SZ +
Merken

Jedes Jahr ein Festumzug

Joachim Schlese über die Nachwehen des Festumzuges und die Neuerungen beim 37. Dixielandfestival.

Teilen
Folgen

Haben Sie inzwischen Ruhe gefunden nach der Aufregung des Festumzuges?

Noch nicht ganz. Ich träume nachts manchmal von den Bildern. Immerhin habe ich mich drei Jahre lang damit beschäftigt, kenne jede Kleinigkeit und natürlich auch die Fehler, die passiert sind.

War es ein Fehler, kein Bild der Semperoper zu zeigen?

Ja, absolut. Ich hatte es vorgesehen, schließlich gehört die Wiedereröffnung der Semperoper im Jahr 1985 zur 800-jährigen Geschichte der Stadt. Dass dieses Bild nicht kam tat nicht nur mir leid, sondern auch dem Publikum.

Warum ist dieses Bild nicht zustande gekommen?

Ich hatte es bis zuletzt im Plan drin. Das Staatsschauspiel und die Semperoper wollten andere Bilder, nämlich die Gestaltung der Wendezeit sowie der Zeit von 1933 bis 1945. Beide haben den Umzug bereichert, allerdings wurde darüber das Bild der Oper vergessen. Kurz vor dem Start erfuhr ich davon. Da war nichts mehr zu retten. Schade.

Was gehört zu Ihren Lieblingen des Festumzuges?

Für mich waren es die Bilder des 13. Februar und jenes, das die Zeit in Dresden zwischen 1933 und 1945 darstellte. Sie waren es deshalb, weil ich hier die schwere Herausforderung hatte, in einer Straßenrevue diese dramatische Zeit darstellen zu lassen. Aber ich hatte das Gefühl, vielen der Zuschauer ging das sehr unter die Haut. Es herrschte absolute Stille.

Auffällig war, dass sehr viele der Darsteller aus dem Umland kamen? Hielten sich die Dresdner eher zurück?

Die Darsteller aus dem Umland erwiesen der Elbestadt ihre Reverenz und zeigten so den Dresdnern auch ihre Reserven. Wenn ich an die Freiberger mit ihrer Bergparade denke, die Darstellung des Einzugs Napoleons mit seinen Generälen durch das Moritzburger Hengstgestüt oder die Rochlitzer mit ihrem Fürstenzug, dann muss man höchsten Respekt haben. Glückwunsch aber auch an die Landesbühnen aus Radebeul sowie die städtischen Theater. Hier war die Zusammenarbeit hervorragend.

Über 400 000 Euro kostete der Festumzug. Wofür wurde das viele Geld verwendet?

Ich denke, insgesamt war der Umzug viel, viel teurer. Denn ohne die Hilfe der Sponsoren und vor allem der Darsteller, der Vereine und Unternehmen wäre dies überhaupt nicht möglich gewesen. Dieser Einsatz ist unbezahlbar. Das zur Verfügung stehende Geld wurde für die aufwendige Technik benötigt und natürlich für die Aufbauten, die Stoffe, die Materialien. Hier wurde mit hohem Anspruch gearbeitet.

Wo lagern jetzt die einzelnen Aufbauten?

Momentan liegen sie zum größten Teil in verschiedenen Zwischenlagern, gingen aber auch an die Vereine zurück. Die letztendliche Lagerung der wertvollsten Gegenstände verantwortet das Stadtmuseum. Es gibt ja zum Beispiel hervorragende Kopien von Gemälden, die jederzeit wieder nutzbar sind. Ich hoffe auch, dass der Fürstenzug sobald wie möglich wieder in Dresden zu sehen ist. Ich persönlich hoffe darauf, dass der Umzug in kleinerer Form bei den Stadtfesten durch das Zentrum ziehen kann. Das wäre eine schöne Tradition.

Zu den weniger schönen Erinnerungen gehört die Tatsache, dass die Zuschauer auf der Tribüne am Goldenen Reiter nichts sehen konnten, weil der Umzug auf der falschen Seite lief, Zuschauer den Blick von der Tribüne versperrten. Wie konnte es zu so einer Panne kommen?

Ich kann auch nur sagen, was ich gehört habe, denn meine Verantwortung war die künstlerische Umsetzung. Mit dem Aufbau der Tribünen hatte ich nichts zu tun. Aber ganz offensichtlich ist der Umzug aus Sicherheitsgründen auf die andere Straßenseite geschickt worden, denn auf der vorgesehenen Bahn standen ganz viele Leute. Es wäre nicht zu verantworten gewesen, dort den Zug durchzuschicken. So jedoch konnten die meisten, die auf der Tribüne saßen, nichts sehen. Deshalb zahlte auch die Stadt die Eintrittgelder zurück.

Bleibt es dabei, dass am 18. September die Umzugs-DVD in die Läden kommt?

Ja. Für 15 Euro kann man dann dieses Ereignis mit nach Hause nehmen und nicht nur den Umzug sehen, sondern auch das Publikum, vielleicht sogar sich selbst.

Umzugserprobt sind Sie ja seit Jahren durch den Dixielandumzug, der ja ohne Tribünen auskommt. Wollen Sie die Idee jetzt übernehmen?

Nein, das war eine Idee der Stadt, die fürs Dixielandfestival keinen Sinn macht. Da bleibt alles wie es in den vergangenen Jahren war.

Bleibt sonst auch alles beim Alten oder reagieren Sie unter anderem auf die Kritik, dass zum Beispiel die musikalische Luftfracht oder Dixie im Busbahnhof vom Publikum nicht so begeistert aufgenommen wurden?

Darauf reagiere ich natürlich, weil ich die Defizite auch selbst gesehen habe. Das 37. Festival wird nicht mehr ganz so groß, es wird einen Tag kürzer dauern, die musikalische Luftfracht im Flughafen ist gestrichen, die Veranstaltung im Busbahnhof ebenfalls. Aber alles, was sich bewährt hat, bleibt.

Müssen Sie kürzen, weil es schwerer fällt das Festival mit seinen vielen eintrittsfreien Veranstaltungen zu finanzieren?

Zum Glück hat das Festival viele treue Sponsoren. Aber es wird in der Tat nicht leichter ohne einen Cent Subventionen, das Festival zu finanzieren.

Müssen Sie deshalb die Preise erhöhen?

Nein, deshalb nicht, sondern wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Durchschnittlich erhöht sich deshalb der Kartenpreis um einen Euro. Und das schon in diesem Jahr. Schließlich fallen die Kosten im kommenden Mai an, wenn die Steuer bereits erhöht ist.

Gibt es Abstriche an kostenfreien Veranstaltungen?

Nach wie vor gibt es die Dixiemeile auf der Prager Straße und den großen Umzug zum Abschluss. Da werden keinerlei Abstriche gemacht. Zum 10. Mal gibt es auch Dixie für Behinderte.

Interview: Peter Ufer