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Joe Sachse verhext die Ortenburg

Vorschau. Die Reihe derBautzener Kammer-und Poesiekonzertestartet morgen Abendim Burgtheater.

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Von Dörte Brankatschk

Wenn die Bautzener Kammerkonzerte zu ihren Veranstaltungen einladen, heißt es zu Recht: „Meisterinterpreten zu Gast“. Seit Jahren überzeugt die musikalische Reihe mit renommierten Gästen und ihrem vielseitigen Programm. Dabei sind auch in diesem Jahr die Organisatoren um Künstler keinesfalls verlegen gewesen.

Mehrere schwarze Mappen mit Angeboten von Agenturen und Musikern zieren den Schreibtisch von Andreas Hennig im Kulturbüro der Stadtverwaltung. Gemeinsam mit Clemens Kowollik ist er für die inhaltliche Gestaltung der Bautzener Kammer- und Poesiekonzerte verantwortlich. Sechs Veranstaltungen umfasst das diesjährige Programm. „Unser Anspruch ist, auch neues und junges Publikum zu gewinnen und tradierte Grenzen der Kammermusik aufzubrechen.“, sagt Andreas Hennig. Jazzig, ironisch und etwas provokant sollte das Auftaktkonzert mit Hans - Karsten Raecke und seinem klangerweiterten Flügel die Musikreihe am Sonnabend einleiten. Allerdings sorgte nun eine Erkrankung des Künstlers neben einiger Aufregung im Kulturbüro auch für Programmänderung.

Kurzfristig konnten der „Hexenmeister der Gitarre“, Jazzmusiker Helmut (Joe) Sachse, und der Schriftsteller Günter Saalmann als Vertretung für den morgigen Abend gewonnen werden. Im gemeinsamen Programm hält Günter Saalmann ab 19.30 Uhr satirische Lyrik, kurze Prosa und seine Posaune für das Publikum bereit. Helmut Sachse lässt sich mit Gitarren- und Flötenimprovisationen hören.

Ein nicht alltäglicher Gast im Kammerkonzert ist auch Per Arne Glorvigen, der weltbeste Bandoneonsolist der Gegenwart. Am 7. Mai interpretiert der dänische Künstler auf seinem Instrument sowohl klassische Werke als auch Tangomusik. „Wir versuchen auch immer wieder Aufführungen anzubieten, die beim Bautzener Publikum besonders beliebt sind. Das sind zum Beispiel Gitarrenkonzerte und mittelalterliche Musik.“, sagt Andreas Hennig. Auf die Vorlieben der Bautzener Konzertbesucher eingehen werden am 4. Juni kanadische und deutsche Künstler mit ihren Improvisationen über liturgische Musik des Mittelalters. Aber natürlich findet sich im Veranstaltungsplan auch ganz Klassisches: So stehen am 17. September romantische Lieder von Franz Schubert, Alban Berg, Hugo Wolf und Richard Strauss auf dem Programm und am 19. November lädt das Leipziger Querflötenensemble Quintessenz zu einer musikalischen Reise vom Barock bis in die Gegenwart ein.

Sorbische und deutsche Lieder

„Worte, die getrunken werden“ ist der gefühlvolle Titel des 14. Poesiekonzertes, das die diesjährige Konzertreihe beenden wird. Gewidmet ist die Veranstaltung dem sorbischen Rockpoeten Günther Schwientek. „Eines der beiden Poesiekonzerte ist immer der sorbischen Sprache und Kultur vorbehalten.“, erklärt Andreas Hennig. An diesem Abend werden sorbische und deutsche Künstler gemeinsam die Lieder des 1984 jung verstorbenen Künstlers erklingen lassen. „Auf diese Veranstaltung bin ich sehr gespannt.“, sagt Hennig und verrät, dass ein Überraschungsgast zu diesem Konzert erwartet wird.

Die Bautzener Kammerkonzerte gehören schon lange zum festen Kulturangebot der Stadt. Eigentlich bestehen sie schon seit 1953, damals hießen sie „Stunde der Musik“ und wurden von der Konzert- und Gastspieldirektion der DDR organisiert. Seitdem war die Existenz zweimal gefährdet. Während nach der politischen Wende durch persönliches Engagement und neues Publikum gefunden wurde, galt es vor zwei Jahren vor allem finanzielle Nöte zu überwinden. Mit neuer Struktur und zwei Bautzener Unternehmen als Sponsoren an der Seite konnten die Kammer- und Poesiekonzerte erhalten werden.

603 Besucher hatte die Reihe 2004. Auch dieses Jahr sind bereits 30 Abonnenten gewonnen. „Zu dieser Resonanz tragen sicher auch das Ambiente der Ortenburg und die gute Akustik im Museum bei“, vermutet Andreas Hennig. „Selbst die Künstler sind oft begeistert.“

Konzert morgen 19.30 Uhr im Sorbischen Museum in Bautzen.