SZ +
Merken

Jetzt gibt’s zwei Lausitz-Rallyes

Im Juli gibt's erstmals ein zusätzliches Nachwuchs-Rennen, bevor im Oktober die Mutter aller Schotterwettrennen startet.

Teilen
Folgen

Von Wulf Stibenz

Mehr geht nicht. Drei Monate vor der diesjährigen Lausitz-Rallye gibt es sogar noch eine zusätzliche, kleine Lausitz-Rallye am 13. Juli. Wolfgang Rasper, Chef des Rallye-Renn- und Wassersport-Clubs sagt: „Das ist für diejenigen, die ihr letztes Hemd für den Rallyesport geben, aber sich die großen Starts einfach nicht leisten können.“ Während überall Veranstalter aufgrund schwieriger Sponsorensuche Aktivitäten rund um die Sportveranstaltungen zusammenstreichen, erhält die Lausitz also eine zusätzliche Nachwuchs-Lausitz-Rallye.

Trabant im Rallye-Outfit. Ein Team aus Mittweida hat 2012 mitgemacht. In diesem Jahr können sie auch auf der Mini-Lausitz-Rallye extra noch fahren.
Trabant im Rallye-Outfit. Ein Team aus Mittweida hat 2012 mitgemacht. In diesem Jahr können sie auch auf der Mini-Lausitz-Rallye extra noch fahren.
Ein Rallyeauto fährt mit hoher Geschwindigkeit vor der beeindruckenden Kraftwerkskulisse über geschotterte Wege im Tagebaugebiet. Das gibt es nur in der Lausitz, auf den einmaligen Strecken zwischen Weißwasser, Boxberg, Niesky und Rietschen für Zehntausen
Ein Rallyeauto fährt mit hoher Geschwindigkeit vor der beeindruckenden Kraftwerkskulisse über geschotterte Wege im Tagebaugebiet. Das gibt es nur in der Lausitz, auf den einmaligen Strecken zwischen Weißwasser, Boxberg, Niesky und Rietschen für Zehntausen

Das ist ein so positives Signal für die Region, dass wohl in allen Schraubergaragen, Rennsport-Gemeinschaften und Hobbypilotenkreisen das Jahr 2013 in die Geschichte eingeht. Denn Rasper kann den Nicht-Profi-Fahrern das volle Programm bieten, das sonst nur die großen erleben – inklusive der Schotter-Cup-Wertung. Rund 35 Kilometer werden vorbereitet. „Mit Vattenfall laufen die Verhandlungen zu Strecken im Tagebau“, so Rasper. Hinzu kommt die ausgebaute Arena bei Weißwasser und eine routinierte Logistik. Rund 100 Teilnehmer haben Interesse angemeldet – sogar Tageslizenzen wird es für Hobbypiloten geben. Das bedeutet: Wer ein Auto hat, das Sicherheitsreglements entspricht, startet.

Und das ist ja „nur“ die kleine Lausitz-Rallye – die große strotzt jetzt schon vor Superlativen, obwohl sie erst am 2. Oktoberwochenende ausgetragen wird. Zwischen Weißwasser, Schleife, Boxberg, Niesky und Rietschen sind dann erneut internationale Motorsportprofis am Start. Die Arena bei Weißwasser wird Zuschauermagnet.

Vielleicht die beste Rallye der Welt

Die Tagesanlagen Reichwalde sind auf Zuschauer-, Service- und Mechanikerwünsche jedenfalls schon vorbereitet. Rallye-Lokalmatador Matthias Kahle plant sich den Termin ein. Es wird Showstarts und Nacht-Prüfungen geben. Die deutschlandweit schnellste und härteste Wertungsprüfung für Rallye-Piloten – das lassen Fahrer immer wieder durchblicken – gibt's in der Lausitz mit der Reichwalder Tour. Denn dort werden Geschwindigkeiten von über 200 Kilometer pro Stunde in langgezogenen Kurven gefahren, inklusive spritzendem Schotter. Aber vor allem, betont Christian Doerr, Unternehmer, Kahle-Beifahrer und Mitorganisator: „Es gibt für Zuschauer bei kaum einer Rallye die Chance, so nah ans Geschehen zu kommen und so viel zu erleben.“

Das ist kein Werbespruch der Organisatoren der Lausitz-Rallye. Das ist harte Arbeit von der fast-privaten Rennveranstaltung bei Boxberg hin zu einer international anerkannten Rallyeveranstaltung inklusive Wertungslauf für die Deutsche-Rallye-Meisterschaft, viel internationaler Prominenz und immer zwischen 30 000 und 60 000 Gästen für drei wilde Schottertage.

Dass es die Lausitz-Rallye gibt, ist auch keine Selbstverständlichkeit. Die großen Automobilverbände rangeln sich derzeit um Zuständigkeiten und Reglements in der Szene. Manche Rallye ist zu einer Insider-Veranstaltung für die Sportler geworden, weil eigentlich fast nur in Hessen und Sachsen Zuschauer überhaupt nah genug ans Geschehen rankommen. Und jüngst ist auch noch entschieden worden, dass alle Piloten mit den Pneus nur eines Herstellers unterwegs sein müssen. Hinzu kommen Querelen, wann welche Rallye-Klassen wo starten dürfen.

Doerr betont deshalb mit Blick auf die Rallye 2013: „Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben, das alles trifft uns auch dieses Jahr wieder.“ Aber fest steht eben auch, dass es in der Geschichte der Lausitz-Rallye immer erstklassigen Sport und ganz viel Show für die Gäste gegeben hat. „Wir sind die einzigen, die unabhängig so eine ostdeutsche Rallye ausrichten“, sagt Doerr. Deshalb ist sicher, dass es 2013 ein namhaftes Starterfeld gibt.

Wenn mehrere Zehntausend in die Lausitz kommen, um die Rallye zu erleben. Wenn Monate vorher die Hotels bis Bautzen, Löbau, Görlitz oder Cottbus ausgebucht sind. Wenn Shuttlebusse eingesetzt werden müssen, um den Besuchermassen Herr zu werden. Wenn die Touristenattraktionen vor und nach so einer Rallye ungewöhnlich mehr Buchungen verzeichnen. Wenn internationale Medien über die Region berichten. Dann ist Doerrs Hochrechnung richtig: Rund 1,3 Millionen Euro bleiben bei einer Lausitz-Rallye in der Region. Und der Bekanntheitsgrad für die Lausitz steigt immer weiter an. „Denn viele überzeugen sich so davon, dass hier nicht nur Mondlandschaften entstanden sind.“

Ohne Partner ist so eine Riesenveranstaltung nicht zu stemmen. Insider gehen von Unkosten im sechsstelligen Bereich aus. Und wenn wie 2009 besonders nasskaltes oder zwei Rallyes später extrem heißes und trockenes Wetter die absoluten Besucherzahlen drücken – bleibt das Risiko bei den Veranstaltern hängen. Rund 500 Helfer sind nötig – vom Streckenposten bis zum Parkplatzeinweiser. „Und für viele ist das mit der ganzen Vorbereitung ein Einsatz über Wochen“, so Doerr.

Ohne die Gemeinde Boxberg und die Freiwilligen Feuerwehren wäre das unmöglich. „Alle neun Ortswehren sind im Einsatz“, erklärt dazu Boxbergs Bürgermeister Roland Trunsch. Hinzu kommen zig Freiwillige aus der Region. „Das ist gar nicht hoch genug anzurechnen, denn an einer Zeitkontrolle für die Rallyepiloten ist ja nichts Spektakuläres zu sehen“, sagt Doerr mit Hochachtung. Die Helfer stehen somit zwar dafür, dass es die Rallye in der Region gibt – haben aber viel weniger davon, als die Zuschauer.

Dank dem lokalen Sender Radio-WSW gibt es zudem mit dem Rallyeradio einen Service bei der Lausitz-Rallye, den sich jetzt erst bei anderen Veranstaltungen ähnlicher Natur die Macher abgucken. Denn wo lässt sich schon das gesamte Renngeschehen inklusive Platzierungen, Streckenhinweise und Veranstaltungen verfolgen, während man den ganzen Renntag über an einer einzigen Kurve irgendwo im Nirgendwo steht? Hier ist's möglich. Die Anerkennung der Macher um den RRC-Lausitz ist deshalb über die Jahre so gewachsen, dass auch Jobcenter mitziehen und Helfer organisieren. „Da freut uns besonders, dass so einige auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten“, berichtet Rasper. Deshalb gewinnen am Ende alle. Und vom 10. bis 12. Oktober gibt's die Fortsetzung.

www.rrc-lausitz.de