SZ + Döbeln
Merken

Ist die Oberschule zu voll?

Eine Stadtratsfraktion wollte Klassen zur Körnerplatzschule auslagern. Die Stadtverwaltung lässt Zahlen sprechen.

Von Jens Hoyer
Teilen
Folgen
Ist die Oberschule am Holländer zu klein? Nein, sagt die Stadtverwaltung. Die Kapazität der dreizügigen Schule ist zwar ausgereizt, aber für einen dauerhaften vierten Zug gibt es keinen Bedarf.
Ist die Oberschule am Holländer zu klein? Nein, sagt die Stadtverwaltung. Die Kapazität der dreizügigen Schule ist zwar ausgereizt, aber für einen dauerhaften vierten Zug gibt es keinen Bedarf. © Dietmar Thomas

Döbeln. Wie geht es weiter mit der Döbelner Schullandschaft? Mit dieser Frage muss sich in den kommenden Monaten der Döbelner Stadtrat auseinandersetzen.

Die Verwaltung hat dafür ein umfangreiches Konvolut an Zahlen zusammengestellt, das die Situation in Döbeln beleuchten und das Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer (CDU) in der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag vorstellte. 

„Wir für Döbeln“ hatte dafür einen Antrag gestellt und als Begründung auch die Oberschule am Holländer genannt, deren Kapazität für die Schülerzahl nicht ausreiche. Egerer trifft dazu eine klare Aussage: „Das stimmt nicht. Im Moment sehen wir an der Oberschule keinen Handlungsbedarf.“

Die Kapazitäten an Döbelns einziger Oberschule seien sehr wohl ausreichend. „In den Jahren 2014 bis 2018 ist nicht ein einziger Schüler der 5. Klasse abgewiesen worden. Richtig ist, dass die Auslastung der Klassen an der oberen Grenze lag“, sagte Egerer. Das kann dazu führen, dass zugezogene Schüler oder Abgänger vom Gymnasium eine andere Oberschule in einer der umliegenden Städte besuchen müssen, wenn die Klassen voll sind. 

„Wir hatten einmal geplant, dass die Schule Reserven für Döbelner Schüler vorhält. Da kam von der Bildungsagentur sofort die Reaktion, es sei ihre Aufgabe zu bestimmen, welche Schule die Schüler besuchen“, sagte Egerer. Für dieses Schuljahr gebe es an der Oberschule 69 Anmeldungen. Weil darunter drei „Inklusionsschüler“ sind, erhöht sich die Zahl rein rechnerisch auf 73,5. Damit können drei Klassen gebildet werden. Und für diese Anzahl ist die Schule ausgelegt.

Mit 21 Unterrichtsräumen, 13 Fachkabinetten und drei größeren Gruppenräumen habe die Schule auch genügend Kapazitäten, zwei Jahre lang vier statt drei Klassen einzuschulen, sagte Egerer. Die Fraktion „Wir für Döbeln“ hatte die Idee ins Spiel gebracht, wegen der angeblichen Platzprobleme Teile der Oberschule an die Körnerplatzschule auszulagern. Fraktionschef Dietmar Damm bedankte sich für das Zahlenmaterial, das eine Bewertung der Situation zulasse. „Es gibt den größeren Bedarf an der Oberschule nicht. Aber wir werden das beobachten“, sagte er.

Die Prognosen des Landes Sachsen für die kommenden Jahre zeigen wieder sinkende Schülerzahlen. An der Lernförderschule werde das Hoch dieses Jahr schon erreicht, sagte Egerer. „Ab dem Schuljahr 2022/23 gehen die Prognosezahlen merklich herunter.“ In den Grundschulen der Stadt einschließlich Technitz und Mochau werden in diesem Jahr zehn Klassen eingeschult. Was bedeutet, dass auch die einzügige Grundschule Döbeln Ost zwei Klassen abbekommt. Das könnte erst einmal so weiter gehen. 2017 hatte es in Döbeln eine Rekordgeburtenzahl von 221 Kindern gegeben. Im vorigen Jahr war die Zahl aber wieder auf 178 gesunken.

Über einen Punkt ist sich der Stadtrat einig: Für die sanierungsbedürftige Grundschule Ost und die beengte Lernförderschule auf dem Schloßberg müssen Lösungen her. Die Idee: die Vereinigung der beiden Schulen auf einem Campus in Döbeln Ost. Dazu werden die Grundschule neu gebaut und das alte Schulhaus für die Förderschule saniert. 

Nötig wäre auch Neubau oder Erweiterung der Sporthalle. Die Kosten würden nach Schätzungen der Verwaltung etwa 20 Millionen Euro betragen. Die Stadt müsste davon laut Egerer rund 9,2 Millionen Euro selbst aufbringen – was nur schwer finanzierbar ist. „Wir haben derzeit 8,7 Millionen verfügbarer Mittel. Wenn wir die ausgeben, haben wir keinen finanziellen Spielraum mehr. Man kann alles nur nacheinander machen.“ Einen Baubeginn hält Egerer 2021 für realistisch.