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Jugend will Treff zurück

Uns ist klar geworden, dass wir bestimmte Regeln einhalten müssen. Deshalb haben wir jetzt auch alles wieder ordentlich gemacht“, sagt Julia Seibt am Dienstagabend in der Bürgerfragestunde des Gemeinderates Neschwitz.

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Von Kerstin Fiedler

Uns ist klar geworden, dass wir bestimmte Regeln einhalten müssen. Deshalb haben wir jetzt auch alles wieder ordentlich gemacht“, sagt Julia Seibt am Dienstagabend in der Bürgerfragestunde des Gemeinderates Neschwitz. Die 17-Jährige ist eine von drei Mädchen, die an diesem Abend den Gemeinderat überzeugen wollen, ihren Jugendtreff in Doberschütz, das alte Gerätehaus, nicht zuzumachen.

Es war im Sommer vergangenen Jahres, als sich einige Jugendliche an Bürgermeister Gerd Schuster wandten, weil sie einen festen Treffpunkt in ihrem Dorf suchten. „Wenn wir uns am Buswartehäuschen trafen, haben die Anwohner sich immer beschwert“, erzählt Paula Schiebschick. Und das Gerätehaus stand leer. Trotz einiger Bedenken des Bürgermeisters bekamen die Mädchen den Schlüssel „zur Besichtigung“. Sie fanden das Haus gar nicht so schlecht und legten gleich los. „Wir haben aufgeräumt und im Dorf Zettel verteilt, ob uns jemand mit Möbeln helfen kann“, sagt Paula. Und dann nutzten junge Leute das Haus für Partys. Nicht regelmäßig, doch mit steigendem Zuspruch auch von Caßlauer Jugendlichen trafen sie sich im Gerätehaus. „Mit dem Bürgermeister besprachen wir, dass es eine Vereinbarung mit uns geben soll. Aber wir haben natürlich nicht jede Woche nachgefragt“, bekennt Anna Schiebschick, die ältere Schwester von Paula. Was der Bürgermeister allerdings erwartete. „Die jungen Leute wollten doch was von der Gemeinde. Da hätten sie schon einmal fragen können, wenn es ihnen mit der Verantwortung ernst ist“, sagt Gerd Schuster. Dann häuften sich die Hinweise, dass es nicht sehr zivilisiert zugehen soll im Gerätehaus. Die Kontrolle, die folgte, erschreckte nicht nur den Bürgermeister. „Die Zigarettenkippen lagen auf dem Fußboden zerstreut, die Wände waren beschmiert, Asche im Plasteeimer gelagert“, beschreibt Gerd Schuster den Zustand. Auch Rainer Schiebschick, Vater von Anna und Paula, Gemeinderat in Neschwitz und Fürsprecher der Jugendlichen, war von dieser Situation enttäuscht. „Als ich voriges Jahr einmal dort war, um mir die Räumlichkeiten anzuschauen, musste man sogar die Schuhe ausziehen. Die Kontrolle nach der Party durch die Jugendlichen wurde scheinbar vergessen“, sagte Schiebschick der SZ.

Enttäuscht waren die Mädchen, dass die Gemeinderäte nicht mit ihnen diskutierten. „Wir wussten doch bisher nicht, was wir durften und was nicht. Aber wir wollen das wirklich verbessern“, bitten sie. Schuster verlegte das Thema in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Er will mit einigen Gemeinderäten eine Besichtigung des Hauses organisieren. Geklärt werden müssen Wasser- und Stromanschlüsse, bauliche Notwendigkeiten. „Danach werden wir nochmal darüber sprechen“, sagt er, der sein Entgegenkommen ziemlich ausgenutzt sieht.