Von Peter Redlich
Radebeul. Erika Böhme ist aufgeregt. Die schlanke Rentnerin ist gerade zur neuen Vereinsvorsitzenden der Gartensparte Lößnitzblick gewählt worden. Eigentlich wollte sie das ursprünglich nicht. Aber die Geschehnisse der letzten zwei Jahre haben dazu geführt, sagt sie.
Ganz im Osten Radebeuls, zwischen Wettinstraße und Sachsenstraße, haben 137 Vereinsmitglieder auf 87 Parzellen ihre idyllisch gelegenen Gärten. Von Idylle war am letzten Sonnabend keine Spur. In einer Kampfabstimmung auf einer per Gerichtsbeschluss herbeigeführten außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde der alte Vorstand mit 32 gegen 29 Stimmen (drei Enthaltungen) abgewählt und ein neuer Vorstand bestimmt.
2013 begann der Streit, schildert Erika Böhme. Damals sollte erst die Pacht für die Vereinsgaststätte erhöht, danach dem Pächter gar gekündigt werden. Alles sei initiiert vom Vereinsvorsitzenden Manfred Pohle. Die Mehrzahl der Spartenmitglieder habe das Wirtsleuteehepaar Karla und Michael Schützenmeister behalten wollen. Auch sei auf der Kündigung nur die Unterschrift vom Vorsitzenden, dem Gartenberater und der Vereinschronistin gewesen. Stellvertreter und Schatzmeister müssten bei solchen Rechtsangelegenheiten aber auch unterschreiben. Erika Böhme legt eine Liste mit über 400 Unterschriften von Vereinsmitgliedern und Gästen der Gaststätte vor, die sich für den Verbleib des Schützenmeisters aussprechen.
Nur der Vorstand feiert
Noch mehr störte aber eine ganze Reihe von Kleingärtnern vom Lößnitzblick, dass der Vereinsvorstand mit Ehepartnern 2013 eine Weihnachtsfeier durchgeführt habe und dabei an den Vorstand Briefumschläge mit Geld verteilt wurden – alles aus der Vereinskasse. Das zusammen, so Böhme, seien rund 1 800 Euro gewesen. Der Verein habe allerdings – ohne Gaststättenpacht – nur Einnahmen von rund 2 600 Euro im Jahr.
Erika Böhme: „Wir haben einen Arbeitskreis gebildet, um die Dinge aufzuarbeiten und Antworten vom Vorstand verlangt.“ Die seien nicht gekommen. Auch auf Schreiben an den Kreisverband Meißen der Kleingärtner und dessen Vorsitzenden Günther Queißer mit der Bitte um eine Schlichtung, sei nicht eingegangen worden. Letzten Endes habe man keine andere Lösung gesehen, als mittels einer außerordentlichen Mitgliederversammlung den Vorstand abzuwählen.
Dagegen habe sich vor allem Manfred Pohle gesträubt, sich einen Anwalt genommen und diesen aus der Spartenvereinskasse bezahlt. Letztlich hat das Amtsgericht in Dresden einen Beschluss samt Tagesordnung verfasst und die Versammlung durchgesetzt.
Der geschasste Ex-Vorsitzende Manfred Pohle, gestern von der SZ zu den Geschehnissen befragt, hat darauf einen anderen Blick. Er habe mit den Wirtsleuten sprechen wollen, nur die hätten nicht gewollt.
Vor allem nicht deshalb, sagen diese, weil Pohle das Tor zur Wettinstraße verschlossen habe. Von dort würden viele der Gaststättengäste kommen. Das sei Schikane. Pohle dazu: „Das Tor wurde nur eine bestimmte Zeit probeweise geöffnet. In der Ordnung des Vereins steht, dass es zu verschließen sei.“ Die Ausgabe von Geldern zur Weihnachtsfeier sei auch rechtens. „Das habe ich vor der Kriminalpolizei dargestellt. Mir wurde keine Schuld nachgewiesen“, so Pohle. Es sei im Ermessen des Vorstands, seine Mitglieder für deren Arbeit zu entschädigen. Und das Geld sei vorhanden gewesen.
Aufforderugn zur Offenlegung
Kreisvorsitzender Günther Queißer, den die empörten Kleingärtner um Schlichtung gebeten hatten, sagt: „Das ist lediglich eine Anfrage gewesen. Für eine Schlichtung hätte ein richtiger Antrag gestellt werden müssen. Den habe ich nicht bekommen.“ Deshalb habe er keinen Anlass gesehen, mit den Kleingärtnern zu reden.
Erika Böhme und ihre neuen Mitstreiter im Vorstand wollen jetzt am 10. Oktober die Jahreshauptversammlung durchführen. Bis dahin soll der bisherige Vorstand alle Rechnungen und Verträge vom vorigen Jahr und den bisher gelaufenen Monaten 2015 vorlegen. „Wir haben nämlich so gut wie nichts davon vorgefunden“, so Böhme. Manfred Pohle sagte dazu: „Ich werde alles dazu vor der Jahreshauptversammlung vorlegen.“