Von Karin Grießbach
Ein kurzer Blick auf den Geisingberg und schon geht es steil hinab in eine tiefe Senke. Wer in Hirschsprung gleich nach dem Ortsausgangsschild von der Verbindungsstraße nach Altenberg auf den Klengelweg abbiegt, ahnt schon nach wenigen Metern, warum die Einwohner des Altenberger Ortsteiles die Bewohner der vier Häuser auf dieser Straße „Lochbauern“ nennen.
Heute stehen noch fünf Mutterkühe mit ihren Kälbern im Stall von Horst Vogler. Den eigenen Bauernhof betreibt der Landwirt seit der Wende nur noch im Nebenerwerb. Während Ehefrau Regina, die schon 1956 von den Schwiegereltern begonnene Zimmervermietung weiterführt, arbeitet der 64-Jährige noch einige Stunden im Limousinhof – Limousin ist eine spezielle Rinderart – von Michael Klemm in Hartmannsdorf.
Vater Johannes kaufte 1951 das Gehöft am Fuße des Geisingberges im Tal der kleinen Biela. „Da wir kein Pferd hatten, zog eine Kuh den Pflug über das Feld“, erinnert sich Horst Vogler an seine Kindheit auf dem Bauernhof. Die Bestellung der kleinen Felder war besonders im rauen Gebirgsklima hart. Nach einem langen Winter konnte die Saat im Frühjahr erst sehr spät in den steinigen Boden gebracht werden.
„Manchmal sind schon im September die Puppen mit dem zum Trocknen aufgestellten Getreide auf den Feldern eingeschneit“, erzählt er von dem schweren Los der Lochbauern. Anfang der 1960er Jahre mussten die Eltern Felder, Kühe und Schweine in die neu gegründete LPG einbringen.
Imposante Feimen
Spaziergänger und Feriengäste bewundern und fotografieren immer wieder die imposanten Holztürme, hier im Gebirge auch Feimen genannt, auf der Wiese vor seinem Haus. Acht Jahre lang lagert das Holz in einigen der 30 Kegel, die bis zu fünf Meter hoch sind. „Die einzelnen Scheite werden so gestapelt, dass eindringendes Regenwasser immer nach außen ablaufen kann“, gibt der erfahrene Holzmacher Einblick in eines der Geheimnisse der imposanten Bauwerke. „Das ist meine Altersvorsorge“, begründet der Landwirt, warum er nicht müde wird, immer neue aufzuschichten.
Heinz-Ulrich Haack gehört mit Ehefrau Ingrid zu den Stammgästen von Voglers im Haus „Wiesengrund“. Seit 26 Jahren kommen die Rostocker im Frühjahr und Herbst für mindestens 14 Tage zum Wandern ins Osterzgebirge. Neben ausgedehnten Touren auf Schusters Rappen nutzt das Ehepaar gern Ausflugsangebote vom Erzgebirgszweigverein in Geising.
Natürliche Rasenmäher
Seit 1907 leben die Vorfahren von Manfred Grießbach im Loch in Hirschsprung. Heute gackern nur noch einige Hühner auf dem einzigen Bauernhof. Bis zum Eintritt in die LPG hatten seine Eltern auch Rinder und Schweine.
Er selbst wollte kein Bauer werden und ging zur Eisenbahn. „Von den umliegenden Hängen wehte der Wind im Winter immer so viel Schnee in unsere Senke, dass die Häuser fast darin verschwanden“, erinnert sich der 76-Jährige. Als Junge musste er beim Schneeschippen immer aufpassen, nicht die Stromleitung zu berühren, die unterhalb des Daches in das Haus führte. Eine große Hecke hielt später die Schneemassen etwas auf Distanz. Für sein Hobby braucht der passionierte Jäger nicht weit zu gehen. Der Wald beginnt nur wenige Meter hinter seinem Haus.
Vor zehn Jahren zog Jeannette Jäger mit ihrer Mutter und den zwei Brüdern von Bautzen auf den Klengelweg in Hirschsprung. An die strengen Winter mussten sich die Flachländer erst gewöhnen. Die ruhige Lage und waldreiche Umgebung hat die junge Mutter aber schnell schätzen gelernt. Drei Ziegen tun nicht nur als natürliche Rasenmäher zuverlässig ihren Dienst. Töchterchen Soraya (3) ist mit ihrer Milch groß geworden. Auf den artenreichen Wiesen finden die beiden Frauen viele Kräuter für Küche und Hausapotheke. Schäferhund Beru bewacht das Haus und hält Füchse und Marder von den Hühnern der Familie fern.