Von Reiner Hanke
Rund 60 Einladungen hatte die Volkssolidarität Bautzen zur Eröffnung des neuen Pulsnitzer Kinder- und Jugendhauses in der nächsten Woche bereits verschickt: Nun muss die feierliche Eröffnung abgeblasen werden. Dabei wird schon seit Anfang des Jahres eifrig umgebaut und saniert. Aber erst im Juni stellte sich eher zufällig heraus: Der Fußboden ist einsturzgefährdet. Oder anders gesagt die Decke des Kellers darunter.
Der gehört dem Kreis Kamenz. Ein Plätschern in dem Keller hatte den Hausmeister der benachbarten Berufsschule des Landkreises stutzig gemacht, berichtet Uwe Nücklich, Baufachmann im Pulsnitzer Rathaus. Dann sei fieberhaft ausgeräumt worden. „Da war eine Menge Gerümpel drin“, erinnert Kay Gebauer vom Jugendhaus. Baufachmann Uwe Nücklich kann das präzisieren. Sogar alte Technik der früheren Bandtex-Weberei an dem Standort gammelte vor sich hin. Vermutlich waren im zurückliegenden harten Winter Wasserleitungen eingefroren und geplatzt, so Nücklich. Feuchtigkeit muss aber schon in den Jahren zuvor an den alten Eisenträgern genagt haben. „Auch die Hohldielen wurden durch das Wasser teilweise zerstört“, so Nücklich. Böse Zungen behaupten sogar, die Türen wurden vor 15 Jahren das letzte Mal geöffnet, um zu lüften.
Stahlträger werden eingezogen
Bürgermeister Erhard Rückwardt schätzte vor dem Stadtrat ein: „Ich habe mir das selbst angeschaut und bin erschrocken.“ Statiker und städtisches Bauamt haben die Tragfähigkeit der Decke inzwischen untersucht. Jetzt steht fest: Die Stadt könne es nicht riskieren, Publikum in die Räume zu lassen. Bauamtsleiter Ralf Kanitz: „Wenn etwas passiert, wäre das nicht zu verantworten.“ Zwölf Stahlträger auf einzelnen Fundamenten sollen die marode Kellerdecke deshalb stützen. 60 000 Euro hat die Stadt bereits in Heizung, Sanitäranlagen, Elektrik oder frische Farbe gesteckt. Nun muss sie den Etat um 6 000 Euro aufstocken. Mitte September sollen die Stahlträger eingezogen werden. Für die Eröffnung des Hauses ist Anfang Oktober im Gespräch.
Auch die Volkssolidarität als Träger der Einrichtung könne die Verantwortung für die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen in dem Haus derzeit nicht übernehmen, sagt Mitarbeiterin Claudia Dittmann. Mit dem Eröffnungstermin ist sie aber noch vorsichtig: „Wir wollen natürlich so schnell wie möglich loslegen, aber wir möchten kein neues Datum nennen, ohne genau zu wissen, ob es klappt.“
Das fünfköpfige Jugendhausteam sieht die Zwangspause inzwischen von der positiven Seite. So bleibe noch etwas Luft, den Start vorzubereiten und die Räume in Ruhe einzurichten. Noch stehen sie leer, die Wände sind kahl. Aber die Maler haben ihnen immerhin schon einen freundlichen Anstrich verpasst in Gelb, Orange oder Grün, einladend für die jungen Leute. Gestern rückten die Fußbodenleger an.
Unterdessen schmiedet die Jugendhausmannschaft in der künftigen Kuschelecke Pläne. In den Herbstferien soll für die künftigen Gäste natürlich etwas los sein: „Ideen haben wir viele“, sagt Claudia Dittmann“, „Wir müssen nun sehen, was machbar ist.“ An den Details für die Eröffnungsfeier wird ebenfalls noch gefeilt. „Für die Erwachsenen bieten wir zum Beispiel ein Forum an. Dort wird es um den wissenschaftlichen Hintergrund der sozialpädagogischen Arbeiten im Jugendhaus gehen.“ Die Mädchen und Jungen brauchen sich aber nicht mit der Theorie herumschlagen. Sie können sich unterdessen ganz praktisch beim Tischtennis oder Sackhüpfen austoben, bekommen Kosmetiktipps und dürfen im Internet surfen.