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Ist der Zinkenstein ein Werk des Teufels?

Von dem fast 700 Meter hohen Berg gibt es eine alte Sage. Auch ohne sie erleben aber die Wanderer Sagenhaftes.

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Von Heinz Wirrig

Zum Zinkenstein gibt es eine Sage, die wie folgt lautet: Im Dreieck zwischen Techlovice (Tichlowitz) im Elbtal, Benesov (Bensen) im Tal der Ploucnice und Vernerice (Wernstadt) im Osten befindet sich eine geräumige Hochfläche, von der eine Art Kuppe (in alten Karten als Netterskoppe vermerkt) bis ziemlich dicht an die Elbe heranreicht. Und dort wettete einst ein altes einfältiges Mütterchen mit dem Teufel, dass er nicht imstande wäre, in einer Nacht bis zum Hahnenschrei von dieser Kuppe aus eine steinerne Brücke über die Elbe bis ans andere Ufer zu bauen. Das war ihrer Meinung nach selbst ihm, dem Leibhaftigen nicht möglich. Daher hatte sie auch keine Bedenken, ihre Seele als Pfand einzusetzen und das furchtbare Abkommen mit ihrem Blut zu unterschreiben. In der bezeichneten Nacht begann der Teufel sein Werk. Um sich die mühevolle Arbeit doch etwas zu erleichtern, legte er die gewichtigen und furchtbar großen Steinblöcke, die er sich vom Sedlo (Geltschberg) geholt hatte, auf einem steilen Talhang nieder, um sie später zu seinem nächtlichen Arbeitsplatz abzuholen. Rasch genug waren die Brückenmauern vollendet, und es ging bereits an die Brückenwölbung.

Als nun aber das Mütterchen, das sich in der sicheren Hoffnung gewiegt hatte, sie werde den Sieg über ihren Gegner davontragen, die Arbeit so schnell vorangehen sah, wurde ihr himmelangst und bange, und heller Schweiß rann ihr vom Gesicht. Wie, wenn er nun doch fertig würde? Als sie so eine Weile über ihre missliche und gefährliche Lage nachgedacht hatte, schoss ihr plötzlich ein rettender Gedanke durch den Kopf: Bis zum ersten Hahnenschrei muss er ja fertig sein - so ist’s ausgemacht! Und sofort ging sie zum Hühnerstall, rüttelte an der Tür und machte so lange Lärm, bis der Hahn ein helltönendes Kikeriki in den nahenden Morgen schrie. Die Wirkung war ungeheuer, denn plötzlich hörte man von der Anhöhe herab ein gräuliches Fluchen und Schimpfen und dabei ein gewaltiges Gepolter und Krachen, als ob die Erde aus ihren Fugen brechen wollte. Dann war wieder alles still. Früh war das Mütterchen nun neugierig und wollte sich den Gegenstand ihrer Wette ansehen. Aber von einer Brücke keine Spur!

Auf der Kuppe oben aber lagen eine Menge Steine, die vorher kein Mensch wahrgenommen hatte – sie mussten also wahrscheinlich von dem Wunderbau herrühren. Der Teufel hatte sie liegen gelassen – und so ist der Zinkenstein entstanden. Wer es nicht glaubt, die Felsen an der Humboldt-Aussicht beweisen es! Soweit die Sage. Uns ist selbstverständlich klar, dass die Elbe ihr Tal und Flussbett auf natürliche Art und Weise durch die Hügel und Kuppen des Böhmischen Mittelgebirges „geschliffen“ hat und die etwas abseits liegenden härteren Gesteins- und Felsmassive aber blieben stehen.

Vom Zinkenstein gibt es zwei empfehlenswerte Wege ins Elbtal: Zunächst geht man erst einmal 500 Meter auf „Rot“ hinunter zum Parkplatz und entscheidet dort zwischen den beiden Möglichkeiten. Ein Wegweiser bietet dort an: „Rot“ nach Techlovice (Tichlowitz) – 5,5 Kilometer (ein sanfter Abstieg auf gutem Weg); oder „Blau“ nach Male Brezno (Klein Priesen) – ebenfalls 5,5 Kilometer, vorbei an den „verschwundenen“ Dörfern unter anderem mit Vitin (Wittine, nach etwa drei Kilometern), wo nur noch traurige Mauerreste an ehemalige Gehöfte und Wohnhäuser der deutschen Bewohnern erinnern. Auf dieser Route ist der Abstieg teilweise steil. Von den Bahnhöfen beider Orte besteht für die Heimfahrt Zugverbindung nach Usti-Schreckenstein (20 Minuten Fußweg zum Hauptbahnhof Usti) oder nach Decin; zusätzlich ab Male Brezno Busverbindung (Linie 458) nach Usti-Zentrum.

Empfohlene Wanderkarte des KCT: Nr. 11 „Ceske stredohori-vychod“, M: 1:50 000.

Der erste Teil ist am 11. Mai erschienen.