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Jenseits der Grenze für Neustadt gearbeitet

Das Fortschritt-Kombinat prägte über Jahre hinweg Neustadt, machte aus ihm eine Stadt mit Bedeutung und gab vielen Menschen Arbeit. In einer losen Serie von Beiträgen soll die Geschichte dieses Betriebes nachgezeichnet werden.

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Von Roland Milde

Das Fortschritt-Kombinat prägte über Jahre hinweg Neustadt, machte aus ihm eine Stadt mit Bedeutung und gab vielen Menschen Arbeit. In einer losen Serie von Beiträgen soll die Geschichte dieses Betriebes nachgezeichnet werden.

1971 waren von den Gesamtbeschäftigten 1 210 Mitarbeiter (6,65 Prozent) in Bereichen der Forschung, Entwicklung und Produktionsvorbereitung tätig. Dafür sind rund 39 Millionen Mark im sogenannten Fonds Wissenschaft und Technik eingesetzt worden. Acht Millionen Mark davon standen für die zusammen 59 wissenschaftlichen Einrichtungen bereit. Eben- falls 1971 sind 948 Lehrlinge ausgebildet worden, darunter etwa 750 in den ostsächsischen Betrieben. Die Vermittlung theoretischer Kenntnisse und praktischer Fertigkeiten übernahmen 130 Lehrer und Ausbildungskräfte. Darüber hinaus wurden 1 870 Schüler im polytechnischen Unterricht betreut.

Im Rahmen von Regierungsabkommen waren 1971 in Neustadt und Singwitz 240 Polen und 140 Ungarn tätig. Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte nahm bis 1989 stark zu, so dass im Kombinat Fortschritt zu diesem Zeitpunkt 3 188 beschäftigt wurden, vor allem aus Kuba, Vietnam und Mosambik. In Neustadt belief sich der Anteil ausländischer Arbeitskräfte auf 549.

Seit seiner Gründung nutzte das Kombinat alle Chancen, Kapazitäten metallverarbeitender Betriebe, von Handwerkern, LPG-Werkstätten und landtechnischen Instandsetzungsbetrieben zu gewinnen, um Kapazitäts-Lücken zu schließen. Dazu hatte sich ein umfangreiches Netz von Kooperationsbeziehungen in Form von Lohnarbeit über das ganze Gebiet der DDR entwickelt. Bis zu einer Million Arbeitsstunden wurden jährlich so für das Kombinat Fortschritt geleistet. Mit der Entwicklung des Exportes überschritt die Lohnarbeit die Grenzen zur CSSR, zu Polen, Ungarn und Bulgarien. Diese Länder produzierten in den 80er Jahren auch komplette Erzeugnisse für die Fortschritt-Werke. Jährlich wurden für den Import dieser Erzeugnisse etwa 300 Millionen Mark bereitgestellt.

Neue Generation von Mähdreschern gebaut

Im Zuge der Entwicklung immer größerer Wirtschaftsunternehmen in Form von Kombinaten erwiesen sich die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) als nicht mehr zeitgemäß. Sie wurden aufgelöst. 1973/74 erfolgte eine Neuordnung der sogenannten Industrieministerien, denen man die Kombinate direkt unterstellte. Das Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt in Sachsen ist dem Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau (ALF) zugeordnet worden.

Mit der Auflösung der VVB Landmaschinenbau in Leipzig übernahm das Kombinat Fortschritt das Traktorenwerk Schönebeck mit 4 300 Beschäftigten. Auch der Landmaschinenbau Freiberg mit 240 Beschäftigten gehörte ab 1972 dazu.

Die Herstellung einer neuen Generation von Mähdreschern und selbstfahrenden Futtererntemaschinen stieg stark an. 1976 konnte die Zwei-Milliarden-Grenze in der Warenproduktion und die Ein-Milliarden-Grenze im Export überschritten werden. 25 000 Menschen arbeiteten inzwischen in den Kombinats-Betrieben, davon 6 800 inNeustadt, Stolpen und Sebnitz.

Die Folgen erschienen am 12., 17. und 30. Juni sowie am 9., 15. und 23. Juli