Von Madeleine Siegl-Mickisch
Göda hatte ich schon immer ein bisschen ins Auge gefasst, denn die Kirche hat es mir angetan“, erinnert sich Dr. Rüdiger Laue, wie er 1993 nach Göda kam. Zuvor war er 13 Jahre lang Pfarrer an St. Petri in Bautzen, wo er die bewegte Zeit der Wende erlebte und mitgestaltete. Die Friedensarbeit nahm großen Raum ein, es gab Kontakte zu einer Partnergemeinde in Freiburg im Breisgau. Die Jugendarbeit lag Laue am Herzen, gern denkt er an die Zusammenarbeit mit Christian Schramm zurück, der damals Diakon war. Auch die erste Demonstration im Spätherbst 1989 zum Stasi-Gefängnis Bautzen II ist ihm unvergessen. Kurze Zeit später engagierte er sich über den Brücke-Verein für die Betreuung und Seelsorge der Gefangenen in Bautzen I. Als die Studentenarbeit, der er sich ebenfalls gewidmet hatte, in Bautzen einschlief, weil die damalige Ingenieurschule umstrukturiert wurde, fand er, dass es ohnehin Zeit für einen Wechsel sei. Seine Frau wollte gern aufs Land, und in Göda war gerade eine Stelle frei. Nun, nach wiederum 13 Jahren, verabschiedet er sich in den Ruhestand.
Den Menschen nahe zu sein – nicht nur in der Kirche, die in Göda so zweckmäßig eingerichtet ist, dass es keinen großen Abstand gibt zwischen Pfarrer und Gemeinde –, war ihm stets wichtig. „Vor allem in den Wintermonaten bin ich viel in die Dörfer gegangen.“
Besonders für die Älteren seien solche Besuche oft ein Höhepunkt im Alltag. Die Hauskreise und Bibelwochen, zu Ostern die Auferstehungsfeier mit morgendlicher Wanderung und Frühstück, die thematisch gestalteten Erntedank-Gottesdienste, die Krippenspiele zu Weihnachten – all das macht Kirche in Göda lebendig. „Wohl gefühlt habe ich mich in der Arbeit hier sehr“, sagt Laue, „aber es stresst auch ganz schön.“ Als Pfarrer sei man eben sieben Tage die Woche im Dienst. Und dann sei da auch noch der große, parkähnliche Garten am Pfarrhaus, der in Schuss gehalten werden wollte. „Das war mein körperlicher Ausgleich“, sagt der 61-Jährige, der das Gödaer Jubiläumsjahr als gelungenen Schlusspunkt unter sein Wirken hier sieht.
Den Ruhestand will er mit seiner Frau in Bautzen verbringen, wo Laues schon eine Wohnung bezogen haben. „Ich werde sicher nicht an Langeweile sterben.“ Ein Jahr lang möchte er erst einmal Pause machen und alle Verpflichtungen ablehnen, danach könne er sich vieles vorstellen: Musik, Kunst, Denkmalschutz, aber auch die Hospizarbeit interessieren ihn. Der Musik ist Laue als früherer Kruzianer ohnehin verbunden, so studierte er in Rostock außer Theologie Musikwissenschaften. Als junger Mann habe er sich auch als Cellist eine berufliche Zukunft vorstellen können. Dem Cello-Spiel frönte Laue später im Bautzener Collegium musicum .
Für die 2 000 Gemeindeglieder in den rund 40 Dörfern des Gödaer Kirchspiels wird zunächst Pfarrer Johannes Probst aus Bautzen da sein. Denn trotz Ausschreibung habe sich noch kein Nachfolger gefunden, bedauert der Pfarrer.