Von Reinhard Kärbsch
Die Gymnasiasten Lutz Grzonka und Christian Hein kannten bisher den Physik- und Fernsehprofessor Harald Lesch nicht. Jetzt besitzt jeder drei CDs mit seinen Erklärungen und Vorträgen zur modernen Physik. „Da erfährt man wirklich noch interessante Dinge“, meint Christian. Lutz nickt bestätigend: „Wir sind von ihm angetan.“ Zu verdanken haben sie die kleine Gabe ihrem unbändigen Forscherdrang, der so genannten differenziellen Rotation der Sonne auf die Spur zu kommen.
Die Zwischenergebnisse, die das Forscherteam unter Anleitung des Mentors Olaf Böttcher zum Wettbewerb des Forschungsinstituts Rossendorf und Qimonda-Infinion Dresden einreichte, fanden jetzt eine Würdigung. Die Kamenzer Gymnasiasten erhielten den Preis „für die besten besonderen Lernleistungen im Fachbereich Physik im Jahr 2006“. So steht es auf der entsprechenden Urkunde.
Den Lesch gab’s als Sachpreis dazu – wie auch ein Jahresabonnement der Fachzeitschrift „Bild der Wissenschaft“. Auch hier stöberten sie schon in der ersten Ausgabe, die sie erreichte.
Physikalisches Neuland
Besonders interessant fanden die Jungs die Beiträge über Parallel-Universen sowie Vakuum und Schwarze Löcher. „Physik ist selbst dort, wo eigentlich nichts ist“, sagt Christian Hein. Vielleicht ist die Beschäftigung mit solchen ausgefallenen Themen auch der Grund für ihre besondere Kreativität.
Schließlich hob Prof. Dr. Roland Sauerbrey, Wissenschaftlicher Direktor der Rossendorfer Einrichtung, bei der Auszeichnungsveranstaltung die Arbeit der jungen Physiker als die einzig kreative des Jahrgangs hervor. Kreativ heißt in diesem Fall Betretung physikalischen Neulandes und nicht, wie bei sieben anderen Ausgezeichneten, Bestätigung schon bekannter Phänomene durch lediglich andere Messanordnungen oder Auswerteverfahren. Der Wissenschaftler empfahl dem Kamenzer Team, die bisherigen Forschungsergebnisse in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen. Klar, das lässt die Brust der Schüler stolz anschwellen, wenn solche Wertungen verkündet werden. Dabei wissen sie zugleich die fördernde und fordernde Rolle ihres Mentors zu schätzen. Der sucht derweil nach Redaktionen, die sich der Texte und Tabellen annehmen. „Das ist nicht leicht“, weiß Böttcher. „Ich habe schon bei ,Spektrum der Wissenschaft‘ angefragt. Die veröffentlichen nur Beiträge, die vorher Anerkennung eines amerikanischen Wissenschaftlergremiums gefunden haben.“ Soweit sind die Kamenzer Physiker noch nicht, aber auszuschließen ist das natürlich nicht.
In dritter Generation
Böttcher bastelt längst mit seinen Jungs an der dritten Generation eines Radioteleskops.. Es soll demnächst rund um die Uhr und das ganze Jahr über Messdaten liefern. Und das alles zusammen motiviert. Die jetzigen Zwölftklässler, schon seit zwei Jahren dabei, wollen die Geschichte mit dem so widersprüchlichen Sonnenphänomen unbedingt weiterführen. Zwar geht das Abi vor, und Olaf Böttcher wäre der Allerletzte, der das nicht akzeptieren würde. Doch die Sonne läuft ihnen ja nicht weg.