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Semperoper fusioniert Atelier und Konzertsaal

Die Veranstaltungsreihe „Fenster aus Jazz“ bot eine Art Malen nach Noten und damit spezielle Unterhaltung.

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Feliks Büttner, Nils Wogram und Joe Sachse (v. l.) beim gemeinsamen Auftritt in Semper Zwei.
Feliks Büttner, Nils Wogram und Joe Sachse (v. l.) beim gemeinsamen Auftritt in Semper Zwei. © Matthias Creutziger

Von Tom Vörös

Die Dresdner Kulturlandschaft mit etwas Neuem oder erfrischend anderem zu bereichern, ist bei dem Angebot nicht einfach. Am Freitagabend durfte man in der Semper Zwei in Dresden zumindest einem Experiment beiwohnen. Und man nahm Platz in einem hybriden Saal, der zweierlei versprach: ein Konzert und eine Live-Malerei, zu der die Künstler ja nur selten die Öffentlichkeit einladen. 

Und während der Maler Feliks Büttner begann, seine leere Leinwand mit anfangs schwarzen, später mit farbigen Linien zu füllen, improvisierten Posaunist Nils Wogram und Gitarrist Joe Sachse eifrig im Genre Jazz, mit Ausflügen in den Flamenco und sogar kurzen Popmusik-Momenten.

Anfangs ließ sich der Maler offenkundig von der Musik inspirieren, doch dann standen zwei Kunstformen lange nebeneinander, man vertiefte sich in die jeweils eigenen Gefilde. Und während sich Wogram und vor allem Gitarrist Sachse im ausverkauften Saal in eine Art Trance spielten, wurde aus den anfänglich eher zufällig gestrichenen Linien ein abstraktes Gemälde, das letztlich die beiden Musiker und deren improvisierte Klangwelt verewigte.

Noch mehr verrückte Ideen

Das Publikum übte sich derweil in stiller Konzentration, das Anfeuern der Künstler blieb weitgehend aus. Doch die ständige Wahl-Anschauungsmöglichkeit zwischen Malerei und Musik machte die Sache nicht unspannend, vorausgesetzt, man bringt für eines der Genres eine gewisse Neigung mit.

Die Idee von Günther Baby Sommer und Matthias Creutziger ist jedenfalls erfrischend. Letztlich überzeugte vor allem die offen gelebte Leidenschaft der Musiker. In Summe aber ein durchaus erhellendes Fenster ins Wochenende. Und, wie die Schlagzeug-Koryphäe Sommer anfangs versprach, wird das nicht die letzte „verrückte Idee“ gewesen sein.