Von Reinhard Kärbsch
Dieses Jahr also einen Adventskalender für die Schwestern! Im Refektorium, dem Speisesaal des Klosters, ist dieser seit dem 1. Dezember aufgestellt. „Meist fällt so etwas meiner Frau Elisabeth ein, zu 80 Prozent“, erklärt Johannes Lukasch. Sie ist Gemeindereferentin in der katholischen Pfarrei Kamenz.
Ein Gebot der Nächstenliebe
Die Inspiration ereilte sie diesmal in einem Kerzenladen. Sie sah das Angebot der unterschiedlichen Farben und Größen. Lässt sich da nicht ein 20-Tage-Adventskalender basteln? Für die vier Sonntage die großen Blauen? Stehen die weißen Lichter nicht für die Namenstage der heiligen Barbara, des heiligen Nikolaus und der heiligen Luzia? Könnte man Mariä Empfängnis und den Geburtstag des Jesus Christus nicht besonders gestalten? Und wäre die Zuordnung von besinnlichen wie nachdenklichen Texten für jeden Tag nicht auch angebracht? (siehe Kasten) Gedacht, gesagt, gekauft und gebastelt! Wie jedes Jahr, nur dieses Mal nicht als Überraschung am 6. Dezember, dem Tag des heiligen Nikolaus.
Die Ideen und ganz praktischen Arbeiten an jährlich etwa 20 kleinen Präsenten für die Nonnen halten mittlerweile seit 20Jahren an. Als der diplomierte Bauingenieur Johannes Lukasch in den späten 80er Jahren im Kloster als Bauleiter anfing, hielt er es mit seiner Frau für selbstverständlich, auch an der neuen Arbeitsstätte in der Adventszeit anderen Menschen eine kleine Freunde zu bringen. „Wir sind als Katholiken anderen Menschen nahe, besonders in der Advents- und Weihnachtszeit. Das ist ein Grundverständnis. Wir versuchen, Gutes zu tun und Nächstenliebe zu leben. Das Schicksal des Jesus Christus ist dabei Motiv des Handelns. Die Schwestern des Klosters boten sich dafür regelrecht an“, erinnert er sich. Etwas unsicher seien sie damals gewesen, was wohl das Passende für die Schwestern des Zisterzienserinnenordens sei. „Ich habe einfach gefragt“, erinnert sich Lukasch. An die Wünsche hat er keine Erinnerung mehr, nur, dass diese äußerst bescheiden waren. Schwester Gabriela erinnert sich natürlich auch an einige der zahlreichen Lukasch-Überraschungen. „Der Schlitten vor zwei Jahren war wirklich gelungen. Er trug einen genähten Beutel mit Keksen, von Lukaschs selbst gebacken.“ Das falle ihr zuerst ein, sagt die Kloster-Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit, weil das Geschenk für ihre Nichte der große Renner war. Sie zählt weiter auf: Filzpantoffel mit Kosmetika, ein mit Süßigkeiten gefüllter Blumentopf, ein Engel mit Kerze, eine Kerze aus Pappe mit Schokolade gefüllt...
Gummibärchen hoch im Kurs
„Ja, wir Schwestern mögen Süßigkeiten. Bei Schwester Thaddäa beispielsweise stehen Gummibärchen hoch im Kurs“, verrät sie. Aber noch interessanter sei wohl, dass die private Initiative der Lukaschs schon so etwas wie Kult und unverzichtbar geworden ist. „Längst fragen wir uns in den Tagen vor dem 6.Dezember, was den Lukaschs wohl diesmal eingefallen ist. Es steigen Spannung und freudige Erwartung. Für uns ist der Herr Lukasch der Klosternikolaus.“
Gehen den Lukaschs nicht mal die Ideen aus? „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt er. Nach dem Sommerurlaub, so im August, setzten sich immer die Gehirnzellen in die Adventsrichtung in Gang. „Meine Frau besucht regelmäßig Kurse für Floristik und sammelt jede nur denkbare Anregung. Da kann es einfach keine Ausfälle geben.“