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Jetzt werden sogar schon Schienen geklaut

Nichts ist mehr sicher, sogar Bahnschienen werden bei Nacht und Nebel oder vielleicht auch am helllichten Tag abgeschraubt. Will sich da jemand ein eigenes Gleis den Garten legen? Oder Kohle machen? Naja,...

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Von Angelika Dornich

Nichts ist mehr sicher, sogar Bahnschienen werden bei Nacht und Nebel oder vielleicht auch am helllichten Tag abgeschraubt. Will sich da jemand ein eigenes Gleis den Garten legen? Oder Kohle machen? Naja, 50 Meter Schienenstrang sind immerhin eine Tonne Stahl, und die bringt, so weit Alfred Simm, Vereinsvorsitzender der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde, weiß, etwa 100 Euro. Jedenfalls ist Simm doppelt sauer.

„Vergangene Woche war der BGS von der Abteilung Bahn in Görlitz bei mir. Die hat den Auftrag, gegen die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde zu ermitteln.“ In Berlin wurde eine Person verhaftet, die widerrechtlich wahrscheinlich nicht benutzte Bahnanlagen abgebaut hat. Und zwar zirka 500 Meter Gleis und zwei Weichen. Den Wert der Weichen habe die Deutsche Bahn mit etwa 70 000 Euro beziffert. Der mutmaßliche Täter hatte angegeben, im Auftrag der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde gehandelt zu haben. „Der Herr gehört weder dem Verein an, noch hat er einen Auftrag von uns“, sagt Simm erbost. „Wir haben gegen ihn eine Anzeige wegen Verleumdung erstattet.“

Aber ganz unbekannt ist er Simm auch nicht: „Ich hatte vor drei, vier Jahren ein Gespräch mit ihm. Da kam er von einem Besuch beim Cunewalder Bürgermeister zu uns in den Lokschuppen und hatte ein für mich dubioses Nutzungskonzept für die Cunewalder Bahnstrecke.“ Der Mann soll laut Simm auch in der Stadtverwaltung Löbau mehrmals Gespräche zur Anschlussbahn Löbau – Kittlitz geführt haben.

Noch darüber in Rage, dass die Eisenbahnfreunde in Verdacht des Bahnanlagenraubs geraten sind, wurde Simm mit einer zweiten ungeheuerlichen Geschichte konfrontiert. Und zwar am Sonntag auf dem Lawalder Dorffest. „Da hat mich ein Bahnfreund angesprochen, der kürzlich mit Bekannten auf der still gelegten Bahnstrecke Löbau – Cunewalde gewandert ist.“ Dabei hat er festgestellt, dass zwischen der neuen B 178 und der ehemaligen Anschlussbahn Minol auf etwa 100 Metern die Schienen komplett abgeschraubt sind. Simm hat sich das gleich am Montagvormittag angesehen. „Für mich sieht das nicht nach einem planmäßigen Rückbau, sondern nach einem illegalen aus.“ Ob das eine mit dem anderen zu tun hat, weiß er nicht. Aber dass demzufolge alle nicht befahrbaren Bahnstrecken in Gefahr sind.