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Jetzt bekommt auch Saal 3 neue Sessel

In wirtschaftlich turbulenten Zeiten investiert die K-Motion GmbH in ihr Hoyerswerdaer Kino.

Von Mirko Kolodziej
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So alt wie das Kino sind die Sessel, die nun in Saal 3 ausgetauscht werden. Im Dezember konnte das Lichtspielhaus an der Mühle seinen zwanzigsten Geburtstag feiern. Theaterleiter Toni Züchner freut sich über die laufenden Arbeiten.
So alt wie das Kino sind die Sessel, die nun in Saal 3 ausgetauscht werden. Im Dezember konnte das Lichtspielhaus an der Mühle seinen zwanzigsten Geburtstag feiern. Theaterleiter Toni Züchner freut sich über die laufenden Arbeiten. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Gut zwei Wochen ist es jetzt her, dass Hoyerswerdas CineMotion-Kino seinen Spielbetrieb einstellen musste. Aber schon das Wochenende zuvor verirrten sich nur wenige Besucher ins Lichtspielhaus. „Man hat gemerkt, dass die Leute vorsichtiger geworden sind“, sagt Kinochef Toni Züchner. An einem schlechten Wochenende würden unter normalen Umständen 300 bis 400 Zuschauer gezählt. Am 14. und 15. März seien es etwa 50 gewesen.

So, wie seine fünf festangestellten Kollegen auch, ist der Theaterleiter aktuell in Kurzarbeit, also daheim. Die Wohnung, sagt er, würde mittlerweile glänzen: „Sogar der Staubsauger!“ Da war es eine wirklich willkommene Abwechslung, dass gestern im Kino die Handwerker anrückten. Nachdem vor einem Jahr in den Sälen 1, 2 und 4 die Sitze ausgetauscht worden sind, ist nun der verbliebene Saal 3 an der Reihe. Bisher verfügte er über etwas mehr als 200 Sitzplätze. Nun werden auch hier die Beinfreiheit vergrößert und die ersten Reihen herausgenommen, sodass unter anderem vorn Platz für zusätzliche Fußhocker ist.

Mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung von Covid-19 hat der Zeitpunkt der Bauarbeiten nichts zu tun – auch, wenn man so ganz ohne Besucher weniger Rücksicht nehmen muss. „Die Handwerker waren bestellt“, erklärt Toni Züchner. Der Raumausstatter Lehmann aus Lodenau an der Neiße kümmert sich wieder um die Anpassungen am Saalboden sowie um den neuen Teppich, der Stuhlbauer Kamphöner aus dem westfälischen Spenge um die Sessel. Während der Ausbau rasch erledigt ist, bangt man im Kino ein bisschen um den Ersatz. „Die neuen Stühle kommen aus Spanien, wo ja nun fast alle Unternehmen geschlossen sind. Ich bin gespannt, wann sie bei uns eintreffen“, erzählt Toni Züchner.

Unterdessen füllt sich Sitz um Sitz die einstige Gastro-Fläche im Obergeschoss des Kinos. Denn wie schon im vorigen Jahr sollen die ausgebauten Sessel nicht in den Müll, sondern an Interessenten abgegeben werden. Jedoch ist an einen sofortigen Eigentümerwechsel derzeit natürlich nicht zu denken. Deshalb werden die Stühle zunächst gelagert. Sobald es geht, wird Toni Züchner dann zur Versteigerung schreiten. Der Verkauf im vorigen Jahr hat nämlich gezeigt, dass das Interesse so groß ist, dass man nicht unbedingt mit Festpreisen arbeiten muss. Und schließlich soll der Erlös auch dieses Mal wieder einem guten Zweck gespendet werden. 4.300 Euro kamen nach dem Sessel-Austausch in den Sälen 1, 2 und 4 zusammen. Hoyerswerdas KulturFabrik, das Kinder- und Jugendwohnheim der Arbeiterwohlfahrt, die Katzenhilfe sowie der Kreisjugendfeuerwehrverband freuten sich über Zuschüsse zu ihrer Arbeit.

Wenn alles so klappt, wie vorgesehen, sollten die Handwerker am Ende der nächsten Woche fertig sein. Der ursprüngliche Plan war, zum Ostergeschäft und für den erwarteten Zulauf zum neuen James-Bond-Film den runderneuerten Kinosaal zur Verfügung zu haben. Doch die Restriktionen zur Viren-Eindämmung haben dem CineMotion da nun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mindestens eine Woche nach der geplanten Fertigstellung wird auf den neuen Sesseln niemand Platz nehmen dürfen. Und dann? Wer weiß? Toni Züchner hofft inständig, dass der Spielbetrieb Ende April wieder läuft. So richtig glauben kann er es freilich nicht.

Bis zum Herbst keine Knüller

Aber selbst wenn: Mit James Bond ist es erst einmal Essig. Die Verantwortlichen von Eon Productions haben zu Monatsbeginn erklärt, dass der Kino-Start von „Keine Zeit zu sterben“ wegen der Covid-19-Pandemie von April auf November verschoben werden soll. „Das hat die Bälle ins Laufen gebracht“, sagt Toni Züchner. Nach der Verschiebung des neuesten 007-Abenteuers hätten die Verleiher Erscheinungstermine massenweise abgesagt beziehungsweise verschoben. Irgendetwas wird zwar, wenn es wieder geht, schon auf den Leinwänden zu sehen sein. Aber die Hoffnung, dass 2020 geschäftlich ein gutes Kino-Jahr werden könnte, ist mittlerweile begraben. Viele erwartete Kassenschlager, so Hoyerswerdas Kinochef, würden bestenfalls im zweiten Halbjahr anlaufen – schlechtestenfalls erst im nächsten Jahr. „Bis Oktober erwarte ich jedenfalls keine Knüller“, so Züchner.

„Unterstütze Dein CineMotion-Kino“ heißt eine Aktion, die vom Betreiber-Unternehmen K-Motion aus Hamburg gestartet worden ist. Für seine bundesweit 15 Kinos läuft im Internet seit ein paar Tagen eine Spenden-Kampagne – „damit die Leinwand nicht für immer dunkel bleibt“.

Für alle, die Karten für Vorstellungen gekauft haben, die nun ausfallen müssen, gibt es eine Mailadresse für die Rückabwicklung: [email protected] .