Von Karin Grießbach
Arbeitseinsatz an einem Sonnabend um acht Uhr morgens und ein gutes Dutzend junge Leute zwischen 14 und 26 stehen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt bereit – ein unrealistischer Traum? Nicht wenn es um den Jugendclub in Liebenau geht. „Keiner will im Winter gern im Kalten sitzen“, begründet René Fischer, warum selbst zu – für Jugendliche – so früher Stunde am Wochenende genug Helfer bereit stehen, wenn es um Feuerholz für ihr Domizil geht.
Örtliche Waldbesitzer spendierten den Jugendlichen das Futter für ihren Ofen. Das Bruchholz im Wald zurechtschneiden und abtransportieren mussten die Jugendlichen jedoch selbst. Nicht nur für eine warme Stube im Winter sorgen die jungen Leute gemeinsam. Sie kümmern sich auch um die Pflege der Außenanlagen rund um das Gebäude, in dem sie sich seit neun Jahren regelmäßig treffen. Schon beim Umbau eines ehemaligen Schweinestalls zum Dorfgemeinschaftszentrum packten sie 1998 kräftig mit an.
„Mehrere unserer 42 Mitglieder haben handwerkliche Berufe, wie Dachdecker, Klempner oder Zimmermann“, nennt Clubmitglied Markus Kadner den Grund, warum die jungen Liebenauer viele Werterhaltungsmaßnahmen, wie den Einbau neuer Fenster vor zwei Jahren, selbst in die Hand nahmen.
Natürlich kommen die Jugendlichen nicht nur zum Arbeiten in ihr Domizil auf der Hauptstraße 28. In der Woche treffen sich vor allem Mädchen und Jungen, die noch zur Schule gehen, um gemeinsam Musik zu hören, Billard zu spielen oder einfach nur miteinander zu quatschen. Fünf Jugendliche aus verschiedenen Altersgruppen haben einen Schlüssel für das Objekt. „Die meisten Mitglieder haben beim Bau und Ausbau selber mit geschuftet“, erklärt René Fischer, warum es keine Probleme mit mutwilligen Zerstörungen durch die eigene Truppe gibt.
Freitagabend werden die Plätze auf der selbst gebauten Sitzecke allerdings knapp. Dann ist der gemütliche Raum ebenfalls erste Anlaufstelle für alle, die auswärts arbeiten. Neben dem Austausch von Neuigkeiten geht es meist um die Frage: Was machen wir am Wochenende? An guten Ideen mangelt es den Jugendlichen dabei nicht.
Ordnung halten müssen alle
Für ein Kinderplanschbecken ist man mit 17 zu groß? Weit gefehlt! Eine Fuhre Sand, gute Musik und ausreichend kühle Getränke und fertig war im August eine coole Poolparty. Nachdem die bei den Liebenauern gut ankam, soll es im nächsten Sommer auf alle Fälle eine zweite Auflage geben.
Die 15 Mädchen der Truppe haben ihren männlichen Mitstreitern schnell den Zahn gezogen, dass sie allein für die Sauberkeit in ihrem Domizil verantwortlich sind. Wenn es nötig ist, muss jeder den Schrubber schwingen. Nicht nur im Fernsehen schauen sich die Liebenauer in ihrem Klub gern gemeinsam Fußballspiele an. Wenn Dynamo Dresden Heimspiel hat, feuern die Erzgebirgler ihre Lieblingsmannschaft auch häufiger direkt im Stadion an. Unter dem Namen „JC Allstars“ jagen die Clubmitglieder bei einem vom örtlichen Sportverein jedes Jahr organisierten Fußballturnier selbst dem runden Leder nach. Viele von ihnen sind gleichzeitig Mitglied in verschiedenen anderen örtlichen Vereinen.
So ist es keine Frage für die jungen Leute, bei der Vorbereitung und Durchführung aller im Ort stattfindenden Veranstaltungen mitzuhelfen. Das könnte ein Grund dafür sein, dass von Jahr zu Jahr immer mehr ältere Einwohner zu der von den Jugendlichen organisierten Silvesterfeier kommen. Mit einer zünftigen Grillparty Ende Oktober und einem Glühweinfest am dritten Advent vergeht die Zeit bis dahin meist wie im Flug.