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Vor dem ersten Schuss

Nicht jeder darf einfach jagen. Bevor Patric Lothmann sich seinen Wunsch erfüllen konnte, musste er viel lernen.

Von Heike Sabel & Sebastian Strempel
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Das ist sein Jagdrevier: Patric Lothmann bei Hohnstein.
Das ist sein Jagdrevier: Patric Lothmann bei Hohnstein. © Steffen Unger

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung. Obwohl Patric Lothmann voriges Jahr erfolgreich seine Jagdprüfung bestand, brauchte es noch eine zusätzlich. Es war die Überwindung, tatsächlich ein Tier zu schießen. Und Jagd benötigt viel Geduld. Oft sitzt man da und sieht überhaupt nichts. "Da ist das lange Ansitzen erst einmal gewöhnungsbedürftig", sagt Lothmann. Der gebürtige Aachener jagt rund um Neustadt und gilt trotz seiner 39 Jahre als Jungjäger, weil er seine Prüfung erst vor einem Jahr gemacht hat.

Nun stehen wieder Prüfungen an. Das dafür notwendige Wissen eignen sich angehende Jäger auf der Jagdschule oder bei einem Jagdverband an. Mehrmonatige Wochenendkurse oder der Besuch eines mehrwöchigen Kompaktkurses sind üblich, sagt Steffen Nollau, einer der beiden Leiter der Jägerschule Moritzburg.

Ernährung und Naturverbundenheit

Jagdschüler kommen aus allen Bereichen. Vom Schüler bis zum Doktor ist alles vertreten. Patric Lothmann zum Beispiel ist Geschäftsführer der Pulp-Tec GmbH & Ko KG, einem Verpackungshersteller in Neustadt/Sachsen. Er hatte bei seinem Lehrgang wie die meisten keine Vorerfahrung. Bewusste Ernährung und Naturverbundenheit spielen aber für ihn eine besondere Rolle. So ist die nachhaltige Herkunft des Fleisches und die Naturverbundenheit für viele Jagdinteressierte der Grund, den Jagdschein zu erlangen. Etwa ein Fünftel der Teilnehmer hat bereits Erfahrungen durch Traditionen in der Familie, schätzt Nollau ein.

Die Jägerprüfung besteht aus drei Teilen, dem jagdlichen Schießen sowie der schriftlichen und der mündlich-praktischen Prüfung. Der erste Teil findet für den Landkreis Pirna am 19. September in Großdobritz statt. Dort wurden die künftigen Jäger bereits ausgebildet und sind mit den Gegebenheiten vertraut, sagt Sebastian Klapper, zuständiger Sachbearbeiter im Landratsamt. Wer eine der Einzeldisziplinen nicht besteht, darf diese einmal wiederholen.

Zweite Chance

Die beiden weiteren Prüfungen sollen am 21. und 22. September folgen. Dann geht es um Jagd- und Waffenkunde, Verbraucherschutz und Recht. Zur Prüfungskommission gehören aktive Jäger unterschiedlichen Alters. Die Zahl der Jagdscheinanwärter ist konstant. 2018 wurden genau hundert Personen zur Prüfung zugelassen, dieses Jahr sind es drei mehr. Von den schon im Frühjahr 68 Geprüften bestanden 48.

Die meisten fallen bei der mündlich-praktischen Prüfung durch. Während sich die Anwärter auf Fragen zu Rehwild und Schwarzwild ausführlich vorbereiten, werden Themen wie einheimische Orchideenarten und Singvögel eher stiefmütterlich behandelt, sagt Sebastian Klapper, der die Prüfungen für das Landratsamt begleitet. Die Fragen in der schriftlichen und der mündlich-praktischen Prüfung können unter anderem aus den Bereichen Wildbiologie, Naturschutz und Biotoppflege, Jagdhundewesen, Wildschadensverhütung, Waffenrecht, Wildkrankheiten und Tierschutzrecht stammen. Wer durchfällt, bekommt die Chance auf Wiederholung.

An das Warten gewöhnt

Ist es geschafft, bestätigt eine Urkunde den Erfolg. Für den Jagdschein braucht es noch den Nachweis über eine Haftpflichtversicherung, ein polizeiliches Führungszeugnis sowie das Mindestalter von 16 Jahren. Eine Waffe aber gibt es erst ab 18 und auf Antrag. Dabei wird die Zuverlässigkeit und die persönliche Eignung geprüft. Alkoholabhängigkeit und psychische Krankheiten schließen einen Jagdschein aus.

Patric Lothmann hat alle Prüfungen bestanden und alle Voraussetzungen erfüllt. Dann konnte er endlich das erste Mal selbst auf Jagd gehen. In seinem ersten Jagdjahr erlegte er neben Reh- und Damwild sogar Rotwild. An das Warten hat er sich mittlerweile gewöhnt. Inzwischen kommt er dabei zur Ruhe und schöpft Kraft. Nun wünscht er all denen, die dieses Jahr vor der Prüfung stehen "Waidmannsheil".