SZ +
Merken

Junge Wilde haben es in der Kreis-CDU weiter schwer

Die Union tritt bei der Kreistagswahl mit 103 Kandidaten an. Auf den Listen stehen fast nur Platzhirsche.

Teilen
Folgen

Von Andy Scharf

Es passt ins Bild: Die Internetseite der Jungen Union Mittelsachsen ist eine Baustelle. Wer www.ju-mittelsachsen.de in die Adressleiste tippt, stößt auf folgenden Hinweis: „Diese Internetpräsenz wurde soeben freigeschaltet. Es wurden noch keine Inhalte hinterlegt.“ Auch in der realen Welt haben es die Nachwuchskader der Kreis-CDU parteiintern schwer. Von den 103 Kandidaten für die Kreistagswahl im Mai sitzen 37 schon jetzt im Gremium, 24 sind Bürgermeister, das Gros ist zudem über 55 Jahre alt.

„Es fällt einigen Etablierten nicht leicht, einen Generationenwechsel mitzumachen“, sagt der 34-jährige Frankenberger Andreas Schramm, der auch zur Kreistagswahl antritt. Man müsse dem Nachwuchs auch Chancen geben. Dann seien die Youngster gefordert, „eine Meinung zu haben und zu verteidigen“. Der langjährige Frontmann der Jungen Union, Johann Haupt, sieht es ähnlich. „Eine Mischung ist wichtig. Wir müssen auch auf kommunaler Ebene eine Verjüngung hinbekommen“, sagt der 29-jährige Bobritzscher.

Mittelsachsens CDU-Chef kennt die Kritik. Für Christian Rüdiger sei der Generationenwechsel ebenfalls wichtig, es gebe Nachholbedarf. Doch er behält das Wahlergebnis im Blick. „Selbst wenn wir mehr Junge aufstellen würden, hieße das nicht, das sie auch gewählt werden. Platzhirsche wie Bürgermeister sind aufgrund ihrer Bekanntheit nur schwer zu schlagen“, betont Rüdiger. Es bringe nichts, die junge Garde auf Biegen und Brechen zu inthronisieren. „Denn der Wähler auf dem Land setzt oft auf Altbewährtes“, so Rüdiger. Mehr Nachrücker seien jedoch willkommen.

Das bestätigt Kreisrat Stephan Lazarides. Der 55-jährige Klinik-Manager geht in der CDU-Fraktion sogar noch als Jungsporn durch. „Kreistagwahlen sind Personenwahlen. Der Nachwuchs hat es schwer, sich bekanntzumachen“, so Lazarides. Er war 2009 mit etwa 1 900 Stimmen gerade so in den Kreistag gerutscht. Zum Vergleich: CDU-Fraktionschef und Mittweidas OB Matthias Damm hatte etwa 10 000 Stimmen.

Der CDU falle es auf dem Land schwer, junge Leute zu begeistern, betont Alexander Dierks, Chef der Jungen Union Sachsen. Dies liege an Abwanderung und Bevölkerungsschwund. Der Frankenberger Schramm ist jedoch überzeugt: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Die Kreis-CDU hat 1 150 Mitglieder, das Durchschnittsalter liegt bei 60 Jahren. Zur Jungen Union gehören 64 Männer und Frauen. (FP)