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Jahrelange Scharmützel ließen die Menschen verarmen

Eine neue Serie zur Heimatgeschichte befasst sich mit der Zeit bis zur Gründung des Klostersin Riesa. (Teil 2)

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Von Jürgen Thomas

Die Sorben sind in einem jahrhundertelangen Verschmelzungsvorgang mit der nachfolgenden „deutschen“ Bevölkerung des Landes in ihr aufgegangen. Ihre Dörfer sind lange Zeit unverändert erhalten geblieben und bestehen vielfach noch heute als Kerne ländlicher Gemeinden weiter. In den Bewohnern des sächsischen Landes ist ein beträchtlicher sorbischer Anteil enthalten, wovon schon die vielen Familiennamen sorbischen Ursprungs ein Zeugnis ablegen.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Ostfränkischen Reich und den Slawen begannen im Jahre 856. König Ludwig überschritt mit einem Heer den Grenzfluss Saale, drang bis in den Gau Dalemince vor und erzwang fùr kurze Zeit die Zinspflichtigkeit der Sorben. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von mehreren kleinen Scharmützeln, die zwar militärisch nichts erreichten, aber zu einer umfassenden Verarmung der Bevölkerung fùhrten.

Hilfe von den Ungarn

Im Jahre 906 riefen die Daleminzer das asiatische Reitervolk der Ungarn zu Hilfe, die die „Deutschen“ von der Elbe wieder bis hinter die Saale zurücktrieben. Auch in den Jahren 908, 915 und 919 zogen die Ungarn durch den Gau Dalemince und griffen das Reich an. Dabei wurden sie aktiv von den Sorben unterstützt. Im Jahre 919 wurde der Sachsenherzog Heinrich zum König erhoben und sofort mit der Abwehr der Ungarn beauftragt. Dabei verhalf ihm 924 die Gefangennahme eines Anfùhrers von herumschweifenden berittenen Trupps von Ungarn, die bis ins Harz-Gebiet vorgedrungen waren, zur Aushandlung eines neunjährigen Waffenstillstandes. Allerdings musste er dafür jährliche Tributzahlungen an die Ungarn für die Dauer des Waffenstillstandes leisten.

Die Zeit nutzte HeinrichI. zum Ausbau von befestigten Burgen und Städten Aufbau einer gepanzertenReiterarmee. Er nutzte die Zeit aber auch, um mit den ständig aufrührerischen Sorben abzurechnen. Im eisigen November 928 zog er zunächst ins Havelgebiet gegen den Stamm der Heveller und zerstörte dort die Festung Brennabor (Brandenburg), um sich dann über Merseburg in Richtung mittlerer Elbe zu wenden. Im Dezember 928 stand er vor der Burg Gana. Der Chronist Widukind von Corvey berichtet über die Ereignisse: „...er belagerte die Burg Gana und nahm sie schließlich am zwanzigsten Tag ein. Die in der Burg gemachte Beute übergab er seinen Kriegern, aIle Erwachsenen wurden getöte.“

Dieser Bericht neigt sicherlich zu einer der üblichen Übertreibungen bei der Beschreibung von Herrschertaten. Es war strenger Winter, und das „deutsche“ Heer musste von dem leben, was das verlassene Land eben hergab. Deshalb hatte der König keinen Grund für eine fast dreiwöchige Belagerung. Seine kriegserprobte Truppe wird den primitiven Ringwall in kurzer Zeit überrannt haben. Zum Schutz der eroberten Gebiete wurde auf einem Felsen über der Elbe im Frühjahr 929 eine Burg gegründet, die den Namen des unter ihr vorbeifließenden Gewässers Misni erhielt.

Der militärische Widerstand der Daleminzier war gebrochen, und Heinrich I. konnte nun an die Einbindung der gewonnenen Gebiete in das Reich gehen.

(Wird fortgesetzt; Teil 1 am 2.11.)