Von Monika Dänhardt
In der neusten Ausgabe des „SchwuLesbischen Monatsmagazins in Sachsen – Gegenpol“ beklagt der Kolumnist, dass es neue Kneipen, Discos, Bars in der schwullesbischen Szene schwer hätten. Man brauche sie nicht mehr, weil Schwule und Lesben in der Gesellschaft immer mehr akzeptiert würden. Eine Neugründung fand jetzt jedoch Zuspruch. Die Theatergruppe von Gerede e. V., die sich als „Schwules Theater“ bekennt, musste bei ihrer ersten Premiere ihrer Inszenierung „Das Wartezimmer“ Leute sogar wieder wegschicken. Der kleine Raum im Stadtteilhaus Neustadt lässt mehr als 40 Zuschauer nicht zu.
Die Gruppe besteht
aus vier Mitspielern
Natürlich saßen im Premierenpublikum vor allem Freunde und Bekannte. Wie Udo Petzold, einer der Darsteller, bekommen Homosexuelle öfters mal zu hören: „Du bist schwul? Du wirkst doch so normal!“ Auch deswegen macht der 19-Jährige bei der Theatergruppe mit, wobei ein Hauptgrund bleibt, dass er gern Theater spielt: „Vielleicht hilft unser Spiel ein bisschen bei der Aufklärung. Wir stellen uns auf die Bühne, bekennen uns zum Schwulsein und zeigen gleichzeitig, dass wir stinknormale Menschen wie du und ich sind – mit gleichen Träumen, Problemen, Sorgen. Nur lieben wir eben gleichgeschlechtlich.“ Doch so mutig wie der angehende Lehrer waren außer ihm nur noch drei Homosexuelle. Die kleine Theatergruppe, die es seit Oktober 2002 gibt, besteht aus vier Mitspielern.
Viel mehr meldeten sich nicht, als Gerede e. V., die Begegnungsstätte für „Lesben, Schwule und alle anderen“, über ein Flyer für das Theaterprojekt warb. Angeregt durch Zoe Nora Goerges, die beim Verein vorgesprochen hatte. Die ausgebildete Sängerin wollte auch in ihrer neuen Heimat Dresden eine Amateurtheatergruppe gründen.
Natürlich war es Zufall, dass Gerede e. V. seinen Sitz praktisch vor ihrer Haustür hat und so zum Ansprechpartner wurde. Doch ein glücklicher. Denn in Mecklenburg, aus dieser Gegend stammt die junge Frau, leitete sie eine Theatergruppe von jungen, sozial benachteiligten Mädchen: „Ich habe wohl ein Faible fürs Soziale. Beim Theaterspiel entwickelt sich Selbstvertrauen. Hier können sie ihre Maske fallen lassen, Seiten von sich zeigen, die sie sonst verdrängen.“ Doch vor allem sei sie Künstlerin: „Ich finde Theater mit Laien sehr authentisch – spannender als dieses sterile Profi-Theater.“ So ließ sie die vier Männer zwischen 18 und 30 Jahren ihre Figuren selbst entwickeln. Die lockten „ihren eigenen Idioten heraus“, um ihn auf die Bühne zu bringen. Entstanden ist eine Geschichte, die nur bedingt mit Schwulsein zu tun hat, mehr mit Zusammenleben, Ansprüchen, Träumen, Traumata. Udo Petzold: „Es liegt in der Entscheidung des Einzelnen, wie viel er preisgibt. Wir waren am Ende überrascht, wie offen wir wurden. “
„Das Wartezimmer“, 8. März, 19.30 Uhr im Antonzimmer des Stadtteilhauses in der Prießnitzstraße, Karten unter Tel. 8 02 22 51
Interessenten für die Theatergruppe können sich an Zoe Nora Georges wenden (Tel.: 56 33 467)