Von Thomas Morgenroth
Ich freue mich jede Woche auf einen Artikel von ihm“, sagt Johanna Hartmann aus Freital-Potschappel. Die 80-Jährige hat soeben Heinz Fiedler, ihrem Lieblingsautor der Sächsischen Zeitung, die sie seit der ersten Ausgabe 1946 ununterbrochen liest, zum 75. Geburtstag gratuliert. Ihre erste Begegnung mit Fiedler liegt über 50 Jahre zurück. Er hatte damals im kleinen Saal des Steigers eine Veranstaltung der Seifenfabrik Rumbo moderiert, die für eine neue Seife einen Namen suchte. Frau Hartmann hatte „Kleopatra“ vorgeschlagen. Aber sie gewann nicht: „Lamona“ machte das Rennen.
Diese Episode ist nur eine von vielen, die gestern Vormittag im Stadtkulturhaus Freital nach Jahrzehnten wieder ans Tageslicht kamen. Die Schlange der weit über 100 Gratulanten riss drei Stunden lang nicht ab. Immer wieder schüttelte Heinz Fiedler, am 1. August 1927 in Coßmannsdorf geboren, sichtlich gerührt Hände, nahm Blumen und Geschenke entgegen. Außerdem signierte der SZ-Autor 95 Exemplare seiner neuen Bücher.
Jochen Simon ließ Fiedler auf einer alten Freitaler SZ unterschreiben, erschienen am 3. Februar 1962. Der „Redaktionsreporter“, der kein anderer als Heinz Fiedler war, berichtete damals über Simons Aufenthalt in Kuba. Der Monteur aus dem Plastmaschinenwerk arbeitete Ende 1961 mehrere Monate auf der Karibikinsel. Nach 40 Jahren trafen sie sich gestern erstmals wieder.
Noch nicht ganz so lange ist es her, dass Fiedler im Klubhaus der Edelstahlwerker in Freital für kulturelle Höhepunkte sorgte. „Ich habe über 25 Jahre lang mit ihm zusammen gearbeitet“, erinnert sich Manfred Post, langjähriger Chef des Hauses und ist des Lobes voll: „Er hat immer alles gegeben, um anderen Menschen Gutes zu tun. Heinz Fiedler war ein Lehrer durch seine Tätigkeit, ein Vorbild. Jede Stunde mit ihm war eine Bereicherung für meine persönliche Entwicklung.“
„Sie haben viel für die Stadt getan“, sagte Oberbürgermeister Klaus Mättig (CDU) und lud Fiedler zu einem persönlichen Gespräch ein. „Heinz Fiedler ist 56 Jahre lang eine wichtige Farbe der Zeitung gewesen“, sagte Olaf Kittel, stellvertretender Chefredakteur der Sächsischen Zeitung und wünschte sich „dass es so weiter geht.“ Einen ganz besonderen Gratulanten holte Kulturhaus-Direktor Gert Knieps ans Telefon: Den Filmstar Johannes Heesters, der im Dezember seinen 99. Geburtstag feiert. „Sie sind noch ein Kind“, meinte er angesichts seines eigenen Alters. Heesters lobte Fiedlers Berichte, die er auch über ihn verfasste. Der Schauspieler ist noch immer aktiv und freut sich auf ein Wiedersehen in Freital. Im Februar 2003 ist er Gast im Kulturhaus.
Fiedler ist nicht nur ein Meister des geschriebenen oder gesprochenen Wortes, sondern auch des gesungenen. Daran erinnerte der Elferrat Hainsberg, die ihrem Ehrenpräsidenten mit dem Schlachtruf „Jahraus, jahrein: Hinein!“ gratulierten. „Er ist ein begnadeter Komponist“, meinte Präsident Frank Scholz. Im September soll eine CD mit Fiedlers Faschingsschlagern erscheinen. „Heinz ist Ideengeber und Motor der ganzen Faschingsbewegung im Altkreis Freital gewesen“, sagte Scholz. Und er habe immer den Gemeinschaftssinn über alles andere gestellt. Ihm zu Ehren, schlug Scholz vor, sollte Hainsberg in „Heinzberg“ umbenannt werden.