Von Lars Kühl
Das Maß ist voll, zumindest für die Verantwortlichen in Bad Schandau. Fast zeitgleich hat die Stadt zwei Jugendclubs geschlossen: den auf der Kirnitzschtalstraße am 23.November und den im Ostrauer Mehrzweckgebäude am vergangenen Freitag. Die Schlösser wurden ausgetauscht und Zettel mit Verboten aufgehangen. Bereits in der Vergangenheit war es immer wieder zu Problemen zwischen den Jugendlichen und Anwohnern gekommen.
Streit um Öffnungszeiten
Hauptstreitpunkt sind die Öffnungszeiten. Beide Clubs müssen jeden Tag 22Uhr dicht machen: der Bad Schandauer schon seit zwei Jahren, der Ostrauer nach massiven Beschwerden seit Oktober. Aber regelmäßig halten sich die Jugendlichen nicht daran. Bis in die Morgenstunden brennt oft das Licht.
Mehrfach gelobten die Teenager in Gesprächen mit der Stadtverwaltung Besserung und die Häuser blieben offen. „Doch immer wieder wurden die Absprachen gebrochen“, sagt Bürgermeister Andreas Eggert (parteilos). Dieses Mal will die Stadt hart bleiben. Gleich sieben Jungen und Mädchen hatten Dienstagabend direkt beim Bürgermeister versucht, die Schließungen aufzuheben. Doch die Stadt verlangt jetzt Sicherheiten: Bis heute 15Uhr müssen schlüssige Konzepte vorgestellt werden. Ansonsten bleiben die Einrichtungen zu.
Steve Möller, seit einem halben Jahr Leiter des Jugendclubs Bad Schandau, bezeichnet die Beschwerden der Anwohner als übertrieben. Die Jugendlichen ärgere schon sehr, dass die Einrichtung bereits 22Uhr schließen muss. Der 16-Jährige weiß aber auch, dass sich daran nichts ändern wird. Weil das Haus in Stadtbesitz ist und es ein Abkommen mit der Kirnitzschtalklinik gibt, die die Betriebskosten für den Club bezahlt, im Gegenzug aber die eingeschränkte Öffnung verlangt.
Dennoch werde man in dem Bericht versprechen, sich in Zukunft an die Regeln zu halten. Dazu sollen zwei bis drei Personen, darunter er selbst, benannt werden, die verantwortlich sind und bei Vergehen mit entsprechenden Konsequenzen rechnen müssten. Auch das Gespräch mit den Nachbarn wolle man suchen.
Genau das vermisst aber Manfred Zwehn, Ortsvorsteher von Ostrau. Dass in der Januar-Sitzung des Ortschaftsrates die Jugendlichen ein neues Konzept vorstellen wollen, hat er zwar gehört, kann es aber nicht bestätigen. Die Schließung sei folgerichtig. „Der Jugendclub hat sich nicht an die Vereinbarungen gehalten“, sagt er. „Aber für die, die sich anständig benehmen, tut es mir leid.“
Auch Volker Hempel, Betreiber der Pension Anna im Kirnitzschtal direkt gegenüber vom Jugendclub, möchte nicht alle Jugendlichen verurteilen. „Wenn es ruhig ist, ist das in Ordnung“, erzählt er. Aber es hätte sich herumgesprochen, dass die Jugendlichen die Öffnungszeiten nicht so ernst nehmen. Er hat beobachtet, wie nachts Besucher kamen, an die Tür oder Fenster geklopft haben, um in den Club zu kommen. Selbst Übernachtungen seien keine Seltenheit. Die Jugendlichen würden zwar nicht ständig laut sein, aber Anwohner und Pensionsgäste hätten nun mal ein anderes Ruhebedürfnis.
Protestaktion mit Nebenfolgen
An den zwei Wochenenden nach der Schließung wollten einige Jugendliche ein Zeichen setzen, dass sie ihr Clubhaus brauchen. Sie trieben sich auf dem angrenzenden Parkplatz herum. Und sie hinterließen ihre Spuren: Glasscherben von Bier- und Weinflaschen, aber auch Teile eines Grills, auf dem vorher allerlei Unrat verbrannt worden sein soll, wurden teilweise gegen die Hauswand von Hempels geworfen. „Sind das die Argumente, mit denen man die Öffnung wieder durchsetzen will?“, fragt Hempel besorgt. Auf seinem Grundstück landeten sogar Knaller. Die Jugendlichen wollen die Taten nicht zugeben, allerdings liegen der Stadt aussagekräftige Fotos vor. Ganz offensichtlich sind die Fronten zwischen vielen Bad Schandauern und den Jugendlichen verhärtet.
Beide Einrichtungen werden vom Projekt JugendLand betreut, das auch noch im Haus des Clubs auf der Kirnitzschtalstraße sitzt. Wie wird man mit den Schließungen umgehen und was unternimmt man, um den Jugendlichen auch weiterhin eine Perspektive zu bieten? Man sei über den Stand informiert, erklärt Mitarbeiterin Franziska Cottin lediglich. Die Sachverhalte seien „in Arbeit“.