Von Annett Preuß
„Sie werden in unseren Werkstätten einen Brunnen bauen“, sagt Simone Zaplata, die Leiterin des Schulungszentrums Weißwasser. Dabei sollen alle handwerklichen Bereiche zum Einsatz kommen, die die jungen Leute in der Berufsvorbereitung kennen lernen werden: Bau, Metall- und Holzbearbeitung, Garten- und Landschaftsbau. Auch der Computer gehört dazu. „Bisher haben wir bereits rund 90 Anmeldungen für beide Tage“, sagt Simone Zaplata.
Derzeit werden rund 60 Jugendliche – vor allem Lernbehinderte, Kinder aus sozial benachteiligten Familien, Ausbildungsabbrecher – in verschiedenen einjährigen Lehrgängen auf den Einstieg in eine Lehre vorbereitet. „Ziel ist, dass sie die Berufsreife erlangen“, sagt Simone Zaplata. Dazu gehöre, dass die Jugendlichen neben den praktischen Fertigkeiten auch solche im Arbeitsleben wichtigen Tugenden wie Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin lernen. Der Einzugsbereich des Schulungszentrums mit seinen 14 Mitarbeitern reicht über Weißwasser hinaus bis Görlitz und Niesky – beispielsweise in der Erstausbildung. In Weißwasser werden Jugendliche der Region zu Verkäufern und Kaufmännern/Kauffrauen im Einzelhandel ausgebildet.
Informationen zu neuer Facharbeiterausbildung
Neu ist seit Januar dieses Jahres die Option, den Facharbeiterberuf des Teilezurichters zu erlernen. Der wurde vom Arbeitsamt als förderwürdig erkannt und kurzfristig aufgelegt. Die Lehrzeit endet nach zwei Jahren mit einer IHK-Prüfung. „Der Metallbau ist eine Branche, die derzeit noch die meisten Aussichten hat“, begründet die Schulleiterin. Zehn Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren bekamen eine Chance, die meisten von ihnen aus sozial benachteiligten Familien, lernbeeinträchtigt oder Spätaussiedler. „Ohne die gute Zusammenarbeit mit den Praktikumsbetrieben von Weißwasser bis Schleife wäre die Ausbildung nicht möglich“, sagt Simone Zaplata. Denn während im Bao-Schulungszentrum Weißwasser die Grundausbildung erfolge, werde das Spezialwissen in den Betrieben vermittelt. Die wirtschaftliche Lage erschwere jedoch die Suche nach Betrieben, sagt die Schulleiterin. Außerdem müssten diese selber ausbilden. Umso höher schätzte sie Firmen wie beispielsweise Metallbau Hänchen in Schleife: Der Betrieb nimmt mittlerweile fünf Azubis der Bao als Praktikanten.
Bildungsträger wie die Bao müssen sich an der Vermittlung messen lassen – bei Umschulungs-, Trainings- und Fortbildungs- oder beruflichen Eingliederungsmaßnahmen gleichermaßen. Bei 70 Prozent müsse die Quote liegen, um neue Maßnahmen anschieben zu können, sagt die Schulleiterin. In der gegenwärtigen Lage, bei rund 25 Prozent Arbeitslosigkeit im Raum Weißwasser, sei das utopisch, findet sie. „Ohne verallgemeinern zu wollen, fehlt aber doch oft die Bereitschaft zur Mobilität. Dresden gehört nach den Prämissen des Arbeitsamtes beispielsweise zum Tagespendelbereich.“
Verkäufer und Kaufleute schnitten gut ab
Auf die Ergebnisse der 22 Verkäufer und Kaufleute des diesjährigen Abschluss-Jahrgangs können die Ausbilder stolz sein. Von den Kaufleuten fiel nur einer durch. Die Verkäufer bestanden ihre Prüfungen nach zwei Jahren Lehre allesamt, teilweise mit guten und sehr guten Ergebnissen.
„Doch der einjährige Anschlusslehrgang zur Kauffrau/Kaufmann findet aus finanziellen Gründen nicht statt“, bedauert Simone Zaplata. Er fällt dem Rotstift des Arbeitsamtes zum Opfer.
Am 2. und 9. Juli öffnen sich die Türen im Schulungszentrum Weißwasser der Bao jeweils von 9 bis ca. 15 Uhr. Es wird an die Bewirtung der Gäste gedacht und eine Überraschung vorbereitet.