bei dem Hochwasser 2013 nicht an der Krone durch Erosion abgetragen hat. Inwieweit der Damm wegerodiert, hängt aber von der Pegelhöhe und der Strömungsgeschwindigkeit ab. Das damalige Regierungspräsidium hatte in seiner Gefahrenabwehrordnung vorgeschrieben, dass der Damm so gebaut wird. Es gab nach Fertigstellung der Baumaßnahmen eine behördliche Abnahme. Diese hat ergeben, dass die Bauarbeiten korrekt und gut ausgeführt worden sind“, erklärte LTV-Mitarbeiter Heinz Kaiser.

Zudem sei das bestehende System beibehalten und lediglich ertüchtigt worden. „Der Leitdamm soll dafür sorgen, dass der Strom bei einem leichten Hochwasser nicht gleich nach links in Richtung Altleisnig fließt, sondern weiter geradeaus“, erklärte Heinz Kaiser. Sobald ein gewisser Pegel erreicht ist, sei durchaus gewollt, dass der Leitdamm überströmt wird und die Kuppe zu erodieren beginnt. Das heißt, die Kuppe sollte so leicht abbaubar sein, dass sie weggespült wird.

Hochwasser trifft vor allem Altleisnig

Trotzdem hatten Manfred Häußler und Dieter Friedrich aus Fischendorf wiederholt gefordert, dass der Hochwasserschutzdamm zurückgebaut wird, damit das Wasser auf die Freiflächen strömt und somit ein Rückstau verhindert wird. Anwohner von Altleisnig sehen das ganz anders. Denn würde der Damm verschwinden, würden andere Ortschaften sofort überschwemmt. In der Vergangenheit hatte Leisnigs Bauamtsleiter Thomas Schröder Altleisnig als den am stärksten vom Juni-Hochwasser 2013 betroffenen Ort in der Region Leisnig bezeichnet