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Jelenia Góras heißer Schatz

Dass es unter Hirschbergs Stadtteil Cieplice heiße Quellen gibt, ist bekannt. Doch nun wurde noch mehr Wasser gefunden –in 2500 Metern Tiefe.

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Von Irmela Hennig

Die letzten Lämpchen vom Lichterfest leuchten noch auf dem schmucken Markt von Cieplice (Bad Warmbrunn) bei Jelenia Góra (Hirschberg). Einige späte Kurgäste bummeln in dicke Mäntel gehüllt durch die Straßen. Die meisten sind längst in ihren Hotels nach einem Tag voller Bäder und Behandlungen. Die 87 Grad heißen unterirdischen Quellen locken seit über 500 Jahren Gäste in den Kurort. Sie kurieren Augen- und Zahn-, Nieren- und Hautleiden. In diesem Jahr wird ein neuer Badepark eröffnet, für jedermann zugänglich, nicht nur für Kurgäste. Mit vielen Rutschen, Einkaufsmeilen, Restaurants – 40 neue Jobs soll das bringen. Den Kurpark hat man gerade sanieren lassen. In Kürze soll auch der Norwegische Park, eine Ergänzung zum Kurgelände, wieder fein gemacht werden. All das hat man in Jelenia Góra längst beschlossen.

Förderung kostet Millionen

Doch im Rathaussaal werden viel größere Pläne geschmiedet. Die niederschlesische Stadt hat einen Schatz entdeckt, den sie heben möchte. Südlich von Cieplice, in Richtung Szklarska Porêba, hat man neue heiße Quellen entdeckt. In 2500 Metern Tiefe schlummert ein großes Vorkommen. 80 Probebohrungen haben das bestätigt. „Nun wissen wir, wo wir fündig werden“, sagt Zofia Czernow, Hirschbergs Abgeordnete im Polnischen Sejm. Jetzt werden Investoren gesucht, die helfen, den Schatz zu heben. Allein kann die Stadt die Kosten nicht aufbringen – ein Millionenprojekt ist es immerhin.

Das kaum mineralische Wasser soll, wenn es einmal gefördert wird, nicht nur in den Kurbetrieb fließen. Die Stadt möchte damit Wohngebiete beheizen und die Wärmeenergie zudem Industriebetrieben zur Verfügung stellen. Das könnte helfen, Heizkosten zu senken und den Standort attraktiver zu machen. Schon nächstes Jahr sollen Förderbohrungen stattfinden. Man arbeite mit Geologen und Bergfachleuten zusammen, um mögliche Risiken vorher abzuklären. Genau die rufen Kritiker auf den Plan. Man wisse viel zu wenig über mögliche Sedimentverschiebungen, wenn man Wasser in Größenordnungen so tief aus dem Boden holt, fürchtet der deutsche Architekt Christoph Schmidt, der in Pakoszów (Wernersdorf) ein Herrenhaus saniert. Er hat die Nutzung von geothermischen Quellen als mögliche Heizung für das Haus prüfen lassen. Das Ergebnis: zu unsicher. Auch Umweltschützer sind skeptisch, kennen aber die Konzepte zu wenig, um mehr zu sagen.

Andere sehen das Vorhaben positiv. Jacek Marsior, Besitzer von Schloss Karpniki (Fischbach), saniert gerade und wird selbst bohren, 2000 Meter tief. Er will sein angehendes Hotel mit Geothermie beheizen, umweltfreundlich.